"Das direkte Umfeld muss achtsam sein"

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Im Wortlaut: de Maizière "Das direkte Umfeld muss achtsam sein"

Vorschnelle Schuldzuweisungen seien nach dem Amoklauf von München falsch, sagt Bundesinnenminister de Maizière in einem Interview. Doch wenn Menschen sich veränderten, physisch auffällig würden oder sich radikalisierten, dürfe sich das direkte Umfeld dieser Herausforderung nicht alleine stellen.

  • Interview mit Thomas de Maizière
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BM de Maizière, Bundesminister des Innern, vor einer Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt.

"Müssen sehr sorgfältig prüfen, ob und gegebenenfalls wo es noch gesetzlichen Handlungsbedarf gibt", so der Innenminister de Maizière.

Foto: Bundesregierung/Güngör

Das Interview im Wortlaut:

BILD am SONNTAG (BamS): Herr Minister, sind Sie erleichtert, dass der Amokläufer keine Verbindung zu ISIS hatte?

Thomas de Maizière: Erleichterung ist angesichts des Todes so vieler Menschen nicht angebracht. Jedes Opfer ist eines zu viel. Die Opfer von München sind genauso schlimm wie die Toten von Nizza, Bamako, Istanbul und all den anderen Städten, die unter Amokläufen oder Terroranschlägen zu leiden hatten. Für die Opfer und ihre Angehörigen macht es keinen Unterschied, aus welcher Motivation die Morde geschehen sind. Vor einem endgültigen Abschluss der Ermittlungen ist aber auch eine Bewertung des Tatmotivs nicht möglich.

BamS: Wie können die Behörden verhindern, dass sich Jugendliche illegal Waffen und Munition kaufen?

Thomas de Maizière: Unsere Waffengesetze sind schon jetzt sehr streng - und das halte ich auch für richtig. In Europa wollen wir mit der jetzt zur Verabschiedung anstehenden Waffenrichtlinie weitere Fortschritte erreichen. Es muss jetzt erst einmal weiter ermittelt werden, wie sich der mutmaßliche Täter von München die Waffe beschafft hat. Dann müssen wir sehr sorgfältig prüfen, ob und gegebenenfalls wo es noch gesetzlichen Handlungsbedarf gibt.

BamS: Haben Ärzte und Eltern eine Mitschuld, wenn psychisch auffällige Jugendliche Amok laufen und Menschen töten?

Thomas de Maizière: Wenn Menschen sich verändern, psychisch auffällig werden oder sich radikalisieren, bedeutet das eine besondere Herausforderung für ihre Familien, für Freunde und behandelnde Ärzte und Therapeuten. Als vielleicht enge Bezugspersonen müssen sie besonders achtsam für Veränderungen sein. Bei Anzeichen von Veränderungen, die Anlass zur Sorge geben, kann und muss professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Solche Prozesse sind sehr komplex und können eine Familie oder Freunde schnell überfordern. Pauschal von einer Mitschuld zu sprechen, scheint mir zu einfach. Vorschnelle Schuldzuweisungen sollten wir unterlassen. Und für eine abschließende Bewertung des schrecklichen Vorfalls in München wissen wir hier auch noch zu wenig über die Details.

Das Interview führte Burkhard Uhlenbroich für die

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