offizieller besuch des bundeskanzlers in indien, singapur, indonesien, japan und korea vom 18. februar bis 3. maerz 1993

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bundeskanzler dr. helmut kohl stattete der republik
indien vom 18. bis 22. februar 1993, der republik
singapur vom 22. bis 24. februar 1993, der republik
indonesien vom 24. bis 26. februar 1993, japan vom
26. februar bis 1.maerz 1993 und der republik korea
vom 1. bis 3. maerz 1993 einen offiziellen besuch
ab.

besuch in japan

verleihung der ehrendoktorwuerde
der sophia-universitaet in tokyo

bundeskanzler dr. helmut kohl hielt anlaesslich der
verleihung der ehrendoktorwuerde der sophia-universitaet
in tokyo am 27. februar 1993 folgende rede:

i.
magnifizenzen,
meine herren professoren,
liebe studentinnen und studenten,

die verleihung der ehrendoktorwuerde der sophia-universitaet
ist fuer mich eine grosse ehre. dafuer danke ich ihnen
herzlich.
ich nehme sie als eine auszeichnung entgegen, die
mich in besonderer weise mit japan verbindet.
ihre universitaet ist teil der mehr als dreieinhalb
jahrhunderte waehrenden begegnung europas mit der
japanischen kultur. in dieser begegnung lernte ihr
land das christentum kennen, das die geschichte
europas entscheidend mitgepraegt hat, und es trat
ein in die welt der wissenschaft und technik, die
auf das leben unserer voelker und kulturen heute
einen so wesentlichen einfluss ausuebt.

dabei hat es japan stets verstanden, das zunaechst
fremde, das "neue", in sich aufzunehmen, ohne zugleich
die feste verbundenheit mit der eigenen tradition,
geschichte und kultur aufzugeben.
die sophia-universitaet leistet seit ihrer gruendung
im jahre 1913 einen bedeutenden beitrag als mittler
zwischen der europaeischen und der japanischen kultur.
dieser kulturelle austausch hat uns alle, deutsche
und japaner, sehr bereichert. bei gruendung der sophia-universitaet
stellten die jesuiten josef dahlmann und hermann
hofmann fest, dass "in wissenschaftlicher beziehung
deutschland in japan die erste stelle einnimmt",
und "deutsch als sprache der wissenschaft gilt".
bedeutende japanische schriftsteller und wissenschaftler
gingen damals nach deutschland. ich nenne stellvertretend
fuer viele nur mori ogai, der goethes "faust" ins
japanische uebertrug - ebenso wie clausewitz" werk
"vom kriege". schon damals arbeiteten japanische
wissenschaftler auch in deutschen labors und trugen
wesentlich zu grossen wissenschaftlichen leistungen
bei.
bis heute ist der einfluss des deutschen in rechtswissenschaft,
philosophie und auch noch in der medizin spuerbar,
auch wenn die rolle amerikas in wissenschaft, kunst
und kultur heute ungleich groesser ist und das englische
als wissenschaftssprache seit dem ende des zweiten
weltkrieges den ersten rang einnimmt.
den bis heute nachhaltigsten einfluss aber uebte die
deutsche und europaeische musik aus. noch am anfang
dieses jahrhunderts waren bach, beethoven und mozart
in japan so gut wie unbekannt.
heute gehoert ihre musik zum festen bestandteil des
japanischen kulturlebens. sie bereichert die menschen
in tokyo, in osaka und vielen anderen orten heute
ebenso wie in berlin, koeln oder muenchen - und wir
alle empfinden sie als unser gemeinsames kulturelles
erbe.
die geschichte dieses kulturellen austauschs war
jedoch keine einbahnstrasse. es waren vor allem die
grossen deutschen japanforscher engelbert kaempfer
im 17. jahrhundert und philipp franz von siebold
im 19. jahrhundert, die, beide in hollaendischen
diensten stehend, japan erforschten und seine geschichte,
kunst und kultur den menschen in europa nahebrachten.
die begegnung mit japan hat nicht zuletzt viele
europaeische kuenstler tief beeindruckt. das ist in
den werken van goghs, monets oder klimts ganz unuebersehbar.
heute - im zeitalter weltumspannender kommunikation
- ist dieser austausch intensiver denn je. deutsche
und japaner sind partner in wissenschaft und forschung,
in der musik und vielen anderen bereichen.
in ihrem schaffen zeigt sich, was fruchtbare wissenschaftliche
und kulturelle beziehungen zwischen unseren laendern
zu leisten vermoegen. sie sind ein unerschoepflicher
quell fuer neue kuenstlerische und wissenschaftliche
leistungen. sie sind die basis gegenseitiger sympathie
und gegenseitigen verstehens.

