Abschluss der Weltnaturkonferenz in Montreal
Bis 2030 sollen mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt und der Pestizideinsatz halbiert werden. Außerdem soll es mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt geben.
3 Min. Lesedauer
„Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke zum Abschluss der Weltnaturkonferenz in Montreal. Die rund 200 Teilnehmerstaaten haben sich dazu verpflichtet, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. 30 Prozent der geschädigten Flächen sollen außerdem wiederhergestellt werden.
Des Weiteren wird die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis 2030 halbiert und umweltschädliche Subventionen von 500 Milliarden Dollar pro Jahr abgebaut. Die Länder des globalen Südens sollen bei der Umsetzung der neuen Vereinbarung jeweils jährlich bis 2025 mit 20 Milliarden und bis 2030 mit 30 Milliarden US-Dollar unterstützt werden.
Um weltweit kontrollieren zu können, wie es der Natur geht und ob die Ziele erreicht werden, gibt es erstmals einen Monitoringrahmen mit einheitlichen Maßstäben. Ebenso wurden Möglichkeiten geschaffen, um nachzubessern, wenn Länder die Ziele nicht erreichen.
„Heute ist ein guter Tag für den weltweiten Natur- und Umweltschutz. Indem wir Natur schützen, schützen wir uns selbst und sichern auch für unsere Kinder eine lebenswerte Umwelt“, sagte Bundesumweltministerin Lemke zum Abschluss der Konferenz.
Trendwende bis 2030 angestrebt
Bis 2030 soll der Verlust der biologischen Vielfalt gestoppt und der Trend umgekehrt werden. Um das zu erreichen, hat die Staatengemeinschaft vier langfristige Ziele bis 2050 und 23 mittelfristige Ziele bis 2030 beschlossen. Dazu zählen zum Beispiel, dass die Lebensmittelverschwendung und die Verbreitung nicht einheimischer Arten bis 2030 halbiert werden sollen. Staaten sollen ermöglichen, dass Unternehmen und Finanzinstitutionen Aktivitäten offenlegen, die sich schädlich auf die biologische Vielfalt auswirken.
Zusätzliche Finanzmittel erforderlich
Bis 2030 sollen weltweit jährlich 200 Milliarden US-Dollar für den Schutz der biologischen Vielfalt mobilisiert werden. Um Entwicklungsländer gezielt bei der Umsetzung des Abkommens zu unterstützen, wird außerdem ein neuer „Global Biodiversity Framework Fund“ gegründet. Die Länder des globalen Südens sollen bei der Umsetzung der neuen Vereinbarung bis 2025 mit 20 Milliarden und bis 2030 mit 30 Milliarden US-Dollar unterstützt werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bereits auf der VN-Generalversammlung im September 2022 zugesagt, dass Deutschland ab 2025 1,5 Milliarden Euro für die internationale Biodiversitätsfinanzierung zur Verfügung stellen wird.
Neue Initiative unterstützt Entwicklungsländer
Um die Länder des globalen Südens bei der Erstellung und Umsetzung ihrer Nationalen Biodiversitätsstrategien zu unterstützen, wurde außerdem eine neue Partnerschaft ins Leben gerufen. Deutschland wird diese „NBSAP Accelerator Partnerschaft“ in einer ersten Startphase mit insgesamt 29 Millionen Euro unterstützen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Wir brauchen endlich die Trendwende beim Verlust der biologischen Vielfalt und beim weltweiten Artenaussterben. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Mit der ins Leben gerufenen Partnerschaft können wir unmittelbar nach Beschluss der neuen globalen Vereinbarung für die biologische Vielfalt mit der Umsetzung starten. Wir wollen eine echte Partnerschaft etablieren, bei der alle relevanten Akteure einbezogen werden und Verantwortung übernehmen.“
Deutschland stärkt indigene Völker und lokale Gemeinschaften
Die indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften müssen eine Schlüsselrolle beim Naturschutz erhalten. Nur rund fünf Prozent der Weltbevölkerung zählen zu den indigenen Völkern. Aber ihre Heimat beherbergt rund 80 Prozent der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten. Indigene Völker schützen damit auch unsere Lebensgrundlage in Deutschland und anderen Industrieländern. Sie sind daher wichtige Partner beim Schutz der Natur.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze haben daher bei der Weltnaturkonferenz neue Zusagen in Höhe von rund 85 Millionen Euro für Maßnahmen zur Stärkung von Indigenen und lokalen Gemeinschaften gemacht. Diese gehören zwar zu den besten und kenntnisreichsten Naturschützern, aber oft fehlen ihnen Landrechte, Mitsprache beim Management von Schutzgebieten oder der Zugang zu angemessener Entlohnung für wertvolle Naturschutz-Leistungen.
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt in Arbeit
Um den Zustand der biologischen Vielfalt zu verbessern, wurde auf nationaler Ebene in Deutschland bereits damit begonnen, die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) zu überarbeiten und zu aktualisieren. In der NBS werden die globalen Ziele – und auch die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 – mit konkreten nationalen Zielen und Maßnahmen unterfüttert. In Deutschland sind bereits große Flächenanteile an Land und im Meer geschützt. Bund und Länder arbeiten gemeinsam daran, dass die geschützten Lebensräume sowie die wichtigen Beiträge dieser Gebiete zum natürlichen Klimaschutz gesichert beziehungsweise gestärkt und wiederhergestellt werden.