Von Kindheit, Traditionen und Zusammensein

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Interview: Weihnachten in Frankreich Von Kindheit, Traditionen und Zusammensein

Es ist einfach immer sehr gemütlich – oder chaleureux – wie die Französin Alice Bon ihr Weihnachtsfest beschreibt. Sie kommt mit ihrer ganzen Familie bei gutem Wein und Essen um einen großen Tisch zusammen. Im Interview erzählt die Pariserin vom Weihnachten ihrer Kindheit, den Weihnachtstraditionen in Frankreich und was ihr heute bei diesem Fest am wichtigsten ist.

3 Min. Lesedauer

Foto zeigt Jeanne, Émilie and Léonie, die drei Töchter von Alice Bon.

Émilie und Léonie, die Töchter von Alice Bon, und deren Cousine Jeanne beim Auspacken der Geschenke im vergangenen Jahr.

Foto: Alice Bon

Wie haben Sie Weihnachten in Ihrer Kindheit verbracht?

Alice Bon: In meiner Kindheit haben wir Weihnachten immer bei der Familie meines Vaters in den Bergen verbracht – mit meinen Großeltern, Tanten, Onkeln und deren Kindern. 
Es war wirklich eine besondere Woche, in der ich mit meinen Cousinen und Cousins Ski gefahren bin. Traditionell haben wir an Heiligabend immer einen großen chapon, einen kastrierten Hahn aus der Bresse – das liegt in Ostfrankreich - , gegessen. Mein Großvater und mein Onkel haben gekocht – und sich viel darüber gestritten, wie man den Hahn zubereitet. Am Ende war es immer köstlich!

In Frankreich gibt es normalerweise am Morgen des 25. Dezembers die Geschenke und alle kommen mittags für ein großes Festessen zusammen. Bei uns war es damals ein bisschen anders: Wir öffneten die Geschenke immer schon am Heiligabend. So konnten wir am 25. Ski fahren gehen.

Die Pisten waren dann immer sehr leer. Unser „traditionelles“ Weihnachtsessen bestand also oft nur aus einer Bratwurst, einer sogenannten saucisse frite in einem Fastfood-Lokal auf der Piste.

Was bedeutet Weihnachten für Sie heute? 

Alice Bon: Die Weihnachtswoche ist für mich auch heute noch etwas Besonderes. Ich versuche, unsere ganze Familie zu sehen, auch wenn wir nicht mehr gemeinsam in den Urlaub in die Berge fahren. Die wichtigste Tradition in meiner Familie ist aber weiterhin das Zusammenkommen um einen Tisch. Wir alle lieben es, wenn wir gemeinsam mit viel gutem Essen und guten Weinen laut reden und die Gesellschaft der anderen genießen. Das ist stets sehr warm und einladend. Es ist einfach immer sehr gemütlich, oder chaleureux, wie wir im Französischen sagen. 

Heiligabend verbringen wir jetzt immer bei meinen Eltern. Meine Cousine und deren Familie, meine Großmutter und meine Schwiegermutter sind auch mit dabei. Meine Eltern kochen immer etwas Besonderes. Sie sind beide sehr gute Köche. Letztes Jahr haben sie eine pâté en croûte gemacht, eine Art Pastete mit verschiedenen Fleischsorten und Gänseleber. Geschenke bekommen allerdings nur die Kinder. 

Welche Traditionen sind für Sie an Weihnachten wichtig?

Alice Bon: Normalerweise stellen wir Anfang Dezember unseren Weihnachtsbaum auf und schmücken ihn mit allen möglichen glitzernden Girlanden. Zusammen mit meinen Töchtern backe ich kleine Schokoladentrüffel oder Ingwerkekse, die wir bei jedem Weihnachtsessen der Familie mitbringen können. 

In den letzten Jahren haben wir aus ökologischen Gründen versucht, unsere Gewohnheiten zu ändern: Wir verwenden kein Geschenkpapier mehr, sondern alte Zeitungen.
Dieses Jahr haben wir auch beschlossen, keinen Weihnachtsbaum zu kaufen. Mein Vater, der sehr einfallsreich und handwerklich begabt ist, hat einen Weihnachtsbaum aus Holzresten für uns gebaut. 

Die Wochen der Familientreffen enden am 6. Januar mit einem besonderen Gebäck: dem galette des rois, dem traditionellen Dreikönigskuchen. In den verschiedenen Regionen Frankreichs wird der Kuchen nach unterschiedlichen Rezepten gebacken. In Paris, wo ich wohne, ist es ein Blätterteigkuchen mit Mandelmasse im Inneren.

Unsere Familie versteckt eine Bohne im Kuchen. Der Jüngste der Familie krabbelt unter den Tisch und muss jedem ein Stück von dem Kuchen  geben. Derjenige, der die Bohne findet, ist der gekrönte König. Das ist immer ein sehr aufregender Moment. Viele Leute mögen den Kuchen nicht, essen ihn aber, weil sie der König sein wollen. Andere schlucken die Bohne einfach, weil sie zu schüchtern sind, um der König zu sein. 

Glauben Sie, dass die Pandemie dieses Weihnachten beeinflussen wird?

Alice Bon: Letztes Jahr war das Weihnachtsfest wegen der Pandemie etwas anders: Wie viele Familien konnten wir nicht mit so vielen Leuten wie sonst zusammenkommen. Allerdings hatten wir ein bisschen Glück! Meine Schwester und ihre Familie haben es geschafft, zu Weihnachten aus London nach Paris zu kommen. Zwei Tage vor der Schließung der Grenze zwischen England und Frankreich sind sie zu uns gefahren.

Dieses Jahr ist die ganze Familie vollständig geimpft. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir alle wie üblich zusammen feiern können. 

Ab 2022 hat Frankreich zusammen mit Schweden und Tschechien die gemeinsame Trio-Präsidentschaft inne. Am 01.01.2022 übernimmt Frankreich den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. Am 01.07.2022 übergibt das Land den Staffelstab an Schweden. Ab 01.01.2023 wiederum ist Tschechien Inhaber des Vorsitzes.