Gemeinsame Ehrung der Weltkriegsopfer

Merkel in Moskau Gemeinsame Ehrung der Weltkriegsopfer

Die Kanzlerin hat mit Präsident Putin der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht. Es sei ihr wichtig, den Menschen in Russland zu sagen, "dass wir uns vor den Opfern verneigen", so Merkel. Mit Blick auf die Ukraine sagte sie, die Lehre aus der Geschichte müsse sein, Konflikte diplomatisch zu lösen.

Putin und Merkel gedenken der Opfer.

Am Grabmal des unbekannten Soldaten gedenken die Kanzlerin und der russische Präsident der Opfer.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges war Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Moskau gereist, um der Millionen Opfer in der damaligen Sowjetunion zu gedenken.

"Ich bin in einer nicht einfachen Phase der deutsch-russischen Beziehungen nach Moskau gekommen", sagte Merkel nach einem Gespräch mit Präsident Wladimir Putin. Es sei ihr wichtig gewesen, gemeinsam mit Putin an die Toten dieses Krieges zu erinnern.

Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten

Zuvor hatten Merkel und Putin am Grabmal des unbekannten Soldaten jeweils einen Kranz niedergelegt. "Damit möchte ich dem russischen Volk sagen: Als deutsche Bundeskanzlerin verneige ich mich vor den Millionen Opfern, die dieser Krieg, vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselt, gefordert hat", sagte die Kanzlerin.

Merkel erinnerte an das unbeschreibliche Leid, das Nazi-Deutschland über Millionen Menschen gebracht hat. Deutschland werde immer bewusst bleiben, dass es die Völker der Sowjetunion waren, die Soldaten der Roten Armee, die damals die höchste Zahl der Opfer zu beklagen hatten, sagte sie. Der Krieg im Osten war als brutaler Rassen- und Vernichtungskrieg geführt worden.

Ukraine-Krise Rückschlag der Zusammenarbeit

Angesichts dieser historischen Ereignisse sei sie dankbar dafür, dass Versöhnung zwischen den beiden Völkern möglich war. "Dass Deutsche und Russen gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten können. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder mehr Zusammenarbeit angestrebt in Europa."

Durch die "verbrecherische und völkerrechtswidrige Annexion der Krim und die militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine" habe diese Zusammenarbeit jedoch einen schweren Rückschlag erlitten, sagte Merkel. "Schwer, weil wir darin eine Verletzung der Grundlagen der gemeinsamen europäischen Friedensordnung sehen", erklärte sie.

Dennoch sei für sie gerade in diesen Tagen die Lehre aus der Geschichte von ganz wesentlicher Bedeutung: "Dass wir alles daransetzen müssen, Konflikte - so schwierig sie auch sein mögen - friedlich und im Gespräch miteinander zu lösen. Das heißt: auf diplomatischen Wegen."

Minsker Abkommen umsetzen

Merkel verwies auf das Maßnahmenpaket, das Deutschland und Frankreich gemeinsam mit der Ukraine und Russland im Rahmen des Normandie-Formats im Februar verabschiedet hatten. Es soll eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts ermöglichen.

Putin und sie hätten beide gewürdigt, dass vier Arbeitsgruppen eingesetzt worden seien, die für wesentliche Punkte Lösungen erarbeiteten. Die Kanzlerin dankte auch der OSZE dafür, dass sie bei der Umsetzung des Minsker Abkommens eine wichtige Aufgabe erfülle.

Ziel des Minsker Abkommens sei, dass "wir zum Schluss die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine wieder herstellen", stellte Merkel klar. "Die Arbeit wollen wir gemeinsam fortsetzen. Es scheint ein mühevoller Weg zu sein." Die Bundesregierung werde sich weiter in diesem Prozess engagieren, versicherte die Kanzlerin.

Zusammenarbeit mit Russland wichtig

Merkel sprach auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland an. Es gehe perspektivisch darum, die Wirtschaftsräume Russlands und der Europäischen Union schrittweise anzunähern. "Ich glaube, in einer globalen Welt gibt es gute Gründe dafür, an diesem großen Projekt zu arbeiten." Die deutsch-russischen Beziehungen würden sich hier sehr gut einfügen.

Abschließend machte Merkel deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Russland auch in internationalen Fragen ist. Die Lösung des syrischen Bürgerkrieges und die Atomverhandlungen mit Iran nannte sie als Beispiele. "Eigentlich erwartet die Welt, dass wir die Schwierigkeiten überwinden und mein Besuch heute hier soll zeigen: Wir wollen das mit Russland und nicht gegen Russland tun."

An der offiziellen russischen Siegesparade am Vortag hatte die Kanzlerin nicht teilgenommen. Der Grund waren die tiefgreifenden Meinungsunterschiede mit Russland über den Ukraine-Konflikt. Es sei ihr aber wichtig, "gemeinsam mit dem russischen Präsidenten einen Kranz am Mahnmal des unbekannten Soldaten niederzulegen, um der Millionen Toten zu gedenken, die Deutschland aus dem Zweiten Weltkrieg heraus zu verantworten hat", so Merkel in ihrem Video-Podcast .