Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum Empfang der Teilnehmer der 45. Internationalen Berufsweltmeisterschaften WorldSkills 2019 am 2. Dezember 2019 im Bundeskanzleramt

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Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum Empfang der Teilnehmer der 45. Internationalen Berufsweltmeisterschaften WorldSkills 2019 am 2. Dezember 2019 im Bundeskanzleramt

Montag, 2. Dezember 2019 in Berlin

Sehr geehrte Frau Zeus,
liebes WorldSkills-Team,
meine Damen und Herren,

ich möchte Sie ganz herzlich hier im Bundeskanzleramt willkommen heißen. Sie kommen zur Weihnachtszeit; und deshalb steht hier auch ein Weihnachtsbaum. Ich möchte Ihnen ganz herzlich zu den tollen Leistungen gratulieren, die Sie bei den Berufsweltmeisterschaften in Russland vollbracht haben.

Jeder war erfolgreich. Aber besonders möchte ich den beiden Goldmedaillengewinnern Janis Gentner als Fliesenleger und Alexander Bruns als Zimmerer gratulieren. Vielleicht können Sie einmal die Hand hochheben. Wo ist der Zweite? – Er hat sich mit seiner Medaille dahinten versteckt.

Hinzu kommen drei Gewinner von Bronze-Medaillen, die ich, glaube ich, schon in der ersten Reihe gesehen habe. Insgesamt haben zwei Drittel der 39 Mitglieder des deutschen Teams Titel, Medaillen oder Exzellenz-Auszeichnungen errungen. Da kann ich nur sagen: Toll, super – herzlichen Glückwunsch.

Natürlich können nicht alle gewinnen. Aber es haben durchaus alle etwas erreicht, weil sie bei so einer Meisterschaft dabei waren. Denn um dorthin zu kommen, muss man schon sehr, sehr gut sein, also überdurchschnittlich gut. Deshalb kann man sagen: Alle von Ihnen haben Ausdauer, Sportgeist, Geschick und Talent bewiesen. Sie sind gute Botschafter des Handwerks und der Ausbildung in Deutschland.

Wir sind – ich habe das auch in meinem Podcast gesagt – einfach sehr stolz darauf, dass wir Ihnen eine gute Ausbildung ermöglichen konnten. Natürlich kommt Ihr Elan dazu und das, was Sie daraus machen. Wir wollen ja auch, dass in Zukunft „Made in Germany“ etwas ist, das eine große Stahlkraft hat und das in der Welt geschätzt wird. Das geht natürlich nur mit Fachkräften, die sehr gut ausgebildet sind. Solche Fachkräfte braucht unser Land. Denn das ist ja auch bei den WorldSkills-Meisterschaften zu sehen: Andere auf der Welt schlafen nicht, sondern sie arbeiten auch hart. Insbesondere im oberen Segment sind der Wettbewerb und die Konkurrenz groß.

Manche von Ihnen arbeiten in traditionellen Handwerksberufen, manche in relativ jungen Hightech-Berufen. Vielleicht arbeiten Sie an einer klimaschonenden Energieversorgung oder am Internet der Zukunft oder sie sind Maurer oder Möbelschreiner, Mechatronikerin oder Softwareentwicklerin. In welcher Sparte auch immer – Ihr Können ist gefragt. Das merken Sie, denke ich, auch auf dem Arbeitsmarkt. Ich hoffe, dass es so bleibt. Sie können sich dann auch davon überzeugen, dass Sie eine kluge Berufswahl getroffen haben.

Wir wollen die Berufsausbildung bei uns noch mehr stärken. Wir haben beschlossen, den Meisterbrief in zwölf Gewerken wiedereinzuführen. Wir haben das Berufsbildungsgesetz novelliert. Es gibt eine Mindestausbildungsvergütung. Ich glaube, die meisten von Ihnen erhalten weit mehr als die Mindestausbildungsvergütung. Aber sie ist auch wichtig.

Wir wollen auch die Abschlussbezeichnungen noch einmal verändern. Ich war auch zunächst etwas verwundert über „Master“, „Bachelor“ und so etwas. Aber wir haben festgestellt, dass das für die Vergleichbarkeit in anderen Ländern, wenn Sie in Europa unterwegs sind, doch wichtig ist. Die Antwort auf die Frage, wie gut Sie qualifiziert sind, hängt doch auch davon ab, dass man sich verständlich macht. Denn unsere duale Berufsausbildung ist in vielen Bereichen nicht so bekannt.

Ich möchte natürlich nicht nur Ihre Leistung loben, sondern auch die der Ausbilder und Betreuer. Denn auch dahinter stecken viel Arbeit und Begleitung. Es ist schön, dass es so etwas gibt und dass sich viele dafür bereithalten.

Ich möchte auch dafür werben, dass Sie Botschafter der beruflichen Ausbildung sind. Denn wir erleben ja, dass doch immer mehr junge Leute sagen: Wir wollen studieren. – Ich habe nichts gegen das Studieren. Aber wenn wir wirklich zwei gleiche Säulen haben wollen, dann muss klar werden, dass man auch mit einer Berufsausbildung nicht ein für alle Mal sagt: Ich kann nicht auch einen akademischen Grad draufsetzen. Denn dafür gibt es heute ja viele, viele Möglichkeiten. Aber wer gern in seinem Beruf arbeitet, der ist uns hochwillkommen. Es muss auf der Welt ja auch Menschen geben, die einen praktischen Zugang zum Leben haben. Wenn alle nur noch über Papieren sitzen und nachdenken, dann wird das für unsere Welt vielleicht auch nicht ausreichend sein.

Ich bin jetzt natürlich neugierig darauf, was Sie mir zeigen wollen. Spricht zufällig jemand von Ihnen Russisch? – Schön. Haben Sie es in der Schule gelernt oder kommen Sie oder Ihre Eltern von dort? – Sie kommen von dort. Добро пожаловать.

Dann bin ich jetzt ganz gespannt und sage noch einmal: Es ist toll, dass Sie hier sind. Herzlichen Glückwunsch jedem einzelnen – unabhängig davon, was er gewonnen oder nicht gewonnen hat.

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