Rede von Bundeskanzlerin Merkel bei der Verleihung des "startsocial"-Sonderpreises am 3. Juni 2019

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Meine Damen und Herren,

als Wettbewerbsteilnehmer haben Sie ja schon Spannung hinter sich – jetzt gibt es noch ein bisschen was dazu. Das ist heute ein außergewöhnliches Ereignis für Sie. Anders sieht es bei alltäglichen Dingen aus. Über diese sehen wir zumeist hinweg, weil sie uns selbstverständlich vorkommen. Wer denkt schon morgens darüber nach, was für ein Glück es ist, dass sauberes Trinkwasser aus dem Hahn fließt? Das merkt man höchstens dann, wenn man einmal kein Wasser hat. Oder wer denkt darüber nach, wie toll es doch ist, dass Strom aus der Steckdose kommt? Dies und vieles andere gehört zu unserem Alltag. Wir können uns kaum noch vorstellen, dass es solche Dinge nicht gibt. Aber für viele auf der Welt ist das die tägliche Realität: Mehr als zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, mehr als eine Milliarde Menschen haben keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Strom.

Was funktioniert heute noch ohne Strom? Wie soll ein Krankenhaus ohne Strom arbeiten, wie ein Unternehmen? Wie sollen Schulen ihrem Bildungsauftrag nachkommen? Ohne Strom ist eine Region im wahrsten Sinne des Wortes abgestellt – sie kann sich kaum entwickeln, sie steckt in einer schwierigen Armutsfalle.

Dieses Problem, denkt man, müsste im 21. Jahrhundert doch lösbar sein; da muss man doch helfen können. So ähnlich dachten wohl die Elektriker ohne Grenzen, bevor sie 2012 ihren Verein in Karlsruhe gründeten. Die Elektriker ohne Grenzen machen sich ehrenamtlich und natürlich voller Energie ans Werk. Sie ziehen los in entlegene Weltregionen, um der Energiearmut den Kampf anzusagen. Ob in Tansania oder Vietnam, in Nepal, Laos oder anderen Ländern – sie bringen Strom in Schulen und Krankenhäuser, in Waisenheime und Ausbildungszentren oder auch einfach an die Straßen, um sie heller und sicherer zu machen. Wer einmal Erzählungen darüber gehört hat, wie es ist, wenn Kinder zum ersten Mal elektrisches Licht sehen und zum Beispiel abends unter den Straßenlaternen Hausaufgaben machen – was man in Deutschland nicht so gerne macht; aber die machen das dann mit Leidenschaft, weil sie auch nach Einbruch der Dunkelheit endlich etwas sehen können –, wird nachvollziehen können, wie wichtig das ist.

Die Elektriker ohne Grenzen setzen auf erneuerbare Energien wie Solaranlagen. Sie binden die lokale Bevölkerung in ihre Projekte ein – ganz wichtig – und arbeiten mit heimischen Handwerkern zusammen – noch wichtiger. So fließt nicht nur Strom, sondern auch Know-how; und das sichert Nachhaltigkeit.

Besondere Initiativen verdienen besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Und sie verdienen auch besondere Preise. Lieber Herr Volpp und liebe Frau Wenger – schön, dass eine Elektrikerin dabei ist, oder jedenfalls eine, die sich für Strom interessiert –, es freut mich sehr, die Elektriker ohne Grenzen für ihr Engagement auszuzeichnen. Elektriker ohne Grenzen helfen Licht ins Dunkel des Alltags zu bringen. Dazu wünsche ich Ihnen noch viele weitere erfolgreiche Projekte. Und jetzt darf ich Sie beide nach vorne bitten.