"Dorgerloh wird das Humboldt Forum für das Publikum öffnen"

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Im Wortlaut: Grütters "Dorgerloh wird das Humboldt Forum für das Publikum öffnen"

Mit Blick auf seine Leistungen an der Spitze der "Stiftung Schlösser und Gärten" zeigt sich sich Kulturstaatsministerin im Gespräch mit der Berliner Morgenpost überzeugt, dass Hartmut Dorgerloh als künftiger Generalintendant die große und spannende Herausforderung im Humboldt Forum herausragend meistern wird. Für den Umgang Deutschlands mit der Provenienzforschung und dem kolonialen Erbe könne das Humboldt Forum eine Blaupause sein.

  • Interview mit Monika Grütters
  • Berliner Morgenpost

Berliner Morgenpost: Frau Grütters, Sie haben Hartmut Dorgerloh für die Aufgabe des Intendanten am Humboldt Forum vorgeschlagen. Herr Dorgerloh ist seit 2002 Vorsitzender der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Wer wird sein Nachfolger?

Grütters: Zunächst einmal hat Hartmut Dorgerloh mit Heinz Berg ja einen sehr kompetenten Stellvertreter. Der Stiftungsrat der Stiftung Schlösser und Gärten wird auf seiner Stiftungsratssitzung Ende April darüber beraten. Ich gehe davon aus, dass die Stelle international ausgeschrieben wird.

Berliner Morgenpost: Ihnen schwebt also kein konkreter Bewerber vor?

Grütters: Wir haben auch hier natürlich Ideen. Aber wir machen jetzt einen Schritt nach dem anderen. Zunächst muss Hartmut Dorgerloh vom Stiftungsrat der Stiftung Humboldt Forum zum Generalintendanten des Humboldt Forums gewählt werden, das soll in der zweiten Aprilhälfte geschehen.

Berliner Morgenpost: Es waren ja viele Namen für diesen Posten im Gespräch, darunter Max Hollein vom Fine Arts Museum of San Francisco, Marion Ackermann von der Staatlichen Kunstsammlung Dresden oder Johannes Vogel, der Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde. Warum haben Sie Dorgerloh diesen Bewerbern vorgezogen?

Grütters: Die genannten Personen waren ja eher Medienspekulationen. Aber es stimmt: Es gab eine Liste mit hochkarätigen Personen, mit denen wir in den vergangenen Monaten Gespräche geführt haben – am Ende stand die gemeinsame Empfehlung für Dorgerloh. Hartmut Dorgerloh bringt viel Führungserfahrung an der Spitze einer vergleichbar großen kulturellen Institution mit. Er kennt sich aus mit dem Verhältnis zwischen Bund und Ländern. Was ich an ihm besonders schätze, ist seine Fähigkeit, vom Publikum aus zu denken. Das Gespräch über das Stadtschloss war anfangs eher eines über das Gebäude, dann ging es stark akademisch um seine Inhalte. Hartmut Dorgerloh wird diesen Ort nun populär machen, ihn für das Publikum öffnen – dass er das kann, hat er mit seinen Aktivitäten als Chef der Schlösserstiftung oft genug bewiesen. 

Berliner Morgenpost: Was heißt das genau?

Grütters: Das Humboldt Forum wird sicher ein großer Publikumsmagnet, eine Agora, im Zentrum der Republik. Durch den freien Eintritt werden wir große Besucherströme zu bewältigen haben. Da geht es nicht ausschließlich ums Museale, da geht es auch um Fragen der Präsentation, der Unterhaltung und der Wissensvermittlung. Mit der Potsdamer Schlössernacht, mit einem Großereignis wie "Friederisiko" zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen und mit Ausstellungen wie "Frauensache" hat Dorgerloh gezeigt, dass er schwierige kulturgeschichtliche Themen sinnlich erfahrbar machen kann. Und das sind nur drei von vielen Beispielen.

Berliner Morgenpost: Nach der Berufung von Lars-Christian Koch zum Sammlungsdirektor wird Hartmut Dorgerloh nun der zweite weiße, männliche Europäer auf einer Spitzenposition im Humboldt Forum. Das sorgt für Unmut.

Grütters: Uns war es wichtig, den besten Kandidaten für diese Funktion zu berufen. Sie dürfen nicht vergessen, dass die außereuropäischen Sammlungen nur einen Teil der gesamten Institution ausmachen werden. Und außerdem: Das internationale Expertenteam, das ihn berät, wird ja an Bord bleiben. Außerdem werden wir dort auch Kuratoren aus den Herkunftsländern beschäftigen. Aber für den neuen Generalintendanten wird es eine wichtige Aufgabe sein, die Besucher aus dem In- und Ausland qualitativ gut zu lenken und ihr Interesse mit einem hochkarätigen Angebot auf alle Bereiche dieses Hauses zu richten.

Berliner Morgenpost: Ein anderes großes Thema ist der Umgang mit dem kolonialen Erbe, ist auch die Provenienzforschung.

Grütters: Auch das wird den neuen Intendanten natürlich beschäftigen, selbst wenn hier die Verantwortung in der Hand der Staatlichen Museen liegt. Hier kann das Humboldt Forum aber als eine Art Blaupause zeigen, wie Deutschland sich diesem Thema stellt und wie die Herkunftsgeschichte der Objekte erzählt und dokumentiert werden kann.

Berliner Morgenpost: Am Humboldt Forum werden viele Institutionen mitwirken – der Bund, die Staatlichen Museen, das Land Berlin, die Humboldt-Universität. Droht da nicht ein Führungschaos?

Grütters: Im Gegenteil. Der Generalintendant ist mit einer guten Autorität ausgestattet. Dorgerloh tritt überzeugend und gewinnend auf und besitzt hohe Integrationskraft. Wir werden zudem für die unterschiedlichen Akteure eine Leitungskonferenz einrichten, die das Haus unter Vorsitz des Intendanten programmatisch steuert. Dort hat er Richtlinienkompetenz. Er ist außerdem direkt für das Programm des Hauses verantwortlich. Ich bin überzeugt, dass Hartmut Dorgerloh diese in der Tat große und spannende Herausforderung im Humboldt Forum herausragend meistern wird.