Neues Kapitel der Zusammenarbeit

Tschadischer Präsident in Berlin Neues Kapitel der Zusammenarbeit

Deutschland wird Tschad bei der Trinkwasserversorgung und der humanitären Hilfe unterstützen. Zudem will es sich im Rahmen der Partnerschaft zwischen der EU und der Afrikanischen Union engagieren. Das sagte Bundeskanzlerin Merkel nach dem Gespräch mit dem tschadischen Präsidenten Déby.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel den Staatspräsidenten des Tschad, Idriss Déby, mit militärischen Ehren im Kanzleramt.

Kanzlerin Merkel sagt Präsident Déby zusätzlich 8,9 Millionen Euro Hilfe bei Wasser und Ernährung zu.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Mit Idriss Déby sei erstmals ein Präsident aus dem Tschad zu Besuch in Deutschland, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Austausch im Kanzleramt. Damit sei ein neues Kapitel zwischen beiden Ländern aufgeschlagen worden. Neben den bilateralen Beziehungen habe die Situation in der Region und die Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent im Mittelpunkt der Gespräche gestanden.

Humanitäre Hilfe für Tschad

Zu den zahlreichen gemeinsamen Initiativen, die beide Länder ergreifen wollen, erklärte die Kanzlerin: "Deutschland wird 8,9 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um zusätzlich zum gegenwärtigen Engagement bei Wasser- und Ernährungsproblemen zu helfen." Dies sei angesichts der problematischen geographischen Lage Tschads mit Libyen im Norden, dem Sudan und der Tschadsee-Region sehr wichtig.

Präsident Déby betonte, angesichts der schwierigen finanziellen und wirtschaftlichen Lage brauche Tschad Deutschland als wichtigen Partner: "Wir haben 800.000 Flüchtlinge aus Darfur, aus der zentralafrikanischen Republik, aus Nigeria, Niger sowie unsere eigenen Binnenvertriebenen im Land." Außerdem habe das Wirken der Boko Haram in der Tschadsee-Region inzwischen zu einem humanitären Desaster geführt.

Wirtschaftsbeziehungen aufbauen

Die Bundeskanzlerin betonte, bisher gäbe es noch keine Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Tschad. Deutsche Unternehmen und die KfW seien überhaupt noch nicht in Tschad engagiert. Hier werde man versuchen, künftig deutliche Fortschritte zu erreichen.

Der tschadische Präsident erklärte: "Ich ermutige deutsche Unternehmen, in den Tschad zu kommen und bei uns zu investieren. Ich hoffe, dass die Tür jetzt offen ist und wir oft nach Berlin kommen werden."

Merkel betonte, angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums sei das Engagement des Präsidenten, die Rolle der Frau zu stärken und die Beschulung der Kinder und besonders der Mädchen voranzutreiben, eine wichtige Weichenstellung für die Entwicklung des afrikanischen Kontinents. Auch das Gesetz, das die Verheiratung von Mädchen erst ab 18 Jahren ermögliche, sei "ein wichtiger Beitrag zur Selbstbestimmung von Frauen", betonte sie.

Kampf gegen Terrorismus und illegale Migration

Video Statements der Bundeskanzlerin und des Präsidenten der Republik Tschad

Zum Kampf der afrikanischen Länder gegen terroristische Bedrohungen erklärte Merkel: "Die Europäische Union hat hier 50 Millionen Euro zur Unterstützung zur Verfügung gestellt, und man sieht bereits erste Fortschritte im Zusammenhang mit dem Einsatz gegen Boko Haram", erklärte Merkel.

Die Kanzlerin betonte, Deutschland habe die Verpflichtung, die afrikanischen Länder und Tschad im Rahmen der Missionen und bei der Ausrüstung zu unterstützen, "sei es über das Budget der Vereinten Nationen, sei es über Hilfen für die afrikanische Union."

Gerade bei der MINUSMA-Mission, bei der Tschad eine besondere Rolle zur Umsetzung des Friedensabkommens in Mali spiele, arbeite Deutschland sehr eng mit Tschad zusammen. "Deutsche Soldaten machen die Aufklärung in Mali und tschadische Soldaten sind für die Umsetzung des Friedensabkommens vor Ort verantwortlich".

Mit Blick auf den Prozess zur Bildung einer Einheitsregierung in Libyen sagte die Kanzlerin: "Ich freue mich, dass der Präsident ausdrücklich die Arbeit des deutschen UN-Gesandten, Herrn Kobler, gewürdigt hat und er in alle Bemühungen zur Bildung einer Einheitsregierung miteinbezogen wird."

Mit Blick auf die illegale Migration, von der Tschad wie Mali und Niger aufgrund der langen Grenze zu Libyen betroffen sei, betonte Merkel: "In diesem Zusammenhang hat die Hohe Beauftragte der Europäischen Union eine G5-Sahel-Zonen-Strategie aufgelegt, damit wir Mauretanien, Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad immer im Zusammenhang sehen."

Verstärkte Partnerschaft mit der Afrikanischen Union

Die Kanzlerin betonte, angesichts der globalen Probleme und Herausforderungen müsse die Zusammenarbeit mit Afrika künftig auf breitere Füße gestellt werden: "Die Partnerschaft zwischen Europa und Afrika ist ein Thema, bei dem auch Deutschland eine wichtige Rolle spielen möchte, und wo wir uns verstärkt engagieren werden."

Präsident Déby erklärte: "Deutschland hat auf dem schwarzen Kontinent seinen Platz als wichtiger Partner - das ist wichtig für die Zukunft des Kontinents."

Deutschland hat 1960 als zweites europäisches Land nach Frankreich mit Tschad diplomatische Beziehungen aufgenommen. Das deutsche entwicklungspolitische Engagement für Tschad konzentriert sich auf humanitäre Hilfe und Übergangshilfe, regionale Entwicklungsvorhaben sowie auf Maßnahmen zum Menschenrechtsschutz und zur Konfliktprävention. 2015 wurden 5,66 Millionen Euro an humanitärer Hilfe und seit 2010 insgesamt mehr als 23 Millionen Euro an Übergangshilfe bereitgestellt.