Leben und Arbeiten in Deutschland: Eine Willkommenserfahrung?

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Willkommens- und Anerkennungskultur Leben und Arbeiten in Deutschland: Eine Willkommenserfahrung?

Aus vielen Ländern kommen Menschen nach Deutschland - als Flüchtlinge oder Fachkräfte. Warum kommen sie? Wie werden sie aufgenommen? Wie erleben sie Deutschland? Unai Usin aus Spanien gibt Antworten.

  • Interview mit Unai Usin
  • Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Zwei Männer im Blaumann

"Ich lerne viel, trotzdem bleibt genug Zeit für Gespräche". Unai Usin (l.) ist mit dem Arbeitsklima sehr zufrieden.

Foto: Felix Abraham

"Ich möchte hier Wurzeln schlagen - ich liebe den Harz."

Der 35-jährige Spanier Unai Usin macht eine Ausbildung zum Werkzeugmacher. Das Bundeswirtschaftsministerium hat seinen Arbeitgeber - die KS ATAG TRIMET Guss GmbH - mit dem Preis für Willkommenskultur "Mit Vielfalt zum Erfolg" ausgezeichnet.

In einer Serie sprechen wir mit Menschen verschiedener Herkunft über ihre Erfahrungen zum Leben und Arbeiten bei ausgezeichneten Arbeitgebern.

Ankommen

Der 35-jährige Unai Usin Bengoa aus Spanien durchläuft derzeit eine Ausbildung zum Werkzeugmacher.

Unai Usin macht eine Ausbildung zum Werkzeugmacher.

Foto: Felix Abraham

Seit wann leben Sie in Deutschland?
Seit ungefähr einem Jahr lebe ich in Harzgerode.

Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?
In Spanien ist es sehr schwierig Arbeit zu finden, unabhängig davon ob man studiert hat oder nicht.

Auch eine Ausbildung garantiert keinen Arbeitsplatz. Deswegen habe ich mich entschieden, mein Glück in Deutschland zu suchen. 

Worauf haben Sie sich besonders gefreut? Und wovor hatten Sie Angst oder Respekt?
Ich hatte Angst davor, dass mir Deutschland nicht gefällt und es schwierig wird, mich anzupassen. Aber die Befürchtungen sind nicht eingetroffen - im Gegenteil: Die Leute hier sind sehr nett, der Harz ist wunderbar und ich liebe meine Arbeit.

Was machen Sie bei KS ATAG Trímet Guss GmbH?
Ich mache eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker.

Wie sah Ihr erster Tag bei KS ATAG Trímet Guss GmbH aus?
An meinem ersten Tag auf meiner neuen Arbeitsstelle war ich nervös und müde. Ich habe auch nur sehr wenig Deutsch verstanden. Ich hatte immerhin auch fast 2.000 Kilometer von Spanien nach Deutschland zurückgelegt. Ehrlich gesagt, weiß ich sonst nicht mehr viel von meinem ersten Tag – es waren so viele neue Eindrücke. Ich kann Ihnen aber sagen, dass mir meine Ausbildung sehr viel Spaß macht.

Willkommen

Dabei setzt das ländliche Unternehmen auch auf die Kooperation mit Sprachschulen und Kommunalpolitikern.

Dabei setzt das ländliche Unternehmen auch auf die Kooperation mit Sprachschulen und Kommunalpolitikern.

Foto: Felix Abraham

Was ist Willkommenskultur für Sie?
Willkommenskultur ist, wenn man so aufgenommen wird, wie es mein Arbeitgeber mit mir getan hat.

Welche Unterstützung Ihres Arbeitgebers hat Ihnen an meisten geholfen?
Alle haben mich sehr freundlich empfangen, waren sehr hilfsbereit, und ich hatte sehr viel Unterstützung: etwa bei der Wohnungssuche, dem Kauf von Möbeln und eines Autos. Das hat mir schon mal ein gutes Gefühl gegeben. Den Umgang mit Behörden kannte ich so auch gar nicht. Mein Arbeitsgeber war mir eine große Hilfe bei der Anmeldung an der Berufsschule oder beim Abschluss von Versicherungen. Das war sehr wichtig für mich und hat mir den Start ungemein erleichtert.