ii.
magnifizenzen, meine damen und herren, seit meinem
letzten besuch hier im jahre 1986 erlebten wir in
deutschland, europa und weltweit einen epochalen
wandel.
fuer uns deutsche ging ein grosser traum in erfuellung:
nach ueber vier jahrzehnten der schmerzlichen teilung
erlangte deutschland seine einheit in frieden und
freiheit wieder. mit dem fall der berliner mauer
ging ein zeitabschnitt zu ende, in dem die deutschen
im brennpunkt des ost-west-konflikts standen.
heute erleben wir den beginn einer neuen epoche
in der internationalen politik, die die chance bietet,
gemeinsam eine zukunft in dauerhaftem frieden und
gesicherter freiheit zu bauen. dieser umbruch stellt
uns alle vor eine grosse herausforderung. freiheit
verpflichtet.
im oestlichen teil deutschlands geht es heute darum,
die verheerende hinterlassenschaft des kommunistischen
systems zu ueberwinden. wir stehen hier mitten in einer
aufgabe, fuer die es in der geschichte kein beispiel
gibt. fuer den erfolgreichen wirtschaftlichen aufbau im
osten deutschlands bedarf es einer grossen kraftanstrengung.
auf laengere zeit werden vier bis fuenf prozent des
bruttosozialprodukts, also gut 140 milliarden d-mark jaehrlich,
fuer den aufbau in den neuen bundeslaendern bereitgestellt
werden.
wir haben in den nunmehr knapp zweieinhalb jahren
seit der wiedervereinigung eine schwierige wegstrecke
zurueckgelegt und ermutigende fortschritte gemacht.
dabei hat es auch rueckschlaege und enttaeuschungen
gegeben. gleichwohl blicken wir mit zuversicht in
die zukunft.
ich bin sicher: in wenigen jahren wird auch der
oestliche teil deutschlands zu den modernsten industriestandorten
europas gehoeren. und ich freue mich, dass auch japanische
firmen durch investitionen an diesem aufbauwerk
mitarbeiten.
schwieriger noch als alle wirtschaftlichen probleme
aber ist es, die tiefen wunden zu heilen, die die
kommunistische diktatur in den herzen der menschen
geschlagen hat. ueber vier jahrzehnte hinweg haben
die deutschen in ost und west ihr leben unter ganz
unterschiedlichen bedingungen gestaltet. sie wurden
von voellig verschiedenen erfahrungen gepraegt. sie
zusammenzufuehren braucht zeit. das ist eine der
grossen aufgaben der neunziger jahre, und sie hat
auch eine europaeische dimension.

