Wettbewerb „startsocial“
Ob Hilfe zur mentalen Gesundheit, bei Alzheimer oder Wohnungslosigkeit: Bundeskanzler Scholz hat die Preisträger des diesjährigen „startsocial“-Wettbewerbs für ihr herausragendes soziales Engagement gewürdigt. Sieben Initiativen wurden ausgezeichnet – eine mit dem Sonderpreis des Kanzlers.
5 Min. Lesedauer
„Tausch und Schnack“, „Kopfsachen“ oder „Die Bunten“: So heißen drei der Projekte, die in diesem Jahr beim Wettbewerb „startsocial“ ausgezeichnet wurden. Bundeskanzler Scholz, Schirmherr des Wettbewerbs, ließ es sich nicht nehmen, zu gratulieren.
„Wo wären wir als Land ohne die vielen Stunden freiwilliger Arbeit, die Sie als Ehrenamtliche Tag für Tag leisten?“, fragte der Kanzler. Dieses Engagement für die Gesellschaft sei „heute wichtiger denn je“. Denn es seien aufreibende, fordernde und anstrengende Zeiten, angesichts von Klimawandel, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine oder dem Mangel an Fachkräften. Nichts zu tun sei aber keine Alternative. Die Bundesregierung packe die Herausforderungen an, so wie die Ehrenamtlichen „jeden Tag in ihren Projekten etwas tun und anpacken, pragmatisch und mit großem Herzen“, so Scholz.
„startsocial“ ist ein bundesweiter Wettbewerb zur Förderung des ehrenamtlichen sozialen Engagements. Unter dem Motto „Hilfe für Helfer“ vergibt „startsocial“ jährlich 100 viermonatige Beratungsstipendien und 25 Auszeichnungen, darunter sieben Geldpreise in Höhe von 5000 Euro an herausragende soziale Initiativen. Bundeskanzler Scholz hat die Schirmherrschaft übernommen.
Die Idee dahinter: Soziale Projekte entstehen oft aus einer tollen Idee und viel gutem Willen. Dieses Potenzial soll durch fachliche Beratung aus der Wirtschaft erfolgreicher werden. Wie kann man für ein Projekt weitere Aufmerksamkeit bekommen? Wie werden Spenden effizient eingesetzt? Diese Fragen lassen sich im Austausch zwischen sozialen Initiativen und Wirtschaftsunternehmen ganz konkret beantworten.
Sonderpreis des Bundeskanzlers
Zur Preisverleihung wurden nun die 25 überzeugendsten Initiativen der diesjährigen Wettbewerbsrunde eingeladen. Sieben herausragende Projekte erhielten dabei Geldpreise von jeweils 5.000 EUR. Gewinner des diesjährigen Sonderpreises des Bundeskanzlers ist der Verein Kopfsachen e. V. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die mentale Gesundheit von jungen Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren zu stärken. In Workshops in Schulen werden Basiskompetenzen vermittelt, sowie Informationen über Anlaufstellen und Hilfsangebote bekannt gemacht. Es gibt auch Elternabende und Workshops für Lehrkräfte.
Bundeskanzler Scholz sagte, Berliner Studierende hätten den Verein „nicht ganz zufällig“ 2020 gegründet: Denn in den Pandemiejahren hätten Kinder und Jugendliche ganz besonders gelitten. Der Verein habe „in kurzer Zeit schon unglaublich viel erreicht“. Das sei die Prävention die gebraucht werde. Mentale Gesundheit und ein offener Umgang damit seien wichtig, auch jenseits der Pandemie, so Scholz.
Niemanden zurücklassen
Der Bundeskanzler unterstrich die hohe Bedeutung des freiwilligen Engagements: „Wir müssen gemeinsam alle Kräfte in unserem Land mobilisieren, die für den nötigen Zusammenhalt sorgen und sich für andere einsetzen.“ Nur wenn die Gesellschaft niemanden zurücklasse, werde der Aufbruch in die Zukunft gelingen.
Die Ehrenamtlichen zeigten, dass „Zukunft und Zuversicht“ zusammen passen, zeigte sich Scholz überzeugt. Alle im Wettbewerb vertretenen Projekte eine der Wunsch, sich „auch mit Unterstützung von Profis aus der Wirtschaft“ noch besser aufzustellen. Genau dafür hätten sie das startsocial-Stipendium genutzt. „Jedes einzelne Ihrer Projekte ist ein Musterbeispiel für soziales Engagement, das direkt dort ankommt, wo es gebraucht wird“, betonte der Kanzler.
