„Einsamkeit kann jede und jeden treffen“

  • Bundesregierung ⏐ Startseite
  • Schwerpunkte

  • Themen   

  • Bundeskanzler

  • Bundesregierung

  • Aktuelles

  • Mediathek

  • Service

Aktionswoche gestartet „Einsamkeit kann jede und jeden treffen“

Bundesfamilienministerin Paus will die Öffentlichkeit stärker für das Thema Einsamkeit sensibilisieren. „Ob jung oder alt, das Gefühl kann in jedem Alter und in jeder Lebenssituation entstehen“, sagte Paus zum Auftakt der Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“. Das Ziel: Menschen zusammenbringen, Hilfsangebote aufzeigen.

4 Min. Lesedauer

EIn älterer Mann steht alleine auf dem Balkon und schaut in die Umgebung.

Ob ein Mensch unter Einsamkeit leidet, ist von außen nicht immer erkennbar. Die Aktionswoche möchte das Thema aus der Tabuzone holen.

Foto: imago images/Westend61

Wenn Paul freitagabends in der Dorfkneipe steht, im Gespräch mit Bekannten, glaubt kaum jemand, dass er sich einsam fühlt. Doch der 59-Jährige sagt selbst: „Einsamkeit sieht man nicht.“ Sogar Freunde wüssten nicht, dass er sich oft einsam fühle. Deshalb spreche ihn auch von sich aus niemand darauf an.

Vanessa hat sich vor Kurzem eine Katze zugelegt. Seitdem gehe es etwas besser mit der Einsamkeit, sagt die 35-Jährige. Dennoch mache sie weiterhin oft den Fernseher an, um wenigstens eine Geräuschkulisse in der Wohnung zu haben. Dabei wolle sie eigentlich raus, etwas mit anderen Leuten gemeinsam unternehmen. Vanessa fällt aber kaum jemand ein, den sie fragen kann.

Einsamkeit kann krank machen

Soziale Isolation und Einsamkeit haben viele Gesichter. Paul und Vanessa sind zwei Stimmen, die im Vorfeld der Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ befragt wurden. Ob bei Alleinerziehenden, in der Familie oder im Freundeskreis: Das Gefühl der Einsamkeit kann jeden betreffen, in jedem Alter. Wie sich Einsamkeit anfühlt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Belegt ist: Wer über eine längere Zeit einsam ist, hat ein höheres Risiko, körperlich und psychisch zu erkranken.

Aktionswoche bis Freitag

Mit der Aktionswoche  vom 12. bis 16. Juni will Bundesfamilienministerin Lisa Paus das „Thema Einsamkeit aus der Tabuzone holen“. Es gehe darum, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, das Wissen über Einsamkeit zu erhöhen und Engagierte zu unterstützen. Paus forderte dazu auf, sich an der Aktionswoche zu beteiligen.

Mit eigenen Aktionen und Initiativen könnten „Orte der Gemeinsamkeit“ in ganz Deutschland geschaffen und Menschen zusammengebracht werden. Die Ministerin selbst wird am Mittwoch in einer Berliner Einkaufsstraße mit Passantinnen und Passanten über das Thema Einsamkeit diskutieren.      

Das Bundesfamilienministerium erarbeitet derzeit eine „Strategie gegen Einsamkeit“ . Ziel ist, Einsamkeit stärker zu beleuchten und zu begegnen. Dabei werden alle Menschen in den Blick genommen, die aufgrund ihrer Lebensführung in bestimmten Lebensphasen von Einsamkeit betroffen sein können. Das im Februar 2022 gegründete Kompetenznetzwerk Einsamkeit unterstützt das Bundesfamilienministerium bei der Strategie und organisierte zum Auftakt der Aktiosnwoche eine Konferenz. Das Kompetenznetzwerk macht bestehendes Engagement sichtbar und bringt diejenigen zusammen, die sich gegen Einsamkeit einsetzen.

Bund fördert mehrere Projekte  

Das Bundesfamilienministerium fördert zahlreiche Initiativen, die sich zum Thema Einsamkeit engagieren. Dazu gehört beispielsweise das Modellprojekt „Miteinander Füreinander “ des Malteser-Hilfsdienstes. Es richtet sich vor allem an hochbetagte Seniorinnen und Senioren. Ziel ist, für Themen des Lebens im Alter zu sensibilisieren, Hilfestellungen gegen Einsamkeit und Inspirationen für eigene Aktivitäten zu geben.

