Bauprojekt des Bundes am Berliner Kulturforum
Eine Vision nimmt Gestalt an: Die überarbeiteten Entwürfe für das Museum der Moderne „berlin modern“ am Berliner Kulturforum versprechen ein deutlich nachhaltigeres Haus – auch in sozialer Hinsicht. Es gehe darum, Kunst von höchster Qualität mit Nachhaltigkeit und sozialer Teilhabe in Einklang zu bringen, so Kulturstaatsministerin Roth. „Wir wollen einen offenen, lebendigen, sozialen Ort schaffen – ein Haus für alle.“
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Seit mehr als zwei Jahren wird auf dem Berliner Kulturforum gebaut. Direkt neben der neuen Nationalgalerie entsteht das Museum des 20. Jahrhunderts nach Entwürfen der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron.
In den vergangenen Monaten wurden die Planungen mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe überarbeitet. „Seit dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung haben alle Baubeteiligten hart daran gearbeitet, die Vision des Museums weiterzuentwickeln und das gesamte Projekt nachhaltiger zu machen – in ökologischer und sozialer Hinsicht“, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth heute bei der Vorstellung der überarbeiteten Entwürfe.
Museumsbau mit Vorbildcharakter
Roth zeigte sich überzeugt, dass das Museum mit seinen Weltklassewerken zu einem Publikumsmagneten werde. Auch, weil mit ihm kein elitärer Kunsttempel, sondern ein offener, lebendiger, sozialer Ort geschaffen werde. Deshalb habe der Bau Vorbildcharakter.
Um Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit zu ermöglichen, hatte sich die Kulturstaatsministerin bereits kurz nach ihrem Amtsantritt für zusätzliche Mittel eingesetzt. Im Herbst 2022 wurden sie in Höhe von 9,9 Millionen Euro vom Deutschen Bundestag bewilligt.
Der Neubau des Museums „berlin modern“ auf dem Kulturforum im Zentrum Berlins ist das größte Kulturbauprojekt des Bundes. Die Kosten für die Baumaßnahme liegen derzeit einschließlich der zusätzlichen 9,9 Millionen Euro bei 363,8 Millionen Euro. Außerdem wurden bis zu 33,8 Millionen Euro allgemeine Risikokosten, 10,3 Millionen Euro projektspezifische Risikokosten und bis zu 52,2 Millionen Euro Baupreissteigerungen benannt.
Deutliche Verbesserung der Energiebilanz
Damit kann nun zum Beispiel eine Photovoltaikanlage von etwa 4.000 Quadratmetern auf dem Dach des Gebäudes errichtet werden. Zugunsten einer verbesserten CO2-Bilanz des Gebäudes haben die Planer auch zahlreiche Einsparungen und Änderungen im Materialbereich vorgenommen: Für die Fassade sind nun Klinker ohne Beton vorgesehen anstelle der ursprünglich geplanten Beton-Klinker-Fertigteile. Verstärkt sollen Recyclingmaterialien Verwendung finden, die sowohl beim Beton, bei den Fassadenziegeln als auch beim Bodenbelag im Außenbereich eingesetzt werden.
Auch der Energiebedarf für die Klimatisierung des Gebäudes wird nun durch den Einsatz eines geändertes Klimakonzepts entscheidend reduziert. Um das Gebäude herum soll das nachhaltige Konzept ebenfalls greifen: Entlang der Potsdamer Straße entsteht ein fast durchgehender Grünstreifen mit biodiverser Bepflanzung, gepflanzt werden außerdem zusätzliche Bäume, die über Zisternen mit Regenwasser bewässert werden.
Vision eines offenen Hauses für alle
Die weiterentwickelten Planungen sehen aber auch Änderungen mit Blick auf die soziale Nachhaltigkeit vor. So sind beispielsweise mehr ticketfreie Ausstellungsbereiche und kuratorisch frei bespielbare Flächen für soziale Aktionen vorgesehen. Rund um das Museum laden verschiedene gastronomische Angebote sowie ein Buchladen auch Nicht-Museumsbesucher auf das Kulturforum ein.
Neu geplant wurden auch die Eingangsbereiche auf der Ost- und Westseite des Gebäudes. Statt der großen Tore laden nun „Street Galleries“ die Besucherinnen und Besucher ein – noch vor dem Eintritt in die eigentlichen Museumsräume. Insgesamt wird das Gebäude als verbindendes Element das Kulturforum zu einem deutlich lebenswerteren Ort machen.
Die Sammlung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin umfasst rund 4.000 hochkarätige Werke zur Kunst des 20. Jahrhunderts, von denen in der Neuen Nationalgalerie nur ein Bruchteil gezeigt werden kann. Dazu kommen die Sammlungen Marx, Pietzsch, Teile der Sammlung Marzona und Arbeiten, die der Maler Gerhard Richter als langfristige Dauerleihgabe der Nationalgalerie überlassen hat. Künftig wird es möglich sein, einen größeren Teil dieser Werke dauerhaft und gemeinsam im Museum des 20. Jahrhunderts zu zeigen.