deutsch-franzoesische zusammenarbeit im kulturellen bereich - gemeinsame bilanz der erzielten ergebnisse

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das auswaertige amt und der bevollmaechtigte der
bundesrepublik deutschland fuer kulturelle angelegenheiten
im rahmen des vertrages ueber die deutsch-franzoesische
zusammenarbeit teilen mit:

bei den 48. deutsch-franzoesischen konsultationen in
frankfurt/m. am 27./28. oktober 1986 lag der
schwerpunkt bei der kulturellen zusammenarbeit zwischen
beiden laendern. in der damals verabschiedeten gemeinsamen
erklaerung ueber kulturelle zusammenarbeit
(bulletin nr. 132 vom 31. oktober 1986) hatten sich
beide seiten verstaendigt, in drei jahren eine bewertung
der erzielten ergebnisse vorzunehmen. diese
gemeinsame bilanz, die dem 55. deutsch-franzoesischen gipfel
am 25./26. april 1990 vorgelegen hat, wird veroeffentlicht:

seit dem frankfurter gipfel wurde die zusammenarbeit im
kulturbereich qualitativ und quantitativ verstaerkt, wobei sich
die gegenseitige durchdringung der kulturen in einer fuelle
von einzelmassnahmen vollzieht. mit der frankfurter
erklaerung vom 28. oktober 1986 wurde der weg zu konkreten
einzelvorhaben beschritten. sie wurden in der zwischenzeit
fast alle verwirklicht.

1. kenntnis der partnersprache und des partnerlands

a)
der anteil der jugendlichen, die sich in der
partnersprache ausdruecken koennen, ist gewachsen. in immer
mehr grundschulen in beiden laendern wird die
partnersprache unterrichtet. dabei kann oft auf dem programm
der fruehvermittlung aufgebaut werden. an sekundarschulen
wird die partnersprache verstaerkt angeboten. zusaetzlich
zum gemeinsamen abitur an den drei deutsch-franzoesischen
gymnasien wird im rahmen eines schulversuchs
ab 1990 in bonn und ab 1991 in lyon gleichzeitig abitur
und baccalaureat abgelegt. hierfuer wurden
lehrkonzepte aufeinander abgestimmt und angenaehert.
deutsche schueler mit abitur-leistungsfach franzoesisch
muessen den sprachtest fuer das hochschulstudium in
frankreich nicht mehr ablegen. die gemeinsame
erklaerung ueber die deutsch-franzoesischen beziehungen
der gegenwart und ihre darstellung im unterricht
vom 27. oktober 1986 wurde in den schulen bekanntgemacht.
ergaenzend liegen jetzt deutsch-franzoesische
schulbuchempfehlungen vor.
in allen staedten ueber 30000 einwohnern, aber auch in
vielen kleineren staedten und gemeinden wird die
partnersprache als erste, zweite oder dritte fremdsprache
angeboten. in beiden laendern wird unterricht in der
partnersprache schon dann angeboten, wenn nur
wenige schueler dies wuenschen. der austausch einzelner
schueler ist nun ueber drei monate moeglich und wird ueber
das dfjw unterstuetzt.
die zahl der schulpartnerschaften ist gestiegen.
gemeinsame paedagogische projekte in traegerschaft von
schulpartnerschaften wurden in berichtsform
beschrieben und als nachahmenswerte beispiele vorgestellt.
an fast allen deutschen und franzoesischen hochschulen
wird die partnersprache fuer hoerer aller fakultaeten
angeboten, an den franzoesischen grandes ecoles werden
zusaetzliche fachspezifische deutschkurse angeboten.
zur angleichung der sprachzertifikate liegt eine erste
studie vor. in beiden laendern werden haeufiger filme und
fernsehbeitraege mit untertiteln oder im zweikanalton
ausgestrahlt. bei deutsch-franzoesischen treffen, vor
allem im kulturbereich, werden zunehmend beide
sprachen gebraucht, wenn auch noch erleichtert durch
simultanes dolmetschen. in den streitkraeften wird die
ausbildung in der partnersprache intensiviert.
b)
die zusammenarbeit im bereich der bildung ist
inzwischen so eng und tief geworden, dass die schranken fuer
die annaeherung, die in den verschiedenen systemen
begruendet sind, deutlicher geworden sind. dies betrifft
besonders die anerkennung von leistungen und
abschluessen, die im anderen bildungssystem erbracht
wurden. diese schranken koennen nur auf der grundlage
gegenseitigen vertrauens in das bildungssystem des
partners ueberwunden werden.
auch wenn angebote zum intensiveren erlernen der
partnersprache zunehmen, fehlt es vielerorts noch an
einem geschlossenen system des spracherwerbs vom
kindergarten bis zur erwachsenenbildung.
austauschprogramme fuer lehrer und kuenftige lehrer
haben sich aus praktischen und budgetaeren gruenden
nicht in dem gewuenschten masse entwickelt.
an den franzoesischkursen deutscher volkshochschulen
sind 300000 hoerer eingeschrieben, im franzoesischen
system der erwachsenenbildung scheinen
deutschkurse besonders ausbaufaehig.
in den schulen werden die sprachlernangebote nicht
immer genuegend genutzt. das angebot muss in qualitaet
und wirksamkeit verbessert werden. arbeitgeber und
verwaltungen honorieren sprachkenntnisse der
partnersprache bei der einstellung und im laufe der
berufslaufbahn nur unzureichend.
im wirtschaftlich-wissenschaftlich-technischen bereich
wird noch oft auf eine drittsprache ausgewichen.

