Deutsch-französischer Sprachaustausch
Das Projekt ShareAmi bringt zwei Generationen und zwei Kulturen zusammen: In Video-Chats tauschen sich junge Deutsche mit älteren Menschen aus Frankreich aus. Die Berlinerin Carmen Hofmann erzählt, warum sie mitmacht und was sie erlebt.
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Carmen Hofmann aus Berlin erfuhr von ShareAmi über einen Tweet in den Sozialen Medien: Darin berichtete eine Teilnehmerin des Programms begeistert von dem virtuellen Sprachaustausch zwischen jungen Leuten, die Französisch lernen wollen, und Seniorinnen und Senioren aus Frankreich. Da die 31-Jährige E-Learning-Redakteurin schon lange ihre Französischkenntnisse auffrischen wollte, meldete sie sich für das Programm an.
Lebendiger Austausch
Während des dreimonatigen Projekts trifft sich Hofmann wöchentlich mit ihrer französischen Tandempartnerin Nicole Catona. Diese ist Ende 70 und wohnt in in der Nähe von Paris. Gesprächsstoff haben beide genug: die Lebenssituation, Beruf, Familie, Pläne. Manchmal geht es auch um gesellschaftliche Themen in Frankreich und Deutschland - oder um die französische Grammatik, erzählt Hofmann und schmunzelt.
Beide teilen ähnliche Interessen. „Wir empfehlen uns auch gegenseitig Bücher. Als meine Tandempartnerin daraufhin gleich zwei der von mir vorgeschlagenen Bücher gekauft hat, hat mich das sehr gefreut“, sagt die junge Deutsche. Ein besonders schöner Moment war für sie, als die Französin ihr mit dem Handy ihren Garten zeigte: „So bekommt man das Gefühl, die andere Person noch besser kennenzulernen.“
Generationsübergreifendes Projekt in Pandemiezeiten
Das ShareAmi-Programm wurde zu Beginn der Pandemie im Mai 2020 von drei jungen Franzosen gegründet. Die Idee war zunächst, zwei Gruppen zu einem Sprachaustausch zusammenzubringen, die beide von den Einschränkungen besonders betroffen waren: ältere Menschen, die in der Pandemie isoliert waren sowie Schülerinnen, Flüchtlinge und Migranten, deren Französischunterricht abgesagt wurde. Während die Jungen ihre Französischkenntnisse verbessern können, hilft das Programm den Älteren gegen die Einsamkeit und macht sie zudem mit digitalen Tools vertraut. Der Austausch fördert außerdem das Verständnis zwischen den Generationen und Kulturen.
Großes Interesse aus Deutschland
Von Anfang an hatten die Gründer auch die Studierenden im Ausland im Blick, die wegen der Pandemie an keinem Austausch in Frankreich mehr teilnehmen konnten. „Zunächst startete das Programm in einem kleinen Rahmen an einer britischen Universität, an der meine Mitgründerin Juliette Neyran studierte“, erzählt Gründer Clément Boxebeld. Über die Verbreitung in den Sozialen Medien wurde es weltweit bekannt und mit Anfragen überschüttet. Bei Deutschen stieß es auf besonders großes Interesse. Doch gleichzeitig zeigten sich auch viele ältere Menschen in Frankreich an einem Austausch mit jungen Deutschen interessiert, sagt Boxbeld. „In manchen Fällen wollten sie sogar Deutsch sprechen.“
So startete ShareAmi im vergangenen Jahr ein deutsch-französisches Projekt. Von Mai bis Dezember 2021 trafen sich 50 junge Deutsche virtuell mit 50 Seniorinnen und Senioren aus Frankreich. Die Gründer von ShareAmi hoffen, es in diesem Jahr und darüber hinaus weiterzuführen – und zu erweitern. „Wir haben wirklich den Ehrgeiz ein richtig europäisches Programm zu werden“, sagt Boxebeld.
Gelebte deutsch-französische Freundschaft
Carmen Hofmann und Nicole Catona haben beide eine Verbindung zum jeweils anderen Land. „Meine Mutter spricht sehr gut Französisch und wir waren häufig dort. Deshalb wollte ich schon sehr früh die Sprache lernen“, sagt Hofmann. Auch Catona hatte Erfahrungen mit Deutschland gemacht: Als Schülerin war sie selbst einmal in einer deutschen Familie bei einem Kurzaustausch. Bei ShareAmi hat sich die Seniorin angemeldet, weil sie sich gerne mit Menschen austauscht und Lernende dabei unterstützen möchte, Französisch zu üben.
Nachdem das Projekt nach drei Monaten zu Ende war, blieben Hofmann und Catona weiter in Kontakt. Alle zwei Wochen treffen sie sich nach wie vor zu einem Videochat. Die Deutsche kann das Austauschprogramm nur empfehlen: „Die Erfahrung mit ShareAmi hat mich bestärkt, weiterhin Französisch zu lernen und den Kontakt zu Menschen zu suchen.“
Das Projekt wurde vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds finanziert. Der Fonds berät, vernetzt und finanziert Projekte, die die deutsch-französische Freundschaft und Europa in der Breite der Bevölkerung erlebbar machen. Er geht auf den Vertrag von Aachen zurück, der 2019 zwischen Deutschland und Frankreich geschlossenen wurde. Umgesetzt wird der Bürgerfonds vom Deutsch-Französischen Jugendwerk. Die Bundesregierung und die französische Regierung finanzieren ihn zu gleichen Teilen. 2021 stand ihm ein Jahresbudget von 2,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Wer bei ShareAmi mitmachen will, kann sich auf einer Webseite registrieren. Das Projekt richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 35 sowie Ältere ab 55 Jahren.