Rede von Bundeskanzlerin Merkel bei der Preisverleihung des 15. Wettbewerbs "startsocial"

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Ich freue mich, Sie heute hier zu begrüßen – Herr Düsedau und liebe Coaches, diejenigen, die die Hauptsponsoren vertreten, und allen voran Sie, die Sie am Wettbewerb teilgenommen haben!

Frau Gärtner und Frau Enoch begrüße ich auch ganz herzlich! Sie haben letztes Jahr den startsocial-Sonderpreis erhalten – und zwar völlig zu Recht, wie uns auch gerade wieder bestätigt worden ist –, nämlich für das Projekt „Wolfsträne“. Das haben Sie heute noch einmal vorgestellt. Es ist schön, dass das weitergegeben wird. Denn in diesem Jahr sind ja wieder andere Menschen hier als im letzten Jahr. Sie sind mit Ihrem Verein für Kinder und Jugendliche, die Eltern oder Geschwister verloren haben, eine unglaubliche Stütze. Sie begleiten diese jungen Menschen und ihre Familien auf einem schwierigen Weg. Ich möchte Ihnen noch einmal ganz herzlich für diese Arbeit danken, die ja in diesem Jahr nicht einfacher geworden ist, als sie es im letzten Jahr war. Herzlichen Dank.

Damit sind wir im Grunde auch schon bei dem, was den Anfang jedes sozialen Projekts ausmacht, nämlich dass man einen wachen Blick für die Nöte anderer Menschen hat. Der Wunsch zu helfen entsteht. Daraus entwickelt sich erst einmal eine Idee. Dann fragt man sich: Wie lässt sie sich erfolgreich umsetzen, wie mache ich das, wie wird das praktikabel? Und was verleiht einem Projekt Beständigkeit?

Das heißt, auch Helfer brauchen Hilfe. Diese finden sie über startsocial. Daraus ist – und deshalb habe ich Sie auch jedes Jahr hier so gern zu Gast – über die Jahre eine ganz besondere Symbiose geworden. Jedes Jahr werden mit Hilfe des startsocial-Wettbewerbs hundert soziale Initiativen beraten. Das Spektrum reicht vom Fundraising über Mitgliederwerbung bis hin zum Marketing. So helfen die Berater von startsocial den Wettbewerbsteilnehmern, ihre Ziele zu verwirklichen. In unserer Gesellschaft ist noch gar nicht genug bekannt und kann auch gar nicht bekannt genug gemacht werden, was aus dieser Zusammenarbeit, also dadurch, dass Wissen aus der Wirtschaft in ehrenamtliche Tätigkeiten einfließt, entstehen kann.

Was Sie ehrenamtlich vorangetrieben haben, kann sich sehen lassen. Deshalb bin ich auch so gern Schirmherrin. Denn das macht mich stolz, obwohl ich gar nichts tue, außer Schirmherrin zu sein. Sie alle dürfen sich heute als Gewinner fühlen. Sie alle hier überzeugen damit, dass Sie ein Stück mehr Menschlichkeit in unsere Gesellschaft bringen. Dass man sich nicht nur mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, sondern auch einen Blick für andere Menschen und ihre Bedürfnisse hat, hält die Gesellschaft zusammen. Menschlichkeit erfahren wir eben, wenn jemand Anteil nimmt, wenn man zuhört, wenn man die Hand ausstreckt und hilft – in der Familie, in der Nachbarschaft, in Vereinen, in Initiativen.

Deutschland ist dadurch stark, dass es Hunderttausende solcher Vereine und Initiativen gibt. Das Spektrum ist fast unbegrenzt – das muss man sagen –, ob es um Hilfe für Flüchtlingskinder geht, um gesunde Ernährung, um Seniorinnen und Senioren oder um religiöse Begegnungen. Ich habe aus meinen Bürgerdialogen in diesem Jahr mitgenommen, dass viele manchmal nicht damit einverstanden sind, dass man beim Ehrenamt immer sofort an die freiwillige Feuerwehr denkt. Die Breite der Initiativen ist oft gar nicht bekannt.

Bei startsocial sieht man aber, dass in ganz großer Breite gearbeitet wird. Als 2015 und 2016 so viele Menschen zu uns kamen, war Hilfsbereitschaft wirklich eine Stütze. Aber das ist ja nur ein Teil einer besonderen Herausforderung gewesen; Sie arbeiten ja in einer viel größeren Breite. Mit Ihren Initiativen fördern Sie Dialog und Toleranz. Sie helfen Vorurteile zu überwinden. Dass jeder zweite in Deutschland in irgendeiner Weise ehrenamtlich tätig ist, das kann uns stolz machen. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir das auch auf die junge Generation übertragen. Manches Engagement ist auch gefährdet. Aber neue Ideen kommen wieder dazu. Und dafür muss ja auch Platz sein.

Ich möchte würdigen – deshalb bin ich hier, deshalb habe ich Sie eingeladen, deshalb bin ich Schirmherrin von startsocial –, dass wir ein solch breites Engagement haben. Ich danke Ihnen deshalb ganz generell. Ich werde nachher ja noch den Sonderpreis verleihen. Aber erst einmal wollen wir hören, wie das heute hier abläuft. Nochmals ein herzliches Willkommen. Ich bin gemeinsam mit Ihnen gespannt darauf, was wir in der nächsten knappen Stunde miteinander erleben werden.