Globales Vorgehen gegen Epidemien

Weltgesundheitsversammlung Globales Vorgehen gegen Epidemien

"Es gibt ein Menschenrecht auf Gesundheit": Das betonte Kanzlerin Merkel auf der WHO-Tagung in Genf. Umso nötiger sei ein globaler Katastrophenschutzplan gegen Epidemien. Das Thema Gesundheit ist auch ein Schwerpunkt der deutschen G7-Präsidentschaft.

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht vor der Weltgesundheitsversammlung.

Merkel spricht vor der Weltgesundheitsversammlung, dem höchsten Organ der WHO.

Foto: Bundesregierung/Steins

Die Gesundheit des einen sei auch die Gesundheit des anderen, sagte Angela Merkel am Montag (18.05.2015) in ihrer Genfer Rede: "Das Menschenrecht auf Gesundheit kann nur dann durchgesetzt werden kann, wenn in allen Ländern der Erde ein nachhaltiges Gesundheitssystem besteht oder entsteht", sagte die Kanzlerin. Die Leistungsfähigkeit eines Gesundheitssystems entscheide auf der Welt über die Gesundheit anderer Länder genauso wie über Sicherheit und Stabilität. Eigenverantwortung und globale Mitverantwortung seien zwei Seiten ein und derselben Medaille.

G7 stärkt Gesundheitspolitik

Die deutsche G7-Präsidentschaft habe im Gesundheitsbereich drei Themen auf die Tagesordnung gesetzt: Es gehe um die Lehren aus der vergangenen Ebola-Epidemie genauso wie um die Bekämpfung armutsbedingter Tropenkrankheiten. Auch die zunehmenden Resistenzen von Keimen gegen Antibiotika seien ein wichtiges Thema. Alle drei Themen hätten etwas Verbindendes: Sie könnten nur dann erfolgreich bearbeitet werden, wenn alle Länder befähigt würden, die Normen des Gesundheitssystems einzuhalten, so die Kanzlerin.

Lehren aus Ebola ziehen

Merkel mahnte zu internationalem Zusammenhalt und gemeinsamem Handeln: "Die Ebola-Katastrophe in Westafrika hat uns noch einmal schmerzlich vor Augen geführt, wie dringend der internationale Handlungsbedarf in Krisensituationen ist. 26.000 Menschen sind am Virus erkrankt, es sind über 11.000 Todesopfer zu beklagen". Der Kampf gegen die Seuche sei jedoch nicht vorbei: "Gewonnen ist der Kampf erst, wenn es einmal keine neuen Erkrankungen gibt. Eigentlich ist er aber erst dann wirklich gewonnen, wenn wir für die nächste Krise gerüstet sind, das heißt, wenn wir die Lehren aus dieser Krise gezogen haben."

Globaler Katastrophenschutzplan tut Not

"Wir brauchen eine Art globalen Katastrophenschutzplan", sagte Merkel. Hierbei spiele die Weltgesundheitsorganisation eine zentrale Rolle. Sie sei "die einzige internationale Organisation, die universelle politische Legitimation in globalen Gesundheitsfragen genießt." Es gehe nun darum , ihre Strukturen effizient zu machen.

Eines dürfe bei aller internationaler Kooperation nicht aus den Augen verloren gehen: Ausgangspunkt müsse sein, dass jedes Land ein möglichst nachhaltiges eigenes Gesundheitssystem entwickele oder entwickeln könne. Der Aufbau von Gesundheitssystem sei eine zentrale Aufgabe. "Deutschland stellt sich dieser Aufgabe: Wir werden den betroffenen Ländern in diesem und im nächsten Jahr 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen- davon 70 Millionen Euro allein in Westafrika, um den Aufbau nachhaltiger Strukturen im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe voranzubringen", betonte Merkel.

Kampf gegen Tropenkrankheiten

Das zweite Thema auf der G7-Agenda seien die vernachlässigten und armutsbedingten Tropenkrankheiten. Viele Länder seien zu arm, um ein eigenes Gesundheitssystem aufbauen zu können. Von den sogenannten "vernachlässigten" Tropenkrