Grußwort des Bundesministers des Auswärtigen, Heiko Maas,

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Herzlich willkommen hier im Auswärtigen Amt!

50 Jahre Humanitäre Hilfe sind ein guter Zeitpunkt, um zurückzublicken auf das, was geschehen ist, was sich entwickelt hat. Und es ist etwas, worauf man stolz sein kann.

1968 haben wir hier im Auswärtigen Amt mit einem Mitarbeiter und mit elf Millionen Euro in der Humanitären Hilfe angefangen. Heute beschäftigen sich bei uns etwa 60 Kolleginnen und Kollegen mit diesem Thema und wir reden über Summen von 1,5 Milliarden Euro.

Da könnte man sagen: Das ist eine gute, das ist eine positive Entwicklung. Aber im Grunde genommen ist es ja nur eine Konsequenz einer außerordentlich negativen Entwicklung, nämlich dass es auch in einer immer weiter entwickelten Welt immer noch humanitäre Krisen gibt. Bedauerlicherweise haben sich das Ausmaß und die Anzahl dieser Krisen in den letzten Jahren noch einmal dramatisiert. Seit 2014 haben wir die Mittel noch einmal vervielfacht. Das macht deutlich, wie aktuell und brisant das Thema an vielen Stellen auf der Welt geworden ist.

Sehr früh nach meinem Amtsantritt bin ich unter anderem in Jordanien gewesen. Dort gab es einen Moment, da wurde für mich sehr greifbar, was humanitäre Hilfe bedeutet.

Ich hatte einen Termin im Königshaus und bin vom Königlichen Palast unmittelbar in ein Flüchtlingscamp gefahren. Von einer Welt in die andere und zwar zwei völlig unterschiedliche im gleichen Land – nicht weit voneinander entfernt.

In diesem Flüchtlingscamp hat mich eine Familie gebeten, in ihren Container zu kommen. Ich bin allein dorthin gegangen und habe eine Zeit lang mit der Familie gesprochen. Sie wussten, dass ich kam und hatten alles hergerichtet und sich außerordentlich viel Mühe gegeben. Ich habe irgendwann gemerkt, dass diese Menschen ihre Heimat und ihr Zuhause verloren haben, nicht aber ihre Würde und ihren Stolz.

Ich glaube, genau das ist eine der Aufgaben der Humanitären Hilfe. Wir werden damit keine Konflikte lösen oder Krisen beenden. Aber sie ist ein Beitrag dazu, dass Menschen, die viel verloren haben, ihre Würde behalten. Das ist schon viel und das gelingt im Übrigen auch nicht immer – trotz Humanitärer Hilfe.

Humanitäre Hilfe ist deutlich mehr als Charity. Sie ist Ausdruck einer menschlichen Außenpolitik und deshalb ein Thema, mit dem wir uns intensiv beschäftigen. Wir stellen dafür Geld zur Verfügung, wir sind mittlerweile der zweitgrößte Geber in diesem Bereich. Das ist alles gut, richtig, konsequent und auch verantwortungsvoll. Aber es gibt eine Vielzahl anderer Themen, die uns dabei Sorgen machen und mit denen wir uns ebenfalls beschäftigen.

Ich will einen Punkt ansprechen, den Mark Lowcock gestern in seiner jetzt schon vielfach erwähnten Rede bei der Hertie-School erwähnt hat, nämlich dass wir Menschen brauchen, die dafür sorgen, dass die Humanitäre Hilfe auch vor Ort ankommt. Das sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vieler Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir haben in der Vergangenheit festgestellt dass deren Arbeit immer schwieriger wird und sie diese teilweise gar nicht mehr erledigen können, weil sie selber in Gefahr sind und auch nicht mehr den notwendigen Schutz bekommen für ihre Arbeit. Das gilt für Syrien, aber auch für viele Fälle.

Deshalb ist es richtig, was Mark gestern Abend angesprochen hat: Dass die Aushöhlung des Humanitären Völkerrechts nicht dazu führen darf, dass die Humanitäre Hilfe am Schluss nicht mehr da ankommt, wo sie hin soll. Weil wir keine Mitarbeiter mehr haben, die vor Ort dafür sorgen können, dass geholfen wird. Und deshalb haben wir uns auch entschlossen, dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen, wenn wir ab dem nächsten Jahr im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sitzen. Schließlich ist dies eine Voraussetzung dafür, dass das Geld, das wir zur Verfügung stellen, auch dort ankommt, wo es hingehört.

Insofern geht es nicht immer nur um die Summen, die zur Verfügung gestellt werden, sondern auch darum, dafür zu sorgen, dass wir operativ in der Lage sind zu helfen. Dafür brauchen wir ganz, ganz viele von denen, die heute hier sind. Ich weiß um Ihr großes Engagement und die meist sehr gefährliche Arbeit. Auch das muss ein Thema werden, mit dem wir uns viel intensiver auseinandersetzen. Wir können nicht nur über Geldbeträge reden.