offizieller besuch des bundeskanzlers in kamerun, mosambik und kenia vom 15. bis 21. november 1987

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bundeskanzler dr. helmut kohl stattete vom 15. bis
17. november 1987 der republik kamerun, am
18. november 1987 der volksrepublik mosambik und
vom 19. bis 21. november 1987 der republik kenia einen
offiziellen besuch ab.

Besuch in der Republik Kenia

erklaerung vor der presse

bundeskanzler dr. helmut kohl gab bei einer
pressekonferenz in Nairobi am 19. november 1987
nachstehendes eingangsstatement ab:

meine damen und herren!

mit dem ende meines aufenthaltes in kenia geht zugleich
mein besuch in drei afrikanischen staaten zu ende. wir
werden heute die offiziellen gespraeche mit praesident arap
moi und den mitgliedern seiner regierung abschliessen.
diese gespraeche finden in einer ganz ungewoehnlich
freundschaftlichen und vertrauensvollen atmosphaere statt.
an den gespraechen haben die staatssekretaere des
bundesministeriums fuer wirtschaft und fuer wirtschaftliche
zusammenarbeit sowie eine reihe bedeutender repraesentanten
der deutschen wirtschaft teilgenommen. wir haben hier, wie
auch in kamerun und mosambik, fragen der bilateralen
wirtschafts- und entwicklungsbeziehungen eroertert.
unser aufenthalt in nairobi hat uns eine erste vorstellung
von der eindrucksvollen entwicklung kenias vermittelt. im
laufe des heutigen tages werden wir noch gelegenheit
haben, eine reihe von entwicklungsprojekten in der stadt
eldoret zu besichtigen, an denen die bundesregierung im
rahmen unserer entwicklungszusammenarbeit beteiligt war
beziehungsweise ist.
kenia war ein besonders wichtiges ziel meiner ersten reise
in das afrika suedlich der sahara. es hat seit erlangung der

unabhaengigkeit im jahre 1963 einen sehr
bemerkenswerten weg politischer und wirtschaftlicher stabilitaet
zurueckgelegt. dank der pragmatischen und zielbewussten fuehrung
des staatsgruenders jomo kenyatta und der seines
nachfolgers, meines gastgebers arap moi, ist kenia heute einer
der wirtschaftlich und politisch stabilsten staaten auf diesem
kontinent. der geist der selbsthilfe und der solidaritaet
haben kenia trotz seines hohen bevoelkerungswachstums
zu einem beispiel erfolgreicher wirtschafts- und
entwicklungspolitik werden lassen.
mit grosser befriedigung kann ich feststellen, dass die
bundesrepublik deutschland durch eine umfangreiche
entwicklungspolitische zusammenarbeit, die gleich nach kenias
unabhaengigkeit begann, einen beitrag zu diesem erfolg
leisten konnte.
der erfolgreiche staatsbesuch von praesident arap moi im
jahre 1980 in der bundesrepublik deutschland hat zu einer
beachtlichen intensivierung der gegenseitigen beziehungen
gefuehrt. es war der wunsch meines gastgebers, und es war
mein wunsch, durch meinen besuch neue impulse fuer die
weiterentwicklung der beziehungen in allen bereichen zu
geben. ich glaube, dies ist uns gelungen.
wir haben uns gegenseitig ueber die jeweilige situation in
unseren laendern unterrichtet und vor allem auch ueber den
ausbau der beziehungen gesprochen.
wir hatten ein sehr offenes gespraech ueber regional- und
weltpolitische fragen. wir haben vereinbart, diesen
politischen dialog fortzusetzen und in einem engen persoenlichen
kontakt zu bleiben.
waehrend meines aufenthaltes wurden auch im rahmen
unserer entwicklungszusammenarbeit mit kenia sechs
abkommen ueber projekte der infrastruktur, der landwirtschaft
und der kleinindustrie im gegenwert von ueber
54 mill. dm abgeschlossen.
ich konnte aus anlass meines besuches praesident moi vier
voll eingerichtete ambulanzkrankenwagen fuer den
laendlichen raum im wert von insgesamt 6502000 dm fuer die
hospitaeler des landes uebergeben.
bei meinen gespraechen mit praesident moi konnte ich ein
hohes mass an uebereinstimmung in grundsatzfragen
zwischen unseren regierungen feststellen. praesident moi hat
mir seine politik des interessenausgleichs zwischen den
verschiedenen staemmen, religionen und gesellschaftlichen
gruppen des landes erlaeutert, die eine wichtige
voraussetzung fuer die nationale einheit und fuer die demokratie
darstellen.
wir sprachen auch ueber die gute entwicklung der
kenianischen wirtschaft, eine entwicklung, die das land vor
allem seiner liberalen marktwirtschaftlichen ordnung verdankt.
sie hat kenia von lebensmittelimporten unabhaengig
gemacht und ihm zu einem bereits erfreulich hohen
industrialisierungsgrad verholfen.

