Neue Partnerschaft mit Nordafrika

Müller besucht Maghreb-Staaten Neue Partnerschaft mit Nordafrika

Eine neue Wirtschaftspartnerschaft mit Nordafrika war Inhalt der Reise von Entwicklungsminister Müller nach Marokko, Algerien und Tunesien. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise hat er Unterstützung für afrikanische Rückkehrer zugesagt. Auch die Perspektiven junger Afrikaner waren Thema.

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Bundesentwicklungsminister Gerd Müller trifft tunesischen Premierminister Habib Essid

Gerd Müller im Gespräch mit dem tunesischen Premierminister Habib Essid

Foto: Ute Grabowsky / photothek.net

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat das Ziel, die Länder Nordafrikas politisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. "Schaffen wir es nicht, die nordafrikanischen Mittelmeerstaaten bei ihrem gesellschaftlichen Umbruch erfolgreich zu unterstützen, machen sich die Menschen auf der Suche nach einer besseren Zukunft auf den Weg nach Europa", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller.

Neue Ausbildungs- und Wirtschaftskooperationen

Minister Müller hat in Marokko, Algerien und Tunesien zahlreiche Gespräche mit Wirtschaftsvertretern geführt. Es wurden Ausbildungs- und Wirtschaftskooperationen verabredet. Auch über den Beitrag Deutschlands auf innovativen Feldern wie erneuerbaren Energien und Hochschulausbildung wurde gesprochen. Ein weiteres Thema war die Integration von Einwanderern aus Subsahara-Staaten in Nordafrika.

"Wir arbeiten an einer neuen Mittelmeer-Wirtschaftskooperation. Das Mittelmeer trennt uns nicht von Nordafrika, sondern vereint uns und ist eine Brücke für eine erfolgreiche Partnerschaft", sagte Minister Müller nach einem Treffen mit dem tunesischen Premierminister Habib Essid.

Und weiter: "250 deutsche Unternehmen sind bereits in Tunesien. Dieses Engagement werden wir ausbauen, Investitionen stärken und wirtschaftliche Impulse auslösen. Eine solche Mittelmeerkooperation schafft Arbeitsplätze und Chancen vor allem für die jungen Menschen in Nordafrika."

Wiedereingliederung der Rückkehrer

Bei den Gesprächen ging es auch um die Verbesserung der Rückführung ausreisepflichtiger Asylbewerber in ihre Heimatländer. Deutschland wird im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit die Wiedereingliederung der Rückkehrer in ihre Heimatländer unterstützen. Müller: "Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit kann hier aufgrund ihrer gewachsenen Strukturen ein breites Feld an Möglichkeiten anbieten."

Investitionen der deutschen Wirtschaft in Marokko

Mit dem Solarkraftwerk in Ouarzazate haben Deutschland und Marokko das größte Kraftwerk diese Art weltweit errichtet. Schon heute versorgt es 350.000 Menschen mit sauberem Strom, schafft Arbeitsplätze, Unabhängigkeit von Energieimporten und schützt zugleich das Klima. Zusammen mit dem marokkanischen Energieminister vereinbarte Müller eine weitere Kooperation in diesem Zukunftsfeld.

In Rabat, der Hauptstadt Marokkos, hat die Delegation ein mit deutscher Unterstützung eingerichtetes Integrationszentrum besucht, das Anlaufstelle für Einwanderer aus Subsahara-Afrika ist. Deutschland will solche Willkommenszentren auf weitere zehn Kommunen ausweiten und so die Integration von Zehntausenden Einwanderern aus dem südlichen Afrika unterstützen.

Perspektiven für talentierte Nachwuchskräfte

In Algerien engagiert sich Deutschland bei der Ausbildung von jungen Menschen aus ganz Afrika an der panafrikanischen Universität in Tlemcen. Hier hat Entwicklungsminister Müller ein Institut unter anderem für Berufe im Bereich der erneuerbaren Energien eröffnet.

"Mit Bildung und Ausbildung schaffen wir Perspektiven für talentierte Nachwuchskräfte und stärken Afrika als Zukunftskontinent. Damit stoppen wir den Trend, dass immer mehr gut ausgebildete junge Afrikaner ihren Heimatkontinent verlassen, weil sie bei sich zu Hause keine Zukunft sehen. Die panafrikanische Universität ist deshalb ein Beispiel, dem noch viele andere Hochschulen und Kooperationen zwischen Afrika und Europa folgen müssen", betont Müller.

Appell des Ministers: Europa muss handeln

In Tunesien ging es unter anderem um die rückläufige Situation in der Tourismusindustrie nach den Terroranschlägen. Im Fokus der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Deutschland steht deshalb vor allem die Beschäftigungsförderung. Auch die Wasserversorgung und der Aufbau von Verwaltungsstrukturen in ländlichen Gebieten wurden erörtert.

Insgesamt haben durch die deutsch-tunesische Kooperation bisher über eine halbe Million Menschen in Tunesien frisches Trinkwasser erhalten. Darüber hinaus konnten durch Investitionen in die öffentliche Infrastruktur über 100.000 Menschen einen Arbeitsplatz finden. Die Zusammenarbeit in der digitalen Wirtschaft soll verstärkt werden.

Müller: "Der Schlüssel zur Lösung der Flüchtlingskrise liegt auch hier in den Ländern selbst. Zusammen mit der Wirtschaft können wir in Nordafrika ein riesiges Wirtschafts- und Investitionsprogramm entwickeln. Jeder dort investierte Euro setzt ein Vielfaches an Wirkung frei. Wenn sich Europa hier nicht endlich zum Handeln entschließt, werden wir das teuer bezahlen müssen."