Paus: „Schauen Sie hin, hören Sie zu!“

  • Bundesregierung ⏐ Startseite
  • Schwerpunkte

  • Themen   

  • Bundeskanzler

  • Bundesregierung

  • Aktuelles

  • Mediathek

  • Service

Kampagne gegen Kindesmissbrauch Paus: „Schauen Sie hin, hören Sie zu!“

Mit einer neuen Kampagne macht die Bundesregierung auf das Thema sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen aufmerksam. Erwachsene sollen hinschauen, nachfragen und bei Bedarf handeln. Bundesfamilienministerin Paus stellte die Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ zusammen mit der Missbrauchsbeauftragten Claus vor.

3 Min. Lesedauer

Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und Kerstin Claus, unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs

Lisa Paus (l.), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat zusammen mit Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs die Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ vorgestellt.

Foto: picture alliance/dpa

Sexuelle Gewalt kann überall und jederzeit passieren. In Deutschland sind nach Schätzungen ein bis zwei Kinder pro Schulklasse von Missbrauch betroffen – bei rund drei Vierteln geschieht dies im persönlichen Umfeld. Das bedeutet, Missbrauch findet meist nicht „woanders“ statt, sondern in direkter Umgebung gegenüber Kindern der Nachbarn, Bekannten, befreundeten Familien und auch gegenüber der eigenen Verwandtschaft.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus appellierte bei der gemeinsamen Vorstellung der Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ mit der Missbrauchsbeauftragten Kerstin Claus ausdrücklich an das Verantwortungsgefühl von Erwachsenen: „Ich fordere jede und jeden auf: Sehen Sie hin, hören Sie zu, fragen Sie beim Kind nach! Nur mit gemeinschaftlicher Verantwortung erzeugen wir einen Schutzschirm, damit Kinder keine Opfer sexueller Gewalt werden.“

„Schieb deine Verantwortung nicht weg!“

Auch wenn neun von zehn Personen in Deutschland es für wahrscheinlich halten, dass sexuelle Gewalt vor allem in Familien stattfindet, gibt es viel zu oft die Vorstellung, dass andere Menschen, Organisationen oder staatliche Stellen zuständig sind, wenn es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt geht.

Genau hier setzt die zweite Phase der bundesweiten Kampagne gegen Kindesmissbrauch an. Im vergangenen Jahr  ging es darum, darauf aufmerksam zu machen, dass Kinder und Jugendliche von sexueller Gewalt vor allem im eigenen persönlichen Umfeld betroffen sind. Die aktuelle Kampagne fordert alle Erwachsenen auf, Verantwortung zu übernehmen, Kindern in der eigenen Umgebung zu helfen. Das Motto lautet „Schieb deine Verantwortung nicht weg “.

Sexuelle Gewalt: Jeden Tag werden 48 Kinder in Deutschland Opfer sexueller Gewalt. 15.500 bekannte Fälle von Kindesmissbrauch verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2022. Die meisten Fälle spielen sich im persönlichen Umfeld ab. Wer Hilfe oder einen Rat braucht, kann sich anonym und vertraulich an das bundesweite Hilfetelefon sexueller Missbrauch wenden: 0800 2255 530. Fragen und Antworten bietet auch die Webseite www.hilfe-portal-missbrauch.de

Konkrete Hilfestellung

Die Kampagne zeigt, auf welche Signale man beachten sollte, wie man mit Kindern sprechen kann und wo es Hilfe- und Beratungsangebote gibt. „Ich weiß, was ich tun kann – das ist der zentrale Schlüssel, um Kindern zu helfen. Kein Kind, kein Jugendlicher kann sich alleine schützen: Wir Erwachsenen sind es, die hier in der Verantwortung stehen“, sagte Kerstin Claus.

Neben der Verbreitung der Botschaften über TV-Spots, Plakate oder Social-Media-Angebote werden eine Vielzahl von Informationsmaterialien angeboten. Denn viele wissen nicht, wie sie sich zu verhalten haben und wie sie helfen können. Die angebotenen Informationen bieten eine konkrete Hilfestellung für die ersten Schritte bei einem Verdacht. Dabei werden ganz konkrete Hinweise für erste Schritte gegeben: 

  1. Hinsehen, Zuhören, Nachfragen: Kindern oder Jugendlichen glauben, wenn sie etwas erzählen. Gut zuhören und behutsam nachfragen.
  2. Beraten lassen: Nichts Unüberlegtes tun. Wer unsicher ist, kann sich Rat holen, zum Beispiel bei einer Beratungsstelle.
  3. Handeln: Sich informieren und mit anderen über Missbrauch reden – und darüber, was man tun kann, um Kinder und Jugendliche zu schützen.

Das Ziel der Kampagne ist es, möglichst jede erwachsene Person mit dem Thema zu konfrontieren – unter anderem mit prominenten Botschafterinnen und Botschaftern. Zum Auftakt gibt es eine Aktionswoche, die noch bis zum 18. November 2023 läuft, dem Europäischen Tag gegen sexuelle Gewalt und sexuelle Ausbeutung von Kindern.           

Was tut die Bundesregierung? Seit Jahren setzt sich die Bundesregierung verstärkt gegen Kindesmissbrauch ein. Das seit 2010 bestehende Amt der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wurde dauerhaft eingerichtet, das Strafrecht deutlich verschärft, die Aufklärungsmöglichkeiten von Straftaten verbessert und das sogenannte Cybergrooming noch effektiver unter Strafe gestellt. Vorgesehen ist nun unter anderem, die Arbeit der Unabhängigen Beauftragten gesetzlich zu verankern und den Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt zu verstetigen. Darüber hinaus ist geplant, die länderübergreifende Zusammenarbeit in Kinderschutzfällen zu verbessern.