„Wir müssen auf künftige Pandemien besser vorbereitet sein“

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Auf dem Bild ist Bundeskanzler Olaf Scholz beim World Health Summit zu sehen.

Die richtigen Schlüsse aus der Corona-Pandemie ziehen: Die Weltgemeinschaft müsse auf künftige Pandemien besser vorbereitet sein, Gefahren schneller erkennen und Informationen enger austauschen, betonte Olaf Scholz beim Weltgesundheitsgipfel.

Foto: Bundesregierung/Köhler

Aus der Vergangenheit lernen: Bei seiner Eröffnungsrede des „World Health Summit 2022“ in Berlin hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Bedeutung von Vernetzung und Zusammenarbeit international, interdisziplinär und auf höchstem wissenschaftlichen Niveau betont – gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie. „Wenn wir solche Epidemien also künftig früher erkennen oder besser noch: vermeiden wollen, dann brauchen wir eine noch viel engere Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen, ein noch viel besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt“, so der Bundeskanzler.

Auf Pandemien besser vorbereitet sein

Umso wichtiger sei es, „die richtigen Schlüsse aus der Vergangenheit und aus der Covid-19-Pandemie zu ziehen“. Die Weltgemeinschaft müsse auf künftige Pandemien besser vorbereitet sein, Gefahren schneller erkennen, Informationen enger austauschen, Gegenmaßnahmen gemeinsam entwickeln und den Zugang für alle sicherstellen, betonte Olaf Scholz.

Der World Health Summit (WHS)  ist die weltweit führende internationale Konferenz zu globaler Gesundheit. Einmal im kommen Jahr mehr als 2000 international renommierte Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft in Berlin zusammen, um die drängendsten Aufgaben der globalen Gesundheitsversorgung zu diskutieren.

Künftig alle drei Jahre ein gemeinsamer Gipfel

In diesem Jahr wird die Konferenz erstmals gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) organisiert und findet vom 16. bis 18. Oktober statt. Künftig findet alle drei Jahre ein gemeinsamer Gipfel statt.

Zentrale Themen des diesjährigen WHS sind:

  • Innovative Lösungen zur Verbesserung der globalen Gesundheit zu finden
  • den Austausch zu stärken
  • die globale Gesundheit als zentrales politisches Thema zu implementieren
  • sowie die globale Gesundheitsdebatte im Sinne der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.

Deutschland ist ein Ort für internationale Spitzenforschung

Dass in Deutschland nicht nur Grundlagenforschung stattfindet, sondern internationale Spitzenforschung auf höchstem Niveau, zeige die diesjährige Vergabe des Medizin-Nobelpreises an den schwedischen Biologen und Mediziner Svante Pääbo. Pääbo ist Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, lehrt und forscht seit den 90er Jahren in Deutschland. Dies spreche für den Forschungsstandort Deutschland. „Ich habe mich über diese Wahl besonders gefreut“, so Scholz.

Ein weiteres Ergebnis jahrelanger Forschung zu den Corona-Viren gelang Professor Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin. Nur wenige Wochen nach Auftreten des Corona-Virus in Wuhan entwickelte Drosten einen ersten erfolgreichen Virus-Nachweis – zu einer Zeit, als diese Viren den meisten Bürgerinnen und Bürgern noch unbekannt waren.

Nicht zuletzt entwickelten Uğur Şahin und Özlem Türeci nach jahrelangen Forschungen an der mRNA-Technologie innerhalb kürzester Zeit einen erfolgreichen Impfstoff gegen Covid-19. „In der Corona-Pandemie wurden dadurch unzählige Menschenleben gerettet“, betonte Scholz. Er hoffe, dass dies erst der Anfang sei: „Denken wir nur an die Potenziale beim Einsatz von mRNA-Technologie in der Krebstherapie“.

