Für die sprechen, die nicht mehr sprechen können

Margot-Friedländer-Preis Für die sprechen, die nicht mehr sprechen können

Drei Jugendprojekte sind für ihre Auseinandersetzung mit dem Holocaust mit dem Margot-Friedländer-Preis ausgezeichnet worden. Bundeskanzlerin Merkel gratulierte persönlich und betonte, dass die ausgezeichneten Jugendlichen in „beeindruckender Weise“ vorlebten, wie man sich Antisemitismus und Hass entgegenstellen könne.

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Video Verleihung des Margot-Friedländer-Preises

Für die Teilnahme am Margot-Friedländer-Preis widmeten sich Schülerinnen und Schüler „dem Leben und Schicksal von Menschen, die wie alle Menschen Träume und Hoffnungen hatten und die dieser Träume und Hoffnungen, mehr noch, die ihrer Würde beraubt und schließlich systematisch ermordet wurden“ – das unterstrich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Preisverleihung am Montag.

Die Kanzlerin sagte, dass sie sich sehr über das große Interesse freue, die der Preis überall in Deutschland erfahre. Es sei von entscheidender Bedeutung für den Zusammenhalt und damit für die Zukunft unserer Gesellschaft, die Erinnerung an die Shoa wach zu halten und diese Erinnerung weiterzutragen, so Merkel. Beim Margot-Friedländer-Preis gehe es vor allem darum, das Engagement junger Menschen nachhaltig zu stärken. 

Der Margot-Friedländer-Preis der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa wird seit 2014 an Jugendliche vergeben, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen und sich gegen heutige Formen von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung wenden. In diesem Jahr wurden rund 50 Bewerbungen aus allen Bundesländern und Schularten eingereicht. Benannt ist der Preis nach der Zeitzeugin und Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer.

Die Preisträger 2021

Die Schwarzkopf-Stiftung berät und unterstützt junge Menschen bei der Umsetzung konkreter Projekte rund um das Thema Holocaust und würdigt dieses Engagement durch den Margot-Friedländer-Preis. Die Sieger erhalten nicht nur ein Preisgeld zur Umsetzung ihres Projekts, sondern sie nehmen auch an einem Bildungsprogramm teil. Die drei Siegerprojekte 2021 sind:

  • „Tagebuch der Gefühle – Spurensuche“ / SBH-Südost GmbH/Halle 
    Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulformen aus Halle arbeiten seit acht Jahren in ihrer Freizeit am Tagebuch der Gefühle. Sie verfolgen den Leidensweg der jüdischen Bevölkerung Europas und halten ihre eigenen Gedanken und Gefühle fest, um sie dann für den Unterricht in den Schulen von Halle zu nutzen. Sie organisieren Lesungen in verschiedenen Unterrichtsfächern.
  • „Unvergessen-Podcast“ / Johann-Conrad-Schlaun Berufskolleg Warburg 
    Die Jugendlichen erarbeitet einen Podcast mit 15 bis 25 Episoden zu den Themen "Sich erinnern", Erfahrungen von Ausgrenzung, Diskriminierung, Migration und Umgang mit Minderheiten. Die Macher des Podcasts haben sich hier für einen regionalen Blickwinkel entschieden, um so eine stärkere Nähe herstellen zu können. Die einzelnen Folgen befassen sich mit thematischen Hintergründen, Interviews mit Expertinnen und Experten und der Vorstellung persönlicher Biografien von Verfolgten.
  • „Spuren im Stadtbild - Verfolgung und Enteignung jüdischer Leipziger:innen“ /  Gymnasium der Stadt Leipzig 
    In der Leipziger Innenstadt befinden sich historischen Gewerbe- und Geschäftshäusern, die von den Nationalsozialisten ihren jüdischen Eigentümern geraubt wurden. Durch Recherchen in verschiedenen Archiven erforscht die Projektgruppe die Geschichte dieser Häuser und ihrer ehemaligen Eigentümer sowie die Nutzung durch die Begünstigten der Enteignung.

Bundeskanzlerin Merkel betonte, der Ideenreichtum und die Kreativität, die in den Projekten stecken, seien jedes Jahr aufs Neue beeindruckend. Sie dankte allen Beteiligten „für ihr großartiges Engagement“. Besonders bedankte sich Merkel auch bei der Namensgeberin des Preises, der Zeitzeugin und Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Die 99-Jährige findet seit Jahren die Kraft, Schülerinnen und Schülern von ihrer Lebens- und Leidensgeschichte zu erzählen.

Friedländer selbst forderte die Jugendlichen auf, weiterhin Zeugnis abzulegen, denn bald werde es keine lebenden Zeitzeugen mehr geben.

Die überparteiliche Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa wurde 1971 gegründet. Sie will junge Menschen auf dem Weg zu politisch bewussten und verantwortungsbereiten Persönlichkeiten begleiten. Ziel ist die Stärkung des europäischen Gedankens sowie der Bekämpfung von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus. Das Bundesfamilienministerium fördert die Stiftung über das Bundesprogramm "Demokratie leben!".