2. berufliche bildung

a)
der in frankfurt vereinbarte aktionsrahmen fuer die
zusammenarbeit im bereich der beruflichen bildung ist
inzwischen durch zwei 2-jahres-aktionsprogramme
ausgefuellt worden. zahlreiche einzelmassnahmen dienen
dem besseren verstaendnis der beiden unterschiedlichen
berufsbildungssysteme und der herstellung von
verbindungen. der austausch von berufsschullehrern hat sich
positiv entwickelt. je zwei weitere berufsabschluesse in
den bereichen backgewerbe, luftfahrttechnik, chemie
und versicherung werden gleichgestellt. in
modellprogrammen werden franzoesische jugendliche im
deutschen dualen system ausgebildet.
das in frankfurt angekuendigte ziel, den austausch von
auszubildenden, berufsfachschuelern und
weiterbildungsteilnehmern durch das deutsch-franzoesische
sekretariat fuer den austausch in der beruflichen bildung
saarbruecken zu verdoppeln, wird bis 1991 sogar
uebertroffen werden. auch das dfjw bietet vermehrt
kurzzeitprogramme zur beruflichen bildung im partnerland an.
auszubildende und berufsanfaenger absolvieren
zunehmend praktika im partnerland.
b)
mittlere fuehrungskraefte sind in die zusammenarbeit noch
nicht ausreichend einbezogen worden. um die unterschiede
der systeme bei der aus- und weiterbildung zu
verdeutlichen, sind die unterschiede in einem
gemeinsamen bericht naeher beschrieben worden. die praktische
durchfuehrung von austauschmassnahmen stoesst auf
beiden seiten vielfach auf sprachprobleme. im dualen
system der deutschen berufsausbildung sind
fremdsprachenangebote nur in einigen berufen einzubauen.
das dfjw hat daher sprachglossare fuer mehrere
berufsbereiche veroeffentlicht. der nutzung von
bildungsmoeglichkeiten im partnerland stehen immer noch
hindernisse entgegen.

3. hochschulen und wissenschaft

a)
die projektbezogene foerderung des wissenschaftlichen
austauschs durch das bilaterale programm procope
wurde verlaengert und auf ausseruniversitaere
forschungseinrichtungen erweitert. hochschulen greifen immer
staerker auf datenbanken im partnerland zurueck, dies ist
technisch zunehmend unproblematisch. fragen der
gebuehren und der verwendeten sprachen muessen aber
noch geloest werden.
die mobilitaet der studenten zwischen deutschland und
frankreich hat sich leicht erhoeht. der austausch von
professoren ist gering. das neu gegruendete
deutschfranzoesische hochschulkolleg hat seit dem studienjahr
1988/89 bereits 10 neue deutsch-franzoesische integrierte
studiengaenge mit doppeltem abschluss auf den weg
gebracht. die hochschulen beschreiten oft auch
einfachere wege der zusammenarbeit.
schon seit 1986 arbeiten die hochschulen strassburg und
karlsruhe in automation und robotik zusammen,
zwischen metz und saarbruecken wird ein studiengang
informatik eingerichtet. sowohl bei procope wie im
rahmen des hochschulkollegs und bei anderen
programmen werden geistes- und sozialwissenschaften
angemessen beruecksichtigt.
die forschung und lehre ueber das partnerland wurde
durch das centre d'etudes germaniques in strassburg
und das neue zentrum fuer frankreichforschung in
freiburg weit ueber die traditionellen literarischen bereiche
hinaus ausgedehnt.
am deutsch-franzoesischen institut in ludwigsburg
wurde eine frankreich-bibliothek mit zentraler
datenbank eingerichtet, das centre d'information et de
recherche sur l'allemagne contemporaine hat neue
regelmaessige publikationen aufgelegt, insbesondere fuer den
wirtschaftlichen und sozialen bereich.
b)
mit dem anstieg der studentenzahlen hat der austausch
von studierenden und lehrenden nicht genuegend schritt
gehalten. die mit den neuen integrierten studiengaengen
gemachten erfahrungen sind noch zu neu, als dass sie
einfluss auf die gegenseitige anerkennung von
studienzeiten und abschluessen haetten. in diesem bereich
bringen die eg-richtlinien eher fortschritte. die
europaeischen programme erasmus und comett sollten
bilaterale programme ergaenzen und nicht dazu fuehren,
bilaterale programme wegen haushaltsproblemen
einzustellen oder zu reduzieren.