iii.
meine damen und herren, die deutsche politik beruht
auf der ueberzeugung, dass die deutsche einheit und
die einheit europas zwei seiten derselben medaille
sind. es ist die vision eines freien und vereinten
deutschland in einem freien und vereinten europa.
die wiedervereinigung vollzog sich mit der zustimmung
aller freunde, partner und nachbarn deutschlands
in
ost und west. diese grunderfahrung ist fuer uns deutsche
eine grossartige ermutigung, uns mit ganzer kraft der
fortsetzung des europaeischen einigungswerkes zu
widmen. europa ist fuer uns eine schicksalsfrage. unser ziel
ist die politische einheit europas, die schaffung der
europaeischen union.
die europaeische gemeinschaft ist auf gutem wege.
wir haben in den letzten jahren hier entscheidende
fortschritte erzielt. der europaeische binnenmarkt
mit 340 millionen buergern wurde am 1. januar dieses
jahres wirklichkeit.
wir haben ende 1991 in der hollaendischen stadt maastricht
den grundstein fuer die europaeische union gelegt.
wir wollen stufenweise eine wirtschafts- und waehrungsunion
schaffen, eine einheitliche europaeische waehrung
einfuehren.
wir wollen zugleich die politische union. dazu gehoert
eine gemeinsame aussen- und sicherheitspolitik, damit
europa in allen wesentlichen fragen mit einer stimme
sprechen und vor allem auch gemeinsam handeln kann.
ein weiterer wichtiger schritt wird die erweiterung
der europaeischen gemeinschaft sein. oesterreich,
schweden, finnland und norwegen haben beitrittsantraege
gestellt und werden - dessen bin ich sicher - in
wenigen jahren mitglieder der gemeinschaft sein.
auch fuer diese erweiterte gemeinschaft gilt: offene
maerkte und freier welthandel sind die grundlage
fuer wachstum und wohlstand.

iv.
magnifizenzen, meine damen und herren, die bewaehrungsprobe,
vor der wir nach dem ende des kalten krieges stehen,
moechte ich vergleichen mit dem umbruch am ende des
zweiten weltkriegs.
die grosse zukunftsaufgabe, an der wir deutsche mitwirken
wollen, ist die schaffung einer dauerhaften und
gerechten friedensordnung. wir wollen sie zusammen
mit allen unseren partnern aufbauen. wir koennen
dabei auf den beitrag japans nicht verzichten.
nach ende der konfrontation zwischen ost und west
eroeffnen sich fuer die vereinten nationen neue chancen,
ihrer verantwortung fuer den weltfrieden und die
internationale sicherheit gerecht zu werden.
in europa hat die atlantische allianz ueber eine
generation hinweg frieden und freiheit gesichert.
auch in zukunft bleiben die rolle und die verantwortung
der vereinigten staaten fuer den frieden und die
sicherheit europas und deutschlands in seiner mitte
von existenzieller bedeutung.
wir sind dabei, ueber den "nordatlantischen kooperationsrat"
die fruehere gegnerschaft zu den laendern des ehemaligen
ostblocks in eine neue sicherheitspartnerschaft
umzuwandeln.
mit der "konferenz ueber sicherheit und zusammenarbeit
in europa" haben wir uns auf die gemeinsamen werte
der freiheit, der demokratie, des rechtsstaats und
der menschenrechte verpflichtet. wir freuen uns, dass
japan an dieser aufgabe aktives interesse zeigt.
wir duerfen aber die augen nicht vor der tatsache
verschliessen, dass heute in teilen mittel-, ost-
und suedosteuropas, im kaukasus sowie in zentralasien
ein engstirniger nationalismus im sinne des 19.
jahrhunderts wieder aufbricht, und - wie im ehemaligen
jugoslawien - zu blutvergiessen fuehrt.
wir verstehen, dass nach dem zusammenbruch des kommunismus
die voelker mittel-, ost- und suedosteuropas und in
den zentralasiatischen nachfolgerepubliken der sowjetunion
sich auf ihre nationale eigenstaendigkeit besinnen.
aber unser aller ziel muss sein, diesen nationalen
aufbruch fuer immer mit der idee der freiheit, der
demokratie und der menschen- und minderheitenrechte
zu verbinden.
es geht dabei um sicherheit und stabilitaet im weitesten
sinne. deshalb ist es eine zentrale aufgabe der
staatengemeinschaft insgesamt, die reformstaaten
auf ihrem schwierigen weg zu begleiten, ihnen hilfe
zur selbsthilfe zu bieten und in die weltwirtschaft
zu integrieren.
wir sollten uns hierbei von erfahrungen leiten lassen,
die wir nach dem zweiten weltkrieg beim wiederaufbau
europas gemacht haben.
das erfolgsgeheimnis der westlichen politik damals
war, die hilfe von aussen mit der auflage zu verbinden,
dass die empfaengerlaender untereinander eng zusammenarbeiten.
an diese erfolgsgeschichte muessen wir jetzt anknuepfen.
dabei muessen die reformstaaten die hauptlast selbst
tragen. die tiefgreifende wirtschaftliche und soziale
umgestaltung muss durch hilfe von aussen unterstuetzt
werden.
kein land allein kann die last der vor uns liegenden
aufgaben tragen. alle sind gefordert, ihren angemessenen
beitrag zu leisten.
wir deutschen sind mit unserer hilfe an die grenze
unserer leistungskraft angelangt. deutschland hat
fuer die gus-laender 80 milliarden d-mark und fuer
alle mittel-, ost- und suedosteuropaeischen staaten
zusammen 105 milliarden d-mark bereitgestellt -
zusaetzlich zu den leistungen, die wir fuer den aufbau
im osten deutschlands erbracht haben.
heute ist die hilfe des gesamten westens notwendig,
wenn wir erfolg haben wollen. ich halte es deshalb
fuer notwendig, dass auch japan sich mehr als bisher
der gemeinsamen westlichen verantwortung stellt
und seinem wirtschaftlichen gewicht entsprechend
zum gelingen der reform in mittel-, ost- und suedosteuropa
und in den staaten der gus beitraegt.
es geht dabei nicht nur um die hilfe an russland.
die laender mittel-, ost- und suedosteuropas, die
baltischen staaten, aber auch die zentralasiatischen
nachfolgerepubliken der ehemaligen sowjetunion -
sie alle brauchen unsere hilfe.
aber der westen - und dazu gehoert auch japan - hat
keine wahl: eine vernuenftige alternative zu einer
umfassenden und kontinuierlich angelegten unterstuetzung
der reformpolitiken in mittel-, ost- und suedosteuropa
sowie der ehemaligen sowjetunion gibt es nicht.

