Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek,

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Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Corona hat uns allen klar und deutlich gezeigt, wie groß die Aufgaben sind, die vor uns liegen. Aber, liebe Opposition, es besteht überhaupt kein Grund, schwarzzumalen. Wir sind es nämlich, die mit vereinten Kräften für Fortschritt sorgen. Denn Deutschland ist Innovationsland. Deutschland spielt in vielen Bereichen, gerade in der Grundlagenforschung, in der ersten Liga mit.

Das zeigt übrigens gerade die mRNA-Technologie. Sie hat es dank unserer Förderung zur Marktreife geschafft. Auf der ganzen Welt rettet der Impfstoff aus Mainz gerade Menschenleben. Die mRNA-Technologie ist nicht nur ein Gamechanger in der Pandemie, sondern sie bietet auch eine Riesenchance in der Krebsforschung. Seit 20 Jahren investieren wir dort. Das ist genau das, was wir als BMBF immer machen: Wir fördern die Zukunft. Wir fördern schon heute das, was uns in zehn oder in 20 Jahren Wertschöpfung im Innovationsland Deutschland sichert. Wir identifizieren Technologien der Zukunft und treiben sie dann durch unsere Forschungsförderung voran. Das BMBF steht wie kein anderes Ressort für Zukunft.

Ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir als Bundesregierung neben dem Konjunkturpaket auch ein Zukunftspaket schnüren, das erhebliche Investitionen in Schlüsseltechnologien ermöglicht. Wir nutzen die Dynamik, die die Pandemie freigesetzt hat; denn heute entscheidet sich nicht nur, wie wir künftig leben wollen, sondern auch wovon.

Für mich ist die Antwort klar: Wir müssen auf Zukunftstechnologien setzen, auf künstliche Intelligenz und auf Mikroelektronik. Denn demnächst werde ich, wenn ich in mein Auto steige, einfach sagen, wohin ich möchte, und dann fährt das Auto allein. Das verändert eben nicht nur unseren Alltag. Das verändert auch unsere Städte und den Verkehr. Wir wollen der Technik in diesen autonom fahrenden Autos unser Leben anvertrauen können.

So wie die Smartphones unseren Alltag von Grund auf verändert haben – die Art wie wir leben, wie wir arbeiten, wie wir heute miteinander kommunizieren –, so werden uns auch die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, in der Mikroelektronik, bei den Quantencomputern ganz neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen, zum Beispiel wie wir Krankheiten erkennen und heilen können, wie wir die besten Produkte aus unseren Maschinen herausholen, mit welchen Technologien wir das Klima wirksam schützen können. Wir müssen und wollen selbst in der Lage sein, diese Technologien zu verstehen, herzustellen und auch weltweit zu verkaufen; denn das sichert uns in der Zukunft den Wohlstand.

Ich will, dass Deutschland der große Innovationstreiber in Europa wird. Ich habe mir am letzten Dienstag von Herrn Dr. Kürz von der Firma Zeiss zeigen lassen, wie entscheidend optische Technologien und extrem ultraviolettes Licht für die Mikroelektronik sind; denn mit ultraviolettem Licht lassen sich die leistungsfähigsten Chips der Welt herstellen. Computerchips und Halbleiter sind schon heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie stecken in unseren Smartphones, in unseren Autos, in unseren Computern. Sie sind die Schlüsseltechnologie für selbstfahrende Autos, für 5G, für 6G, für KI. Das extrem ultraviolette Licht garantiert uns einen Technologiesprung; denn die Mikrochips werden damit leistungsfähiger, energieeffizienter und auch günstiger.

Im Moment ist nur die niederländische Firma ASML mit ihren deutschen Partnern Zeiss und Trumpf dazu in der Lage, hochleistungsfähige und präzise Maschinen für die EUV-Lithografie herzustellen. Und genau hier kommt das BMBF ins Spiel. Wir fördern als Bundesregierung seit den 1980er Jahren die Mikroelektronik und arbeiten dabei auch ganz eng mit der Europäischen Union zusammen. Dieses Erfolgsbeispiel aus der Mikroelektronik zeigt, was wir für die Technologieförderung brauchen: einen langen Atem, einen klugen strategischen Ansatz und immer den Willen, weltweit die Besten zu sein.