Internationale Vernetzung und Zusammenarbeit

Die Beispiele zeigten, dass es auf internationale Vernetzung und Zusammenarbeit ankomme, insbesondere in der internationalen Gesundheitspolitik. Deutschland hat als G7-Präsidentschaft Gesundheit zu einem Schwerpunkt gemacht:

  • Fast 1,2 Milliarden Impfstoffdosen haben die G7-Partner inzwischen abgegeben – mehr als zunächst zugesagt
  • Der ACT-Accelerator, der Impfstoffe, Therapeutika und Diagnostika weltweit schneller verfügbar macht, wird zu 83 Prozent von den G7 finanziert. Deutschland allein hat 2022 über 1,3 Milliarden Euro dafür zugesagt
  • Mit bis zu 850 Millionen Euro unterstützt Deutschland Länder in Afrika und im Nahen Osten, damit sie gespendete Impfstoffe auch wirklich verimpft bekommen
  • Gemeinsam mit der EU, der Afrikanischen Union und afrikanischen Ländern wie Senegal und Ruanda unterstützt Deutschland den Aufbau einer eigenen Impfstoffproduktion in Afrika – heute mit Blick auf Covid-19, morgen auch für andere Krankheiten wie Malaria oder Ebola
  • Mit 1,3 Milliarden Euro fördert Deutschland den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria – ein Anstieg um 30 Prozent seit der letzten Wiederauffüllung des Fonds
  • Deutschland wird bei der Konferenz der Globalen Initiative zur Ausrottung von Polio am 25. Oktober 35 Millionen Euro in diesem Jahr bereitstellen
  • Ein Mittel, um Pandemieausbrüche früher zu erkennen, ist der „Pact for Pandemic Readiness“, in dem es zum Beispiel um eine engere Zusammenarbeit bei der Genomsequenzierung oder um die Überwachung von Abwassersystemen geht
  • Im September haben die G7-Staaten einen „Financial Intermediary Fund“ gegründet, der die Vorsorge und Reaktion auf Pandemien auch finanziell absichern soll. Deutschland hat dafür bislang fast 70 Millionen Euro bereitgestellt – als einer von inzwischen bereits 18 Gebern aus allen Teilen der Welt

Um gemeinsam besser vorbereitet zu sein und in Gesundheitskrisen besser agieren zu können, unterstütze man schließlich die Verhandlungen über einen internationalen Pandemievertrag und die Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften, so der Bundeskanzler.

Auf den Rat der Wissenschaft angewiesen

Weil in der Welt die Komplexität zunehme, sie immer enger vernetzt und immer stärker geprägt ist von wissenschaftlichen Innovationen und technologischen Fortschritt, sei „die Politik heute umso mehr auf den Rat von Wissenschaft angewiesen“. Deshalb habe er gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Bundeskanzler einen unabhängigen Rat von Corona-Expertinnen und -Experten berufen. 

Dass Deutschland im internationalen Vergleich besser durch die Pandemie gekommen ist, in dem seine wissenschaftsbasierte Politik immer wieder den von ihr eingeschlagenen Kurs überprüft und angepasst hätte, sei als Erfolg zu sehen, so Bundeskanzler Scholz weiter.

Aus diesem Grund sei Transparenz wichtig. Scholz nannte als Beispiel die Veröffentlichungen der Ratschläge der Corona-Expertinnen und -Experten. Und man werde „denjenigen klar entgegentreten, die wissenschaftlichen Fortschritt bewusst anzweifeln, die gezielt Desinformationen streuen, ja, die zum Teil sogar Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diffamieren und bedrohen“. Die Wissenschaftsfreiheit sei ein hohes Gut.

Wissenschaftliche Neugier fördern

Umso mehr werde man als Bundesregierung auch in Zukunft die freie, von wissenschaftlicher Neugier getriebene Forschung weiter mit Nachdruck fördern, so der Bundeskanzler. Dafür stehe zum einen der „Pakt für Innovation und Forschung“. Zum anderen werde man die Mittel für Forschung und Entwicklung weiter erhöhen – auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zum Jahr 2025.