kosten, die heute eingespart wuerden, wuerden in absehbarer
zeit in mehrfacher hoehe auf uns zurueckfallen. blieben
die neuen demokratien allein mit ihren wirtschaftlichen
schwierigkeiten, dann kaeme es moeglicherweise zu
neuen fluechtlingsstroemen und anderen unkontrollierbaren
politischen entwicklungen. was in diesen laendern heute
geschieht, wird morgen und uebermorgen fuer uns alle
- deutsche, japaner, amerikaner - schicksalhaft
sein.
mit einem wort: sich jetzt aufs abwarten zu beschraenken
und an der falschen stelle zu sparen, waere die denkbar
schlechteste investition in unser aller zukunft.
wenn wir alle, europaeer, amerikaner und japaner,
jetzt unsere kraefte buendeln und das richtige tun,
haben wir die chance, eine welt mitzugestalten,
in der mehr freiheit herrscht, der frieden sicherer
ist und die natuerlichen lebensgrundlagen des menschen
wirksamer geschont und geschuetzt werden.
meine damen und herren, magnifizenzen, lassen sie
mich zum abschluss noch ein wort an die junge generation
richten. wenn wir auf das leid zurueckblicken, das
die kriege dieses jahrhunderts fuer so viele menschen
gebracht haben, dann empfinde ich es als ein grosses
glueck, dass sich heute - an der schwelle zum 21.
jahrhundert - der jungen generation die aussicht
auf ein ganzes leben in frieden und freiheit eroeffnet.
die vor uns liegenden aufgaben sind schwierig, fuer
ihre bewaeltigung gibt es keine vorbilder in der
geschichte. wir werden mut und solidaritaet brauchen,
um die von mir skizzierten herausforderungen zu
bewaeltigen.
sie, die sie jung sind und hier studieren, haben
die chance, die zukunft zu gestalten. es ist ihre
zukunft. initiative, schoepferische intelligenz,
wissenschaftliche und technische leistungskraft
und die bereitschaft, entschlossen und selbstbewusst
die grossen aufgaben der zukunft zu gestalten - das
war, ist und bleibt die voraussetzung des erfolges.
ihnen allen, die hier arbeiten und studieren, wuensche
ich viel glueck und gottes segen.