An etwa 110 Malteser-Standorten wird bundesweit konkrete Hilfe angeboten, beispielsweise mit persönlichen Besuchen und Gesprächsangeboten. Die ehrenamtlich ausgebildeten Helferinnen und Helfer stehen auch für regelmäßige Telefonate zur Verfügung, um über Einsamkeit zu sprechen und neue Zuversicht zu vermitteln.

Gegen Einsamkeit im Ruhestand

Einsamkeit im Alter vorzubeugen, ist das Ziel des Projekts „Lebenserfahren und Aktiv“  des Bonner Vereins für Pflege und Gesundheitsberufe. Die Vereinsmitglieder unterstützen Menschen ab 60 Jahren beim Übergang in den aktiven Ruhestand. Der Verein nimmt mit seinem Projekt am ESF-Plus-Programm des Europäischen Sozialfonds „Stärkung der Teilhabe älterer Menschen – gegen Einsamkeit und soziale Isolation“ teil. Für ihr Engagement erhielt die Bonner Initiative jetzt eine Urkunde des Bundesfamilienministeriums.

Das Projekt will gezielt Menschen an der Schwelle zum Ruhestand ansprechen, die eine geringe Eigenmotivation haben und denen es schwerfällt, sich auf die neue Lebensphase einzustellen. So sollen beispielsweise neue soziale Kontakte dabei helfen, sich weiterhin in der Gesellschaft einzubringen. Der Verein bietet Interessierten Gruppenangebote und Einzelberatungen an. Das Projekt trägt dazu bei, das Thema Einsamkeit im Alter zu enttabuisieren.

Mit Sport Einsamkeit vorbeugen

Einsamkeit durch aktiven Sport und ein Engagement in Sportvereinen zu begegnen, ist Ziel des geförderten Projekts „Verein(t) gegen Einsamkeit “ des Deutschen Olympischen Sportbundes. Menschen aller Generationen und Lebenslagen können ihre soziale Heimat im wohnortnahen Sportverein finden und dort Zusammenhalt erleben. Das Projekt dient dazu, Strategien für Sportvereine zu erarbeiten und zu erproben, wie einsame Menschen durch die Vielfalt an Sportverbänden erreicht und in die etwa 87.000 Sportvereine integriert werden können.              

Mehrgenerationenhäuser verbinden Menschen

Generationenübergreifend zusammenleben und aktiv den Alltag miteinander erleben: dafür stehen die bundesweit etwa 530 Mehrgenerationenhäuser . Sie geben Raum für gemeinsame Aktivitäten und schaffen ein nachbarschaftliches Füreinander in der Kommune. Damit helfen sie dabei, Isolation sowie Einsamkeit zu verhindern. Konkret organisiert werden Kultur-, Freizeit und Sportaktivitäten sowie Informations- und Beratungsangebote.

Hilfs- und Krisentelefone

Darüber hinaus gibt es mehrere Hilfs- und Krisentelefone. Dazu zählt die Telefonseelsorge .  Sie bietet allen Ratsuchenden bei Problemen und Krisen in jeder Lebensphase ein offenes Ohr, die Nummern lauten 0800-111 0 111 , 0800-111 0 222 sowie 116 123. Das Angebot ist kostenlos, anonym und jeden Tag rund um die Uhr erreichbar.

Die „Nummer gegen Kummer  berät sowohl Kinder und Jugendliche als auch Eltern – am Telefon und online. Das Telefon für Kinder und Jugendliche ist unter 116 111 von Montag bis Samstag zwischen 14 und 20 Uhr erreichbar. Das Telefon für Eltern ist unter 0800 1110 550 von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag bis 19 Uhr geschaltet.

Am sogenannten Silbertelefon finden Menschen ab 60 Jahren täglich von 8 bis 22 Uhr unter 0800 4 70 80 90 ein offenes Ohr – ohne Krise oder konkretes Problem. Das Angebot der Initiative „Silbernetz“ ist anonym, vertraulich, kostenfrei.