Die weiteren Preisträger im Überblick:
Die Vision des Vereins Herzenssache ist es, dass Sternenkinder liebevoll gebettet werden und die Eltern die Möglichkeit haben, sich zu erinnern. Für die Eltern von Frühchen soll der graue und triste Klinikalltag ein wenig bunter gestaltet werden. Hierfür näht, häkelt und strickt der Verein Kleidung für die Allerkleinsten und gibt diese kostenfrei an rund 235 Kliniken in ganz Deutschland weiter. Mit vereinsorientierten Angeboten bietet Herzenssache ein zentrales, lebendiges, generationsübergreifendes und offenes Angebot in Form von Workshops, Kreativ-, Näh- und Basteltreffen sowie Austauschrunden für betroffene Eltern und Angehörige an.
Housing First ist ein innovativer Ansatz der Wohnungslosenhilfe und möchte vor allem Menschen mit schwerwiegenden und lang anhaltenden Problemlagen die Möglichkeit bieten, eine Lebensperspektive in eigenem Wohnraum zu erlangen. Zu Beginn der Hilfe wird eine Wohnung mit einem unbefristeten eigenen Mietvertrag vermittelt. Ein Betreuungsteam unterstützt so lange, wie die Hilfe benötigt und gewünscht ist. Zahlreiche Studien belegen den Erfolg dieses Hilfeansatzes. Der Bundesverband Housing First bietet die Möglichkeit zum Austausch und zur Professionalisierung der Projekte, zur gemeinsamen Klärung von Fragen (etwa Finanzierung, Beschäftigung multiprofessioneller Teams, Wohnungsakquise) und stellt ein gemeinsames Sprachrohr für politische und fachliche Diskussionen dar.
Die Alzheimer Gesellschaft Kiel e. V. möchte Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen und ihnen den Alltag erleichtern. Der Verein unterstützt durch Aufklärung, Beratung und Vermittlung von Hilfen. Mit Gruppenangeboten, kulturellen Veranstaltungen, Gottesdiensten und Rehasport bietet der Verein konkrete Unterstützung. Zudem ist die Verbreitung von Informationen zu Demenzerkrankungen durch Öffentlichkeitsarbeit wichtig, um das Verständnis und die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen.
Das Tausch & Schnack ist eine Haushaltsartikelbörse (Tausch) und Begegnungsstätte (Schnack) für Geflüchtete. Tausch & Schnack hilft mit gespendeten Haushaltsartikeln bei der Wohnungseinrichtung. Wenn einheimische Spender und neu zugezogene Geflüchtete dann schon vor Ort sind, wird Begegnung ermöglicht. Hierfür hat Tausch & Schnack eine Vielzahl an Angeboten, wie etwa Deutschnachhilfekurse, Yoga, gemeinsame Bastel- und im Advent Backaktionen, eine Nähwerkstatt und demnächst auch das regelmäßig stattfindende Café KaffeeSchnack.
Die Bunten: Das Inklusionsprojekt aus Augsburg bringt Menschen zusammen, die gemeinsam in einem Orchester spielen möchten. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren mit und ohne Beeinträchtigungen treffen sich zum Musizieren. Mithilfe geeigneten Notenmaterials kann auf unterschiedliche Fertigkeiten der Musiker eingegangen werden. Bekannte Melodien und Lieder zum Mitsingen sind die Grundlage des Repertoires. Die Bunten sind ein Orchester der Sing- und Musikschule Augsburg.
Der Woé zon loo e. V. setzt sich in Togo für benachteiligte Kinder, Frauenrechte sowie die Aufklärung über Menstruation ein. Dies ist notwendig, da Kinder, die ohne Familie oder in Armut aufgewachsen sind, es in Togo schwer haben. Zusätzlich sind die Mädchen und Frauen wenig aufgeklärt über Menstruation und Menstruationshygiene. Mit dem Projekt „Lionne“ klärt der Verein in Togo Frauen über den Menstruationszyklus auf, verschafft ihnen Zugang zu nachhaltigen Produkten für menstruale Hygiene und hilft ihnen dadurch, sich in Schule, Beruf und Gesellschaft selbstbestimmt zu entwickeln.
Bundesregierung fördert Ehrenamt
Die Bundesregierung stehe hinter dem Ehrenamt, erläuterte der Bundeskanzler. „Wir fördern Freiwilligendienste und Mehrgenerationenhäuser. Wir fördern die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die freiwillige Arbeit besonders in ländlichen Regionen unterstützt. Wir suchen den Austausch mit zivilgesellschaftlichen Initiativen.“ Um diese Beteiligung sicherzustellen, erarbeite die Bundesregierung derzeit eine Engagementstratgie.
Den Abschluss seiner Rede verband der Kanzler mit einer Bitte: „Danke, dass Sie Zusammenhalt in unserem Land unterstützen und stärken! Vor allem: Machen Sie alle weiter so!“
Das Bundesfamilienministerium gibt auf seiner Themenseite zum Ehrenamt viele Informationen, wie die Bundesregierung Ehrenamtliches Engagement fördert. Einen guten Überblick, wo man selbst ehrenamtlich tätig werden kann, bietet die Ehrenamtsseite des Bundesinnenministeriums.