Rede der Kulturstaatsministerin zur Eröffnung der 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin

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Im Wortlaut Rede der Kulturstaatsministerin zur Eröffnung der 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin

Sie verhandeln die Themen unserer Zeit und machen die menschliche Schicksale hinter abstrakten gesellschaftlichen Entwicklungen sichtbar - das ist es, was die auf der Berlinale gezeigten Filme aus aller Welt ausmacht, erklärte die Staatsministerin bei der Eröffnung der 69. Berlinale. Besonders erfreut zeigte sich Grütters darüber, dass das Programm weibliche und männliche Perspektiven gleichermaßen zur Geltung lassen komme.

Donnerstag, 7. Februar 2019 in Berlin

- Es gilt das gesprochene Wort. -

Anrede,

Viele von Ihnen sind vor allem seinetwegen hier: Er verkörpert Standfestigkeit und aufrechte Haltung. Er bringt Filmstars aus der ganzen Welt zum Strahlen. Er wird dafür geküsst, getätschelt und geherzt.

Ja, der Berliner Bär in Gold und Silber ist Deutschlands berühmtester Film-Botschafter. Und nur einer macht ihm dabei Konkurrenz: Das bist Du, lieber Dieter, und deshalb verdienst Du es, zur Eröffnung Deiner 18., unserer 69. Berlinale einmal auch als „Herr der Bären“ im Rampenlicht zu stehen!

Standfestigkeit zeigst Du bei Schmuddelwetter vorm Berlinale Palast, politische Haltung bei der Programmgestaltung. Glamour verbreitest Du gut gelaunt mit schwäbischem Englisch. Und um die Küsschen, die Du in Deinen 18 Berlinale-Jahren auf prominente Wangen gehaucht hast, um diese Küsschen beneidet Dich ganz Deutschland. „Er schafft es, Nicole Kidman zum Lächeln zum bringen“, attestierte Dir mal anerkennend ein Jurymitglied. Unter Regisseuren gilt das offenbar als großes Kompliment.

Das schönste Kompliment, verehrte Damen und Herren, kommt aber nicht aus unseren privilegierten Reihen hier. Es kommt aus den langen Reihen derer, die stundenlang vor den Berlinale-Ticketschaltern anstehen. Das schönste Kompliment sind 350.000 verkaufte Eintrittskarten jährlich. Das schönste Kompliment kommt von den Filmliebhabern, die eigens Urlaub nehmen, um vor den Berlinale-Verkaufsstellen zu campieren. Herzlich willkommen heiße ich auch sie, die „großes Kino“ zum Gemeinschaftserlebnis und die Berlinale zu einem Volksfest der Filmkunst machen!

Ganz in diesem Sinne zieht Dieter Kosslick mit dieser 69. Ausgabe der Berliner Filmfestspiele noch einmal alle Register: 400 Beiträge aus 74 Ländern von Afghanistan bis Vietnam verhandeln Themen unserer Zeit, machen hinter abstrakten gesellschaftlichen Entwicklungen konkrete menschliche Schicksale sichtbar und lassen die Welt über sprachliche, kulturelle und weltanschauliche Grenzen hinweg ein Stück zusammenrücken. Dass weibliche und männliche Perspektiven dabei nach Möglichkeit gleichermaßen zur Geltung kommen sollten, ist einer jener hehren politischen Ansprüche, den die Berlinale 2019 einmal mehr einzulösen verspricht: mit 7 Regisseurinnen bei 17 Filmen im Wettbewerb; mit 49 Filmen von 49 Regisseurinnen in der Retrospektive (Danke dem Kurator Rainer Rother!); mit der großartigen Juliette Binoche als Jury-Präsidentin; und mit dem Ehrenbären für das Lebenswerk einer beeindruckenden Schauspielerin, für Charlotte Rampling.

Eine beeindruckende Frau war es übrigens auch, die mit dem Berliner Bären eine der begehrtesten Trophäen der Filmkunst schuf: Die Bildhauerin Renée Sintenis feierte schon vor 100 Jahren als Künstlerin Erfolge – und als selbstbewusste Frau, die sich nicht um die gängigen Rollenvorstellungen scherte. „Jede Macht korrumpiert. Der geistige Mensch muss deshalb immer in der Opposition leben“, soll sie einmal gesagt haben. So ist „ihr“ Bär, der Goldene oder Silberne Berlinale-Bär, auch eine Anerkennung für jene Künstlerinnen und Künstler, die der Macht der herrschenden Verhältnisse in ihren Heimatländern die Kraft der Fantasie entgegensetzen und den Ehrgeiz haben, nicht Öl, sondern Sand im politischen und gesellschaftlichen Getriebe zu sein, vor allem dort, wo Willkür und Unrecht herrschen.

Auch und ganz besonders für eine solche Filmkunst, die sich einmischt, hat Dieter Kosslick 18 Jahre lang den roten Teppich ausgerollt. Danke dafür, Dieter! Hätte ich (wie Du) einen schwarzen Hut, ich würde ihn zur heutigen Eröffnung Deiner letzten Berlinale vor Dir ziehen! So bleibt mir - und uns - nur, heiter mit Dir zu feiern! Und das werden wir … Auf eine erfolgreiche und inspirierende 69. Berlinale!