empfang in tokyo

bundeskanzler dr. helmut kohl hielt anlaesslich des
abendessens auf einladung des japanischen ministerpraesidenten
kiichi miyazawa am 27. februar 1993 in
tokyo folgende ansprache:

herr ministerpraesident, lieber freund,
meine damen und herren,
ich danke ihnen auch im namen meiner delegation
fuer ihre herzlichen worte des willkommens und fuer
die grosszuegige gastfreundschaft, die sie uns gewaehren.
unser ausfuehrlicher und sehr freundschaftlicher
gedankenaustausch heute morgen hat erneut gezeigt,
dass deutschland und japan in vielen wesentlichen
politischen fragen voll uebereinstimmen.
herr ministerpraesident, wir deutsche bringen ihrem
land besondere sympathie entgegen. wir respektieren die
grossen erfolge, die japan auf dem gebiet von wirtschaft
und technologie vorzuweisen hat.
nicht zuletzt gilt unsere hohe wertschaetzung der
weit ueber tausend jahre alten kultur ihres landes.
es war vor allem der kulturelle austausch, der schon
sehr frueh deutsche und japaner einander naehergebracht
hat. die begegnung mit japan hat viele deutsche
kuenstler und wissenschaftler bereichert und inspiriert.
umgekehrt uebt das deutsche kulturschaffen bis heute
auf japan einen nachhaltigen einfluss aus. dieses
geben und nehmen hat das wechselseitige verstaendnis
unserer beiden voelker nachhaltig gefoerdert.
mein wunsch ist es, dass wir im deutsch-japanischen
verhaeltnis der kultur weiterhin einen hohen rang
einraeumen - auch und gerade mit blick auf die junge
generation.
herr ministerpraesident, deutschland sieht in japan
einen privilegierten partner, mit dem wir die wirtschaftlichen
und kulturellen, aber insbesondere auch die politischen
beziehungen ausbauen wollen.
ich begruesse daher, dass demnaechst in bonn und berlin
das deutsch-japanische gespraechsforum zusammentreten
wird, das wir beide vor einem jahr ins leben gerufen
haben. ich werde persoenlich mit den teilnehmern
des forums zusammentreffen.
wir sprachen heute ueber noch engere zusammenarbeit
im bereich der hochtechnologie. der dafuer von mir
vorgeschlagene kooperationsrat koennte eine qualitative
verbesserung der deutsch-japanischen beziehungen
mit sich bringen.
deutschland und japan empfinden - nicht zuletzt
vor dem hintergrund ihrer jeweiligen geschichtlichen
erfahrung -
eine besondere verantwortung fuer den frieden in
der welt.
dieser friede ist - trotz der ueberwindung des ost-west-gegensatzes
- nach wie vor gefaehrdet. erschuetternde bilder erreichen
uns taeglich aus jugoslawien, aus somalia und anderen
krisenregionen.
bei der beilegung dieser konflikte faellt den vereinten
nationen eine zentrale rolle zu. gemeinsam treten
wir deshalb dafuer ein, die vereinten nationen zu
staerken und mehr als bisher in die lage zu versetzen,
ihre sicherheitspolitische verantwortung umfassend
wahrzunehmen.
die "eine welt" ist keine vision mehr, sondern laengst
ein stueck wirklichkeit. es geht darum:
- frieden und stabilitaet weltweit zu festigen,
- den menschen- und minderheitenrechten ueberall
achtung zu verschaffen,
- abruestung und ruestungskontrolle voranzubringen
und vor allem die weiterverbreitung von massenvernichtungswaffen
zu verhindern,
- demokratie und marktwirtschaft insbesondere in
den nachfolgestaaten der frueheren sowjetunion und
in den reformstaaten in mittel-, ost- und suedosteuropa
abzustuetzen,
-den entwicklungslaendern zu helfen, den teufelskreis
von armut und unterentwicklung zu durchbrechen und
- nicht zuletzt -
- die umwelt und die natuerlichen lebensgrundlagen
der menschheit zu schuetzen.
