Seit einem Jahr ist nachhaltige Kleidung leichter zu erkennen

Faire Mode Seit einem Jahr ist nachhaltige Kleidung leichter zu erkennen

Der Grüne Knopf ist das staatliche Siegel für ökologisch und sozial verträgliche Kleidung. Vor einem Jahr wurde er eingeführt. Mehr als 50 Unternehmen machen schon mit. Und es werden immer mehr. Sie müssen wichtige Sozial- und Umweltkriterien erfüllen. Fragen und Antworten im Überblick.

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Die Grafik trägt den Titel "Diese Standards gelten beim Grünen Knopf" (Weitere Beschreibung unterhalb des Bildes ausklappbar als "ausführliche Beschreibung")

Menschen und Umwelt schützen - dabei hilft der Grüne Knopf.

Auf grünem Grund trägt die Grafik den Titel "Diese Standards gelten beim Grünen Knopf", darunter steht: Verbot gefährlicher Chemikalien, Zahlung von Mindestlöhnen, Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit … und 43 weitere Sozial- und Umweltkriterien. Rechts neben der Überschrift ist das Logo des Grünen Knopfes zu sehen. Ein grüner Knopf auf grauem Grund.

Foto: Bundesregierung

Damit es leichter wird, nachhaltige Kleidung zu kaufen, gibt es das staatliche Textilsiegel "Grüner Knopf", das Bundesentwicklungsminister Gerd Müller vor einem Jahr zusammen mit 27 Unternehmen eingeführt hat. Das Label zeichnet Textilien wie Kleidung, Bettwäsche oder Rucksäcke aus, die nach nachhaltigen Sozial- und Umweltstandards hergestellt wurden. Mittlerweile machen 52 Unternehmen mit, darunter anerkannte Nachhaltigkeits-Pioniere der ersten Stunde, Sportlabel, Familienbetriebe und Mittelständler und auch große internationale Einzelhändler. "Der Grüne Knopf ist mehr als ein Textilsiegel – er ist unser Zeichen für Verantwortung", so Entwicklungsminister Müller.

Wo ist der Grüne Knopf in der Kleidung zu finden? 

Der Grüne Knopf ist gut sichtbar - als Symbol - angebracht: am Etikett, direkt auf dem Produkt oder auf der Verpackung.

Warum wurde das Siegel eingeführt? 

Drei Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher finden nachhaltige Mode wichtig. Sie wollen kein T-Shirt tragen, das von Kindern genäht oder mit giftigen Chemikalien gefärbt wurde. Der Grüne Knopf schafft hier Klarheit und Vertrauen. Der Staat legt die Bedingungen und Kriterien fest. Unabhängige, anerkannte Prüfer kontrollieren die Einhaltung.

Wie kommt das Textilsiegel bisher an?

Rund ein Drittel der Deutschen kennen den Grünen Knopf - zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts GfK. Davon halten ihn 70 Prozent für vertrauenswürdig. Und nahezu alle (96 Prozent) befürworten ein staatliches Siegel zur Überprüfung sozialer und ökologischer Standards.

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage durch die Corona-Pandemie wurden im ersten Halbjahr 2020 mehr als 50 Millionen Textilien mit dem Grünen Knopf verkauft. Davon rund 35 Millionen Kleidungsstücke. Das entspricht hochgerechnet einem Marktanteil des Grünen Knopfs zwischen 1,5 und drei Prozent. Zur Einordnung: Das deutsche Bio-Siegel lag in dem ersten Jahren nach Einführung bei zwei Prozent Marktanteil und hat nach sieben Jahren einen Marktanteil von 3,5 Prozent erreicht. 

Gibt es nicht schon Siegel für faire Kleidung?

Genau das ist das Problem. Bei den unterschiedlichen Siegeln blicken viele nicht mehr durch. Einige Siegel konzentrieren sich auf faire Arbeitsbedingungen, andere auf strenge Umweltstandards. Der Grüne Knopf schafft Orientierung. Die geprüften Textilien werden sozial und ökologisch nachhaltig hergestellt - nach festgelegten Standards. Produkte wie T-Shirts oder Bettwäsche müssen hohe Umwelt- und Sozialkriterien erfüllen. Zusätzlich wird das gesamte Unternehmen überprüft. Gibt es Beschwerdemöglichkeiten für die Näherinnen vor Ort? Legt es Risiken in der Lieferkette offen? Schafft es Missstände ab? Diese umfassende Prüfung ist das Besondere am Grünen Knopf. Einzelne Vorzeigeprodukte reichen alleine nicht aus. Das gesamte Unternehmen muss sich zu Nachhaltigkeit verpflichten.

Welche Kriterien müssen Textilien erfüllen, um den Grünen Knopf zu erhalten?

Insgesamt müssen 46 Sozial- und Umweltkriterien erfüllt werden - von A wie Abwassergrenzwerte bis Z wie Zwangsarbeitsverbot. Auch Mindestlöhne und das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit gehören dazu. 

Wie werden die Standards überprüft? 

Unabhängige Prüfer kontrollieren die Einhaltung der Standards. Wenn notwendig, überprüfen sie auch die Produktionsstätten vor Ort - und das weltweit. Die unabhängige, staatliche Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) überwacht als "Prüfer der Prüfer" die Kontrollen. Die Sozial- und Umweltstandards werden auf der Seite zum Grünen Knopf erläutert.

Sind Kleidungsstücke mit dem Grünen Knopf teurer?

Fair muss nicht teuer sein. Die Herstellung eines Produkts macht nur einen geringen Anteil am Verkaufspreis aus. Eine Jeans wird beispielsweise in Bangladesch für circa fünf Euro eingekauft. Der Verkaufspreis liegt in Deutschland bei 25, 50 oder 100 Euro. Die Näherin in Äthiopien verdient nur 18 Cent pro Stunde. Im ersten Schritt wäre eine Verdopplung der Stundenlöhne nötig. Die Produktion der Jeans würde sich dadurch lediglich um einen Euro verteuern. 

Wie wird der Grüne Knopf weiterentwickelt?

Die Weiterentwicklung der Beschwerdemechanismen soll gefördert werden: In der aktuellen Version des Grünen Knopfs muss bereits ein Beschwerdemechanismus vorliegen. Die Prüfindikatoren werden weiterentwickelt, um die Anforderungen an die Unternehmen in diesem Bereich weiter zu konkretisieren.

Auch die Produkt-Transparenz soll verbessert werden: Der Grüne Knopf beinhaltet bereits einen QR-Code am Produkt oder an der Verpackung, über den Informationen zum Unternehmen und zur Prüfung abgerufen werden können. Beim Grünen Knopf 2.0 soll der QR­-Code zusätzlich Informationen zur Produktlieferkette bereitstellen.  Desweiteren sind Schritte hin zu existenzsichernden Löhnen geplant. Bislang sind Mindestlöhne oder höhere Branchenlöhne verpflichtend. 

Hintergrund: Weltweit arbeiten mehr als 75 Millionen Menschen in der Bekleidungsindustrie, die meisten von ihnen in Entwicklungs- und Schwellenländern. In vielen Produktionsländern gibt es noch immer 16-Stunden-Schichten, Löhne, die kaum zum Leben reichen, Kündigung bei Schwangerschaft oder Krankheit sowie Produktionsmethoden, die Luft und Wasser verschmutzen. Die Sicherheitsmaßnahmen in den Fabriken sind oft ungenügend, was 2013 mit dem Einsturz der maroden Rana Plaza-Textilfabrik in Bangladesch mehr als deutlich wurde. Damals starben über 1.000 Näherinnen. Eine solche Tragödie darf sich nicht wiederholen.