"Helmut Schmidt wird uns fehlen"

Staatsakt für den Altbundeskanzler "Helmut Schmidt wird uns fehlen"

Bundeskanzlerin Merkel hat Helmut Schmidt als großen Staatsmann und partei- und generationsübergreifende "Instanz" gewürdigt. Sein Tod reiße eine Lücke. Mit den Worten "Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen", schloss sie ihre Trauerrede beim Staatsakt.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht beim Staatsakt für Altbundeskanzler Helmut Schmidt.

Merkel: Ich verneige mich vor einer herausragenden Persönlichkeit.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Den kirchlichen Teil des feierlichen Staatsakts eröffnete der Hauptpastor der Michaeliskirche, Alexander Röder, mit einem Gottesdienst und einer Predigt. Der Tod des großen Staatsmanns habe viele berührt, sagte er. Es sei, als wäre ein guter Freund gestorben. Für die Menschen sei Helmut Schmidt eine Autorität und ein Vorbild gewesen. Röder wies auch auf die große Verantwortung hin, die Schmidt im Leben übernommen habe.

Anschließend hielten Hamburgs Regierender Bürgermeister Olaf Scholz, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und Bundeskanzlerin Angela Merkel bewegende Trauerreden.

An der Trauerfeier im Hamburger "Michel" nahmen neben Schmidts Tochter Susanne und seiner Lebensgefährtin Ruth Loah rund 1.800 Gäste aus dem In- und Ausland teil, darunter Bundespräsident Joachim Gauck, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sowie Frankreichs früherer Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing, mit dem Schmidt ebenso wie mit Kissinger eine langjährige persönliche Freundschaft verband.

Tiefe Spuren hinterlassen

Die Spuren, die er hinterlasse, seien tief, so Merkel. Sein Tod erscheine irgendwie unwirklich. Auch im hohen Alter sei Schmidt noch unglaublich präsent gewesen. "Uns alle bewegt sein Tod. Er war eine Instanz, über alle Partei- und Generationsgrenzen hinweg", so die Kanzlerin. Sein hohes Ansehen habe einen guten Grund: er habe sich bei allen politischen Aufgaben seiner Verantwortung gestellt und deshalb Vertrauen gewonnen.

Merkel erinnerte sich, dass sie als gebürtige Hamburgerin aus der DDR heraus das entschlossene Eingreifen Schmidts bei der Sturmflut von 1962 in Hamburg verfolgt habe.

Mit Blick auf den RAF-Terror in Deutschland sagte Merkel, wenn Helmut Schmidt überzeugt gewesen sei, das Richtige zu tun, dann habe er dies getan. "Er war bereit, selbst den höchsten Preis zu zahlen." Er habe sich gegen jede Form blinder Ideologien gewehrt, betonte Merkel. Schmidt habe für die Demokratie gebrannt. Dies habe auch für die Europäische Union gegolten. Merkel beendete ihre Rede mit dem Satz: "Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen."

Mann mit Mut und Vision

Olaf Scholz hob hervor, dass nicht nur Hamburg trauere, sondern Deutschland und die ganze Welt. Selten sei einem Politiker so viel Vertrauen entgegengebracht worden. Schmidt habe stets die Verantwortung für sein Handeln übernommen und sich bei schwierige Entscheidungen an Kants kategorischer Imperativ orientiert. Sein politisches Vermächtnis werde ein zentraler Fixpunkt der Politik bleiben.

Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sagte, Schmidts Stärken seien Vision und Mut gewesen Diese Eigenschaften habe er wie kein zweiter verkörpert. Die Verpflichtung gegenüber dem eigenen Gewissen sei für Schmidt oberste Instanz gewesen. Er habe die Welt bereist und uns die Weltläufe erklärt. Er sei eine Art Weltgewissen gewesen. Kissinger beendete seine sehr persönliche Rede mit den Worten: "Helmut wird bleiben - ein großer und guter Mensch."

Trauereskorte durch Hamburg

Nach der Trauerfeier erhielt Helmut Schmidt ein großes militärisches Ehrengeleit durch das Wachbataillon der Bundeswehr. Der Sarg wurde anschließend mit einer Trauereskorte durch Hamburg zum Friedhof Ohlsdorf überführt.

Helmut Schmidt war am 10. November im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in seiner Heimatstadt Hamburg verstorben. Er war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Was ist ein Staatsakt?
Staatsakte und Staatsbegräbnisse als Formen staatlichen Zeremoniells werden nur selten angeordnet. Sie sind Ausdruck höchster Würdigung durch die Bundesrepublik Deutschland für eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich hervorragend um das deutsche Volk verdient gemacht hat. In Anwesenheit der höchsten Repräsentanten der Verfassungsorgane des Bundes, von Hinterbliebenen, Weggefährten und Freunden sowie führenden Persönlichkeiten aus Politik, Religion, Wirtschaft und Kultur werden die Verdienste des Verstorbenen gewürdigt. Zum Staatsakt werden hochrangige Gäste und Repräsentanten aus dem Inland und aus dem Ausland eingeladen.