bundeskanzler dr. helmut kohl und der praesident der
franzoesischen republik, francois mitterrand sandten
an den praesidenten des obersten rates von litauen,
vytautas landsbergis, folgendes schreiben:

paris, den 26. april 1990

sehr geehrter herr praesident!

wir teilen beide die gleiche besorgnis ueber die entwicklung
der lage in litauen.
wir moechten sie darueber in kenntnis setzen.
das litauische volk hat klar seinen willen zur
unabhaengigkeit zum ausdruck gebracht.
daraus kann ihm kein vorwurf gemacht werden.
aber die geschichte hat eine komplexe situation
geschaffen, die sich aus zahlreichen politischen, juristischen
und wirtschaftlichen bindungen zusammensetzt. ihre
entflechtung braucht zeit und geduld und wird die klassischen
wege des dialogs einschlagen muessen.
wir wuenschen daher unsererseits, dass moeglichst rasch
zwischen ihnen und den sowjetischen behoerden gespraeche
eingeleitet werden, damit die augenblickliche krise zu einer
beidseitig akzeptablen loesung fuehrt.
zur erleichterung der eroeffnung dieser gespraeche waere es
ohne zweifel nuetzlich, fuer eine zeitlang die auswirkungen
der vom parlament gefassten beschluesse auszusetzen, die
dadurch nichts von ihrem wert verlieren, da sie auf einem
universal akzeptierten prinzip, dem der selbstbestimmung
der voelker, beruhen.

wir gruessen sie mit dem gefuehl der sympathie und mit den
besten wuenschen fuer ihre landsleute.
helmut kohl francois mitterrand