Tierschutzbeauftragte im Interview
Die Veterinärmedizinerin Ariane Kari tritt ihr Amt als Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung an. Damit löst die Bundesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein. Im Interview spricht Kari unter anderem über ihre konkreten Ziele und was man tun kann, um sich für den Tierschutz stark zu machen.
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Tierschutz ist ein weiter Begriff. Viele denken an volle Schweineställe, Tierversuche oder auch das mögliche Leid von Tieren in privaten Haushalten, Zoos oder Zirkussen. Was haben Sie sich konkret als Ziele gesetzt?
Tierschutzbeauftragte Ariane Kari: Der Tierschutz in Deutschland braucht bessere rechtliche Rahmenbedingungen. Und auch die Schnittstelle zwischen Jura und Tiermedizin ist bislang viel zu klein. Meiner Erfahrung nach steckt darin großes Potential, Tiere besser zu schützen – und zwar in allen Bereichen. Ganz konkret: Für viele wichtige Verfahren in den Ländern werden oft genug keine tiermedizinischen Gutachter gefunden. Das will ich ändern und dafür auch ein Konzept vorlegen. Auch in Sachen Ausbildung gibt es mit Blick auf den Tierschutz noch Verbesserungspotenzial. Dazu will ich mit den Universitäten in Austausch treten und eine deutschlandweite Jahrestagung für im Tierschutzrecht arbeitende Tierärzte und Juristen organisieren. Ich werde mich zudem für eine Verbandsklage auf Bundesebene stark machen.
Der aktuelle Koalitionsvertrag formuliert eine ambitionierte Agenda im Bereich Tierschutz. Zu nennen sind etwa das staatliche Tierschutzkennzeichen, der Umbau der Nutztierhaltung oder Tiertransporte in Drittstaaten. In welchem Bereich sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Kari: Großer Handlungsbedarf besteht bei der Nutzung von Tieren zu landwirtschaftlichen Zwecken, aber auch in anderen Bereichen. Denken Sie etwa an die Verwendung für Tierversuche, als Heimtiere oder auch den Umgang mit Wildtieren. Es ist ein sehr großes Themenfeld. Mein Ansatz für mehr Tierschutz zielt vor allem auf die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Gab es ein Ereignis oder einen Moment, der dazu geführt hat, dass Sie sich dem Tierschutz zugewendet haben? War damit auch die Entscheidung verbunden, Tierärztin zu werden?
Kari: Ich habe mir im Studium alle Bereiche der Tiermedizin angeschaut. Bei einem Behördenpraktikum habe ich dann mit Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet, die sich sehr für den Tierschutz eingesetzt und in vielen Tierschutzfällen oft nachhaltige Lösungen im Sinne der Tiere gefunden haben. Das war der Auslöser für meinen Wunsch, als Amtstierärztin im Tierschutzbereich zu arbeiten.
Wie möchten Sie das Bewusstsein für Tierschutz in der Gesellschaft stärken und vor allem auch die Menschen gewinnen, sich aktiv einzubringen?
Kari: Es gab zu meiner Ernennung zur Bundestierschutzbeauftragten sehr viel Resonanz. Das zeigt mir, dass Tierschutz mitten in der Gesellschaft angekommen ist. Ich bin davon überzeugt, dass häufig fehlendes Wissen dazu führt, dass etwa Bedürfnisse von Tieren nicht erkannt oder Kaufentscheidungen getroffen werden, die dem Tierschutz zuwiderlaufen. Über Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit will ich mehr Wissen über Tiere und ihre Bedürfnisse vermitteln und so zu einem verbesserten Umgang mit Tieren beitragen.
Auf welche Aufgaben freuen Sie sich am meisten?
Kari: Ich freue mich sehr darauf, Tieren auf Bundesebene eine Stimme zu geben und sie zum Beispiel in Gesetzgebungsverfahren zu vertreten. Auch freue ich mich auf die integrative Aufgabe, also mit allen Akteuren in den Austausch zu gehen und ihren Anregungen Rechnung zu tragen.