4. kunst und kultur

a)
der deutsch-franzoesische kulturrat hat ende 1988
seine arbeit aufgenommen. sein erster bericht an die
regierungen enthaelt zahlreiche vorschlaege und
anregungen zur verbesserung der beziehungen, so fuer ein
gemeinsames geschichtswerk, kompositionsauftraege,
theaterpartnerschaften, kontakte zwischen verlegern
und journalisten. die empfehlungen richten sich nicht
nur an die staatlichen verwaltungen, sondern auch an
andere einrichtungen.
insbesondere von seiten der laender in der
bundesrepublik deutschland wurde das angebot an stipendien und
an praktischen moeglichkeiten der kuenstlerischen und
literarischen betaetigung erhoeht. eine staette der begegnung
fuer kuenstler ist an der franzoesischen mittelmeerkueste
vorgesehen.
im rahmen der staedte- und regionalpartnerschaften
sind gemeinsame kulturelle aktivitaeten ueblich. die
kulturinstitute beider laender fuehren jetzt zum teil gemeinsame
veranstaltungen durch, so ein ballettprogramm und
gemeinsame ausstellungen. ein deutsch-franzoesisches
jugendfest fand im september 1987 in ludwigsburg
statt.
ein gemeinsames forschungsprogramm dient der
erhaltung unserer baudenkmaeler.
zahlreiche veranstaltungen in der bundesrepublik
deutschland waren 1989 dem 200. jubilaeum der
franzoesischen revolution gewidmet. ihre ideale von freiheit
und demokratie haben in den entwicklungen in mittel-
und osteuropa eine unerwartet aktuelle bedeutung
erlangt. 1989 war auch das deutsch-franzoesische jahr
des buchs, mit schwerpunkten des partnerlandes bei
den buchmessen in paris und frankfurt. die
uebersetzerzentren in straelen und arles arbeiten eng zusammen,
ebenso viele bibliotheken. seit 1988 werden neue
uebersetzerpreise vergeben.
berlin war 1988, paris 1989 europaeische stadt der
kultur. beide staedte haben einen freundschaftsvertrag
abgeschlossen. die filmabkommen wurden erweitert
und verbessert. in abstimmung mit den massnahmen der
eg in hinblick auf den binnenmarkt 1993 wurden die
grenzformalitaeten beim austausch erleichtert.
b)
kunst und kultur sind nach wie vor auf staatliche
foerderung angewiesen. die mittel reichen wegen der
angespannten haushaltslage in beiden laendern nicht aus,
um allen wuenschen gerecht zu werden. gerade in
diesem bereich haengt viel vom zusammenspiel zwischen
privater initiative und staatlicher foerderung ab.

5. medien

die deutsch-franzoesische konsultationsgruppe hat 1987
einen bericht darueber erstattet, wie gemeinsame aktivitaeten
der fernsehveranstalter verwirklicht werden koennen.
kontakte am rande der beratungen in diesem gremium
haben schon zu einer reihe von kooperationsvorhaben
gefuehrt. ein deutsch-franzoesischer
fernsehkoproduktionspreis wird von beiden seiten gemeinsam
erstmals 1991 vergeben.
ueber das stadium der pruefung der problematik eines
europaeischen fernsehprogramms ist man weit hinaus. ein
gemeinsamer fernsehkulturkanal mit europaeischer
zielsetzung wird intensiv vorbereitet. er wird das erste
zwischenstaatliche fernsehprogramm in europa sein.
taetig zu werden. treffen und begegnungen, auch die
anfragen an die verwaltungen haben sich vielfach mehr als
verdoppelt. institute beider laender haben sich auch in
drittstaaten erfolgreich um engere formen der zusammenarbeit
bemueht. zahlreiche veranstaltungen begleiteten 1988 das
25jaehrige bestehen des elysee-vertrages und des
deutsch-franzoesischen jugendwerks, dessen finanzielle
ausstattung 1989 verbessert werden konnte. insgesamt hat seine
haushaltsentwicklung aber nicht mit der geldentwertung schritt
gehalten.