Genau diesen Ansatz müssen wir jetzt auch auf anderen Technologiefeldern vorantreiben. Bei den Quantencomputern zum Beispiel ist das Rennen noch offen. Auch hier wollen wir Weltspitze sein. In der Grundlagenforschung gehören wir schon lange dazu. In den nächsten fünf Jahren wollen wir einen konkurrenzfähigen Quantencomputer made in Germany bauen; denn Quantencomputer werden auf einem kleineren Raum als Mikrochips sehr viel mehr Rechenleistung konzentrieren können.

Die dritte Schlüsseltechnologie, die ich hier und heute ansprechen will und auf die wir in Zukunft setzen, ist die künstliche Intelligenz. Auch im Bereich künstliche Intelligenz fördern wir die Forschung schon seit den 1980er Jahren. Wir wollen eine international sichtbare KI-Nation sein, der attraktivste KI-Forschungsstandort der Welt. Deswegen haben wir vereinbart, bis 2025 insgesamt fünf Milliarden Euro allein in die KI-Förderung zu stecken.

Lieber Herr Dehm, ich habe gesagt, dass wir in diesen Technologien, die ich hier gerade genannt habe, die Nummer eins sein wollen. Es ist doch die entscheidende Frage, ob wir in Zukunft unseren Wohlstand noch werden halten können. Wenn wir unser hohes Niveau, auch unser hohes Arbeitsniveau halten wollen, wenn wir unseren Wohlstand in diesem Land halten wollen, dann müssen wir in genau diesen Schlüsseltechnologien weltweit wettbewerbsfähig sein. Dann muss das Ziel sein, die Nummer eins zu sein; denn die Nummer zwei verdient kein Geld mehr. Genau deswegen sind Investitionen in diese Schlüsseltechnologien ein richtig starkes Investment in unsere Zukunft. Am Ende steht auch ganz klar die Frage, ob wir den Wohlstand in unserem Land halten können.

Ich glaube, wir alle spüren in unseren Wahlkreisen, dass die Geschwindigkeit des internationalen Wettbewerbs gerade gigantisch anzieht. Noch ist offen, welche Region in der Welt in der Entwicklung neuer Technologien den Ton angeben wird und wer künftig die technologischen und wertebasierten Standards setzen und damit auch durchsetzen kann. Das Rennen hat ganz klar begonnen.

Wir haben in Deutschland und Europa eine hervorragende Startposition. Unsere Wirtschaft und Wissenschaft sind eng verzahnt. Wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren intensiv daran gearbeitet, Wissenschaft und Wirtschaft immer enger zu verzahnen. Das, was wir hier erreicht haben, ist einmalig. Wir haben es jetzt selbst in der Hand, aus den 2020er Jahren ein Jahrzehnt der Innovation, ein Modernisierungsjahrzehnt zu machen. Nur so werden wir die Grundlagen für den Wohlstand unseres Landes sichern. Nur so werden wir die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze in Europa halten. Nur so werden wir unserer Verantwortung für unsere nachkommenden Generationen in Deutschland gerecht.

Wir brauchen jetzt Mut zur Veränderung. Wir brauchen den Mut, um all diese Wege in Kooperation – um das ganz klar zu sagen – auf der einen Seite mit unseren Ländern und Kommunen und auf der anderen Seite im internationalen Vergleich mit der demokratischen Welt gemeinsam zu gestalten. Gerade wenn es darum geht, Standards zu setzen, müssen wir das in vielen Bereichen auf internationaler Ebene ganz klar gemeinsam mit der freien demokratischen Welt machen. Packen wir es doch einfach an!