Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hat Bundeskanzlerin Merkel die Notwendigkeit eines stärkeren Klimaschutzes unterstrichen: "Wir sind in der Klimapolitik zum Handeln aufgefordert." Die Zeit dränge, die Älteren müssten die Ungeduld der Jugend positiv aufnehmen.
Die Welt müsse gemeinsam handeln, aber jedes Land dazu seinen Beitrag leisten - das betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede beim Weltwirtschaftsforum am Donnerstag in Davos. Deutschland habe sich daher entschieden, bis 2022 aus der Kernenergie auszusteigen und bis spätestens 2038 auch aus der Kohleverstromung, wenn möglich schon bis 2035.
Dazu seien aber völlig neue Wertschöpfungsformen notwendig, auch die verstärkte Rolle der Digitalisierung dürfe nicht außer Acht gelassen werden, so die Kanzlerin. Es bedeute, keine Treibhausgase mehr auszustoßen und nicht vermeidbare Emissionen auszugleichen. Das seien "Transformationen von gigantischem historischem Ausmaß", sagte Merkel. Im Grunde müsse die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns im Industriezeitalter angewöhnt haben, in den nächsten 30 Jahren verlassen werden.
Die Bundeskanzlerin warnte in diesem Zusammenhang vor gesellschaftlichen Konflikten im Kampf gegen die Erderwärmung. Es gebe eine Sprachlosigkeit zwischen Menschen, die den Klimawandel leugneten und denjenigen, für die Klimaschutz höchste Dringlichkeit habe. Dies mache ihr Sorgen. Die Sprachlosigkeit müsse überwunden werden durch mehr Dialog.
Die Älteren müssten die "Ungeduld der Jugend" positiv und konstruktiv aufnehmen. Die Jugend habe einen ganz anderen Lebenshorizont – und die Zeit dränge.
Das Ziel, in Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu wirtschaften, sei ein riesiger Kraftakt, so die Bundeskanzlerin. Produktionsprozesse etwa in der Stahlindustrie müssten völlig umgestellt werden. Dabei werde grüner Wasserstoff eine große Rolle spielen. Dieser könne außerhalb Europas besser erzeugt werden.
Einer Zusammenarbeit mit China beim Klimaschutz kämen große Chancen zu. Dies sei eines der großen Themen auch beim geplanten EU-China-Spitzentreffen im September in Deutschland. China führe ein Emissionshandelssystem ein, dies könne mit dem europäischen System verknüpft werden. Neben Klimaschutz gehe es mit China auch um ein Abkommen zum Investitionsschutz.
China sei auch in Afrika sehr aktiv, sagte Merkel. Die EU und China könnten gemeinsame Maßstäbe finden, damit sich afrikanische Länder selbst entwickeln könnten. Neben der Zusammenarbeit mit China solle eine engere Kooperation mit Afrika einer der Schwerpunkte der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 sein.
Mit einer Zusage von weiteren 600 Millionen Euro für die globale Impfallianz Gavi unterstrich die Bundeskanzlerin ihre Aussage, dass man Stabilität und Sicherheit in Krisenregionen bringen müsse. Sie verwies auf Länder wie Syrien oder den Irak sowie die afrikanische Sahelzone. "Denn ohne Sicherheit keine Entwicklung. Und ohne Entwicklung auch keine Sicherheit."