Dem Bausektor kommt eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz zu. Denn allein das Heizen, Kühlen und Beleuchten von Gebäuden verursacht ein Viertel der energiebedingten Treibhausgasemissionen pro Jahr. Die mit dem Bundespreis UMWELT & BAUEN ausgezeichneten Leuchtturmprojekte zeigen, dass energieeffizientes, klima- und umweltfreundliches Bauen funktioniert - gerade auch im Gebäudebestand.
Das sanierte und erweiterte Berufsschulzentrum in Mühldorf am Inn erzeugt mehr Energie als es verbraucht. Das energieeffiziente Wärmekonzept nutzt überschüssige Abwärme etwa aus der Schulbäckerei und der Mensa. Die Abwärme kann gekühlt und in einem speziellen Eisspeicher zwischengelagert werden. Das ausgefeilte Lüftungssystem ermöglicht Präsenzunterricht auch unter Pandemie-Bedingungen. Bauherren, Architekten und die projektbegleitende Fachhochschule setzten zudem auf einen klimaschonenden Baustoffmix aus Holz und recycelten Baustoffen.
Die 24 Wohnungen im genossenschaftlichen Stadtquartier „Margaretenau“ in Regensburg wurden bei der Sanierung um sechs neue energieeffiziente Dachgeschosswohnungen erweitert. Der ganze Gebäudekomplex erhielt zudem einen neu entwickelten, mineralischen Dämmputz. Geheizt wird jetzt mit einer Wärmepumpe und einem mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerk. Für Strom sorgt Photovoltaik auf den Dächern. Die Förderung der KfW für energetisches Bauen und Sanieren und ein Mieterstromkonzept tragen dazu bei, dass die Kosten über einen langen Zeitraum bezahlbar bleiben.
Für den Erweiterungsbau eines Logistikzentrums in Leutkirch wurden für das Tragwerk Bauteile aus Buche mit klassischen Nadelholzprodukten kombiniert, die Fassaden mit Holzschindeln verkleidet. 3000 m²-Dachfläche sind mit Photovoltaikanlagen belegt. Eine Wärmepumpe heizt und kühlt die Tageslicht-durchfluteten Räume. Eine Regenwasserrückhalteanlage und neue Biotope im Außenbereich runden den klimagerechten Industriebau mit Energie-Plus-Standard ab.
Für Wohlfühl-Klima sorgt heimisches Holz, das für den Bau der neuen Kinderkrippe im bayerischen Waltenhofen verwendet wurde. Das heimische Holz spart Energie- und CO2-lastige Transportwege. Die CO2-freie Holzkonstruktion kommt ohne Leim und lösemittelhaltige Produkte aus. Eine Holzpellet-Heizung sorgt für die nötige Wärme, ergänzt durch eine Wärmerückgewinnung über die Fenster. Der per Photovoltaikanlage erzeugte Strom reicht zudem für die benachbarte Schule und Mehrzweckhalle aus.
Ein denkmalgeschützter rund 400 Jahre alter Gasthof im bayerischen Denklingen wurde klimagerecht saniert und damit zum modernen Rathaus mit Bürgersaal umgebaut. Das lange ungenutzte Gebäude belebt nun das Leben im Ortszentrum. Die Nutzung vorhandener Gebäude unterstützt die Zielsetzung der Minimierung von Baustoffressourcen und Flächenverbrauch.
Im Gebäudesektor müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mehr als zwei Drittel sinken. Vom Bund genutzte Gebäude sollen Vorbild sein für Energieeffizienz, Klimaschutz und nachhaltiges Bauen. Neubauten des Bundes müssen künftig mindestens 60 Prozent energieeffizienter sein als die gesetzlichen Anforderungen an den Neubau, Gebäudesanierungen mindestens 45 Prozent energieeffizienter. Für bereits bestehende, vermietete Bundesgebäude sollen die hohen Anforderungen ebenfalls ab 2025 gelten.
In immer mehr neuen Wohnungen und Gebäuden wird mit erneuerbaren Energien geheizt. 2019 waren fast die Hälfte der neuen Wohngebäude mit Geo- und Umweltthermie-, Holz- oder Pelletheizungen ausgestattet. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 erhielten noch 93,1 Prozent aller Neubauten eine Öl- oder Gasheizung. Eine Austauschprämie von bis zu 45 Prozent bietet einen Anreiz auch im Gebäudebestand die alte Ölheizung gegen ein klimaschonendes Modell auzutauschen.
Egal ob Privatperson, Unternehmen, Kommunen oder gemeinnützige Organisationen: Jeder kann zum Klimaschutz beitragen. Der Förderwegweiser Energieeffizienz des Bundeswirtschaftsministeriums hilft bei der Suche, um Ihr Zuhause, Ihre Firma oder Ihre Organisation energieeffizienter zu machen. Die Fördersätze für energieeffizientes Bauen und Sanieren wurden erhöht, eine Prämie unterstützt beim Austausch der alten Ölheizung gegen eine neue, energieeffiziente Heizung. Das Klimaschutzprogramm sorgt mit ausgeweiteten Förderprogrammen dafür, dass möglichst viele Eigentümerinnen und Eigentümer zeitnah in die Modernisierung ihrer Wohnungen investieren können.