Merkel wirbt für Europa und offene Märkte

Rede in Davos Merkel wirbt für Europa und offene Märkte

Welche Rolle werden Europa und Deutschland künftig in der Welt spielen? Was bedeutet Digitalisierung für unseren Wohlstand? Merkels Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos war ein Plädoyer für eine Welt, in der Konflikte gemeinsam gelöst werden.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Merkel setzt sich für eine engere Zusammenarbeit der EU in der Außenpolitik ein.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

"Deutschland will ein Land sein, das auch in Zukunft seinen Beitrag leistet, um gemeinsam in der Welt die Probleme der Zukunft zu lösen", versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auf herausfordernde Fragen müssten aber gemeinsame Antworten gefunden werden – auf europäischer Ebene und weltweit.

Gefordert: eine europäische Außen- und Verteidigungspolitik

Viel zu lange hätte sich Europa auf die Vereinigten Staaten von Amerika verlassen. "Wir müssen unser Schicksal mehr in die eigene Hand nehmen", forderte Merkel. Das sei gerade deshalb notwendig, weil ein Großteil der globalen Konflikte "vor unserer Haustür stattfindet". Auch um gegenüber großen Mächten wie den USA, China, Indien und Russland stärker auftreten zu können, brauche es eine gemeinsame europäische Außenpolitik.

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu.

Auf dem Weltwirtschaftsforum führte Merkel mehrere bilaterale Gespräche; beispielsweise mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

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Beim Schutz der EU-Außengrenzen gebe es schon gute Ansätze für gemeinsame Lösungen, wie die Europäische Agentur für Grenz- und Küstenwache, kurz Frontex. "Wir haben uns einfach sicher gefühlt", sagte Merkel mit Blick auf die vielen Geflüchteten, die 2015 nach Europa kamen. Deshalb hätte sich Europa lange nicht gekümmert. Nun seien die Herausforderungen zu nennen und mit den Nachbarn gemeinsame Lösungen zu finden.

Zusammenarbeit statt Protektionismus

In vielen Ländern, auch in Deutschland, nähmen Populismus und Polarisierung zu. Die Eurokrise und die Migration der letzten Jahre hätten in Europa dazu beigetragen.

Offenbar seien nun viele Menschen in Sorge, "ob die multilaterale Kooperation wirklich in der Lage ist, ehrlich, fair die Probleme der Menschen zu lösen", sagte Merkel. Überall gebe es Zweifel, ob es angesichts von Digitalisierung und weltweiten Veränderungen gelinge, alle Menschen mitzunehmen. Aber gerade dann müssten multilaterale statt unilaterale Lösungen gesucht werden.

Bundeskanzlerin Merkel und Kanadas Premier Trudeau im Gespräch beim World Economic Forum.

Kanada hat die G7-Präsidentschaft inne. Anlass für ein Gespräch mit Justin Trudeau, dem kanadischen Premierminister.

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"Seit dem Römischen Reich und der Chinesischen Mauer wissen wir, dass Abschottung keine Sicherheit verspricht." Zwar sei Multilateralismus ein zeitraubendes Geschäft. Letztlich sei aber eine Zusammenarbeit der Länder bei der Lösung von Problemen der erfolgreichste Weg.

Wohlstand für alle in Zeiten der Digitalisierung

Was muss Europa in Zukunft leisten? "Wir müssen vor allem ökonomische Stärke entwickeln", forderte Merkel mit Blick auf den internationalen Wettbewerb. Dabei müssen aber alle mitgenommen werden, sonst drohe eine Spaltung der Gesellschaft.

Das beginne schon national. Gerade Deutschland ist eine Gesellschaft, die immer älter wird. Wie kann es gelingen, alle Menschen auf die Digitalisierung vorzubereiten?

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit dem jordanischen König Abdullah II. bin al-Hussein und dessen Frau Rania von Jordanien.

Treffen in Davos: Merkel im Gespräch mit dem jordanischen König Abdullah II. bin-al Hussein und seiner Frau Rania.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Daten seien die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts. Wem diese Daten gehören, sei am Ende entscheidend, so Merkel. China habe eine starke staatliche Koordination mit den Institutionen, die Daten sammeln. Europa debattiere sehr philosophisch über diese Fragen und schaffe zu wenige Fakten. Die Kooperation der EU-Mitgliedstaaten mit den Institutionen sei eine Chance, einen gerechten Beitrag zu leisten und die Privatisierung von Daten zu verhindern.

Merkel sprach sich auch für weitere Reformen in der EU und der Euro-Zone aus: Die Bankenunion müsse vollendet, die Euro-Zone gestärkt und Europa als Investitionsstandort ausgebaut werden. Der europäische Rettungsfonds ESM könnte zu einem Währungsfonds weiter entwickelt werden, Natürlich "ohne auf die ökonomische Kompetenz des IWF zu verzichten", sagte sie.

Das World Economic Forum (WEF) ist eine gemeinnützige Stiftung, die alljährlich in Davos ein Treffen veranstaltet. Das 48. Jahrestreffen findet zwischen dem 23. und 26. Januar 2018 statt. Das Motto: "Für eine gemeinsame Zukunft in einer zerrütteten Welt". Erwartet werden mehr als 3.000 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.