ein wichtiges thema waren die wirtschaftlichen
beziehungen unserer laender. wir konnten mit befriedigung
feststellen, dass der bilaterale handel im jahre 1986 ein volumen
von 786 mill. dm erreicht hat und damit einen
herausragenden platz im kenianischen aussenhandel einnimmt. die
handelsbilanz ist fuer kenia positiv.
die kenianische regierung hat bei unseren gespraechen
besonders auf das grosse interesse an mehr deutschen
privatinvestitionen hingewiesen. die bundesregierung ist
bereit, solche investitionen zu unterstuetzen. ich habe aber
meinen gespraechspartnern auch verdeutlicht, dass hier noch
eine verbesserung des investitionsklimas durch
entsprechende rahmenbedingungen noetig ist. der bereits vor
langer zeit unterzeichnete deutsch-kenianische
investitionsfoerderungs- und -schutzvertrag sollte deshalb
bald in kraft treten.
ich habe praesident arap moi versichert, dass wir es zu
wuerdigen wissen, wie sinnvoll und nutzbringend kenia die
annaehernd 2 mrd. dm oeffentlicher entwicklungshilfe
angelegt hat, die die bundesrepublik deutschland seinem land
seit der unabhaengigkeit gewaehrt hat. kenia hat diese hilfe
vornehmlich fuer die bereiche landwirtschaft, infrastruktur,
energieerzeugung und kleinindustrie verwandt und damit
besonders sinnvolle schwerpunkte gewaehlt.
ich konnte der kenianischen seite zusichern, dass unsere
zusagen fuer die kommende zweijahresperiode, das heisst fuer
die jahre 1988 und 1989, trotz unserer eigenen
haushaltsschwierigkeiten in der gleichen hoehe wie in den vorjahren
liegen werden.
zur deckung vordringlichen importbedarfs habe ich dem
praesidenten fuer 1988 eine zusaetzliche warenhilfe von
10 mill. dm zusagen koennen.
bei behandlung der politischen fragen haben der praesident
und ich ausdruecklich ueber die lage auf dem afrikanischen
kontinent gesprochen. dabei habe ich die kenianische
politik des ausgleichs und des friedlichen miteinander in der
ostafrikanischen region gewuerdigt. ich habe den
praesidenten ermutigt, seine pragmatische politik zu intensivieren, um
den frieden in der region zu bewahren.
einen breiten raum in unseren gespraechen nahm die
behandlung der lage im suedlichen afrika ein. ich habe
praesident moi ueber meine gespraeche mit dem praesidenten
von mosambik, chissano, informiert. wir waren uns einig,
dass alle anstrengungen unternommen werden muessen,
damit die politik der apartheid mit friedlichen mitteln
ueberwunden wird. ich habe den standpunkt der bundesregierung
in aller deutlichkeit erlaeutert, dass dies eben im wege
friedlicher reformen und eines umfassenden dialogs aller
politischen kraefte geschehen muss.
ich danke dem praesidenten und allen seinen mitarbeitern fuer
die freundschaftliche und gastliche aufnahme, die wir
gefunden haben. ich bin sicher, dass dieser besuch einen
wesentlichen beitrag zur verbesserung und intensivierung unserer
beziehungen moeglich macht.