Erinnern Sie sich an einen ganz bestimmten Moment, an dem Sie sich willkommen gefühlt haben?
Ja! Das war an meinem ersten Silvestertag in Deutschland. Eine Kollegin hat mir Schokolade, Wurst und Likör geschenkt. Dazu gab Sie mir einen Zettel auf dem stand: "Wenn Sie keine Mutti oder Oma in Deutschland haben, die sich um Sie kümmert, hier ist ein Geschenk zum Silvestertag." Außerdem fühle ich mich jeden Tag willkommen. Meine Arbeitsumgebung ist unübertrefflich und meine Arbeit wird sehr geschätzt. Wohlfühlen hilft ungemein beim Einleben.

Welche Dinge möchten Sie heute nicht mehr missen in Deutschland oder haben Sie besonders liebgewonnen?
Das Gefühl im Sommer möchte ich nicht missen: Ich liebe es im See zu schwimmen und danach eine Currywurst mit Pommes und ein Bier zu genießen, das ist toll. Ich vermisse den spanischen Sommer nicht, weil ich die Hitze ohnehin nicht mag. Hier ist die Luft frisch und klar und das gefällt mir.

Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ganz klar: Erbsensuppe mit Bockwurst!

Was war ein unerfreuliches Erlebnis für Sie in Deutschland?
An Weihnachten wurde mir das Radio in meinem Auto gestohlen. Das hat mich ein wenig geärgert.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in Deutschland?
In diesem Jahr im Mai bekam ich Besuch von meinem Bruder und meiner Schwägerin. Wir haben uns in Berlin getroffen. Wir mieteten Fahrräder und haben die wichtigsten Stationen wie den Reichstag, Tiergarten, die Berliner Mauer und das Brandenburger Tor besucht. Anschließend gab es Currywurst. Und natürlich haben wir auch Party gemacht. Wir hatten wirklich sehr viel Spaß zusammen!

Haben Sie ein deutsches Lieblingswort? Verraten Sie uns die Geschichte dahinter?
Ich finde ja, Deutsch ist keine schwere Sprache und ich habe schon sehr viel gelernt. Bisher habe ich aber kein Lieblingswort. Aber fragen Sie mich in einem Jahr wieder.

Erinnern Sie sich an ein kulturelles oder sprachliches Missverständnis– und daran, wie Sie es gelöst haben?
In Spanien begrüßt man Frauen mit zwei Küssen auf die Wangen. Die ersten paar Male habe ich entsprechend auch die Frau meines Ausbilders so begrüßt. Das führte offensichtlich zu Irritationen. Aber wir haben im Nachhinein sehr herzlich darüber gelacht.

Was konnten Ihre deutschen Kollegen von Ihnen lernen?
Spanische Kraftausdrücke :-)

Weiterkommen

Was schätzen Sie an der internationalen/interpersonalen Arbeitsatmosphäre in Ihrem Unternehmen?
Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeitsatmosphäre. Ich lerne viel und es bleibt trotzdem genug Zeit für Gespräche.

Was empfehlen Sie Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren wollen?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Arbeitsklima. Es ist allerdings sehr wichtig, dass internationale Fachkräfte zu Beginn sehr viel Hilfe und Unterstützung benötigen. Das sollten sich die Unternehmen bewusst machen. Sei es bei Verwaltungsangelegenheiten, der Sprache oder  der Wohnungssuche. Wenn eine Willkommenskultur gelebt und Zeit investiert wird, fällt das Einleben leichter. Das kommt dann natürlich auch dem Unternehmen zu Gute.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich möchte ein Haus kaufen und mich hier Wurzeln schlagen - ich liebe den Harz.

Die KS ATAG TRIMET Guss GmbH mit Sitz in Harzgerode hat rund 100 Beschäftigte und fertigt Druckgussteile.