diese grossen zukunftsaufgaben erfordern enge abstimmung
und gemeinsames handeln, vor allem der fuehrenden
industriestaaten.
deutschland und japan haben ein elementares interesse
daran, wirtschaftliches wachstum weltweit zu foerdern
und den freien welthandel gegen alle protektionistischen
versuchungen zu verteidigen.
dies sollte die zentrale botschaft des naechsten
weltwirtschaftsgipfels sein, der unter ihrem vorsitz,
herr ministerpraesident, hier in tokyo stattfinden
wird.
zugleich kommt einem baldigen erfolgreichen abschluss
der uruguay-runde im gatt erstrangige bedeutung
zu. wir alle brauchen diesen erfolg, nicht zuletzt
die laender der dritten welt.
das japanische volk und sie, herr ministerpraesident,
haben die deutsche einigung mit tiefer sympathie
begleitet. alle japanischen regierungen haben uns
in dieser nationalen schicksalsfrage stets nachhaltig
unterstuetzt. dafuer sind und bleiben wir dankbar.
jetzt widmen wir uns mit ganzer kraft der fortsetzung
des europaeischen einigungswerkes. wir sind zutiefst
davon ueberzeugt, dass deutsche einheit und europaeische
einigung zwei seiten derselben medaille sind.
mit dem vertrag von maastricht ist die europaeische
gemeinschaft unwiderruflich auf dem wege zu einer
politischen union mit einer gemeinsamen aussen- und
sicherheitspolitik sowie zu einer wirtschafts- und
waehrungsunion mit gemeinsamer waehrung.
am 1. januar 1993 ist der grosse binnenmarkt mit
340 millionen verbrauchern in kraft getreten. dieser
markt ohne innere grenzen bietet auch unseren partnern
grosse chancen. er wird nach aussen offen sein. ich
sage auch hier mit grossem nachdruck: eine "festung
europa" wird es mit uns nicht geben.
herr ministerpraesident, eine wichtige grundlage
fuer den ausbau der beziehungen zwischen der europaeischen
gemeinschaft und japan ist die gemeinsame erklaerung
vom juli 1991. der darin vereinbarten engeren zusammenarbeit
kommt in der derzeitigen weltwirtschaftlichen lage
besondere bedeutung zu.
vor allem sollten europaeer und japaner alles tun,
um die ungleichgewichte im handelsaustausch zu verringern.
deutschland ist bereit, seine wirtschaftliche praesenz
in japan - und in asien insgesamt - zu verstaerken.
dies liegt im gegenseitigen interesse, und wir wuerden
es daher begruessen, wenn entsprechende bemuehungen
der deutschen wirtschaft von hieraus unterstuetzt
wuerden.
wir laden unsererseits die japanische wirtschaft
ein, sich insbesondere in den neuen bundeslaendern
staerker zu engagieren. zahlreiche foerderungsmassnahmen,
die allen investoren zugute kommen, bieten dort
einmalige chancen.
mittel- und langfristig werden auch die nachfolgestaaten
der sowjetunion und die staaten mittel-, ost- und
suedosteuropas wieder interessante wirtschaftspartner
sein. deshalb sollten wir sie jetzt - gemeinsam
- beim schwierigen uebergang zu demokratie und marktwirtschaft
nachhaltig unterstuetzen.
herr ministerpraesident, angesichts der grossen herausforderungen
der zukunft kommt es mehr denn je darauf an, dass
deutsche und japaner ihre zusammenarbeit auf allen
gebieten kontinuierlich verstaerken. wir deutsche
sind dazu bereit! hierbei koennen wir auf dem breiten
fundament einer freundschaft aufbauen, die tief
in den herzen unserer voelker verankert ist.
ich bitte sie, meine damen und herren, ihr glas
zu erheben auf das wohl seiner majestaet des kaisers,
auf ihr persoenliches wohl, herr ministerpraesident,
auf die junge generation unserer voelker, auf eine
immer engere deutsch-japanische freundschaft und
auf unsere zusammenarbeit im dienste des friedens
in der welt.