Trotz größter Lebensgefahr flüchten noch immer Menschen in Schlauchbooten über das Mittelmeer. Vera Günther und Nora Azzaoui haben 2015 die Lage auf der griechischen Insel Chios selbst miterlebt. Nach ihrer Rückkehr gründeten sie das Projekt "mimycri", bei dem Geflüchtete aus kaputten Schlauchbooten Taschen fertigen. Bei den Booten handelt es sich um echte Flüchtlingsboote aus Griechenland.
Nach ihrem Aufenthalt und der freiwilligen Hilfe in Chios, Griechenland, gründeten Vera Günther und Nora Azzaoui das Projekt "mimycri".
Bei dem Projekt entwerfen und schneidern die beiden Mitarbeiter mit Fluchterfahrung, Abid Ali (links) und Khaldoun Alhossain (mitte), aus kaputten Schlauchbooten Taschen. Ihre Ideen besprechen sie mit Mitgründerin Nora Azzaoui (rechts).
Freiwillige sammeln die Überreste von kaputten Schlauchbooten, mit denen Flüchtlinge über das Mittelmeer in Chios (Griechenland) angekommen sind, ein und schicken diese in die Werkstatt von "mimycri" nach Berlin.
Abid Ali ist aus Pakistan nach Deutschland geflüchtet. In seiner Heimat arbeitete er bereits als Schneider und Näher.
Der Syrer Khaldoun Alhossain arbeitet an einem neuen Design für einen kleinen Beutel.
Es entstehen Rucksäcke und Taschen in verschiedenen Größen. Mit dem Projektname "mimycri" soll ausgedrückt werden, dass viele Dinge oftmals nicht so sind wie sie zunächst scheinen. Der Begriff leitet sich von einem Naturphänomen ab, bei dem Tiere eine Ähnlichkeit zu ihren natürlichen Feinden nachahmen, um sich vor ihnen zu schützen.
Die beiden Gründerinnen Vera Günther (links) und Nora Azzaoui (rechts) wollen mit dem Verkauf der Taschen einen Perspektivwechsel bei den Menschen bewirken. Sie wollen auf Fluchtursachen und ihre Folgen aufmerksam machen.
Das Projekt "mimycri" gehört zu den Kultur- und Kreativpiloten 2018 - ein Preis, der jährlich von der Bundesregierung verliehen wird.
Zu ihren Erfahrungen in Griechenland sagt Vera: "Es gab sowohl sehr viele emotionale, schwierige Momente als auch sehr schöne Momente, in denen man sich vor allem einfach nur als Mensch fühlte."
Die Ergebnisse sind Unikate. Von dem Erlös der Taschen werden die beiden festangestellten Schneider bezahlt und das integrative Hilfsprojekt finanziert.