Grußwort des Kanzlers zur Eröffnung des Lichtfests in Leipzig

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Bundeskanzler Olaf Scholz stellt beim Lichtfest zu 35 Jahren Friedliche Revolution in Leipzig eine Kerze ab,

Kanzler Scholz in Leipzig: „Es ist ein großer Tag, den wir heute haben.“

Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

Bundeskanzler Olaf Scholz: Liebe Bürgerinnen und Bürger von Leipzig – „Bürgerinnen und Bürger“: das ist ja ein wichtiges Wort, weil es etwas mit Selbstermächtigung zu tun hat, mit Demokratie und Freiheit –, ich bin sehr froh, dass wir alle hier auf diesem Platz stehen können und dass die Möglichkeit besteht, sich zu erinnern an das, was 1989 passiert ist.

Ich will das hier noch einmal sagen: Es steht da stolz „89“ an dem Turm, aber es ist auch eine Botschaft – eine Botschaft, dass es möglich ist, die Freiheit friedlich zu erkämpfen.

Es standen unzählige da und haben sich, nachdem sich viele in der Nikolaikirche versammelt hatten, auf den Weg gemacht, sind den Ring entlanggegangen und wussten nicht, auf was sie sich da eingelassen haben und welche Risiken und Gefahren sie eingehen. Unglaublich viel Staatssicherheit, Polizei, Militär war aufgefahren worden, und manche haben sich schon tagelang Sorgen gemacht, was wohl passieren wird, ob das in einem Blutbad endet, wie kurz zuvor in China auf dem Tian'anmen-Platz, oder ob ganz viele verhaftet werden, und was eigentlich passiert, wenn so viele Krankenhäuser auf 24-Stunden-Bereitschaft eingestellt werden.

Aber trotz aller Furcht, die jeder und jede Einzelne gehabt haben mag – und da wird es nicht wenige gegeben haben – haben sie gefühlt, dass die Gemeinschaft, dass der Zusammenhalt Kraft gibt und dass sie es wagen können.

Und sie haben es gewagt. Die Diktatur der SED, der DDR-Staat mit aller seiner Macht und Gewalt ist zurückgewichen und hat es geschehen lassen. Damit war nicht nur Leipzig, war nicht nur die DDR, war nicht nur Deutschland, nicht nur Europa verändert, sondern die ganze Welt. Weil es möglich war, die Freiheit und die Demokratie zu erringen.

Deshalb dürfen wir auch heute und in diesen Tagen nicht vergessen, dass es ein Erbe und eine Mahnung von den mutigen Frauen und Männern, die damals hier gestanden haben und den Ring entlanggegangen sind, gibt: Es ist die Mahnung, dass für die Freiheit, für die Demokratie, für das Recht jedes Einzelnen und jeder Einzelnen, so zu leben, wie sie es selber gut finden, und sich nicht von anderen vorschreiben zu lassen, wie man leben soll, dass für diese Freiheit zu kämpfen sich immer lohnt.

Es ist ein großer Tag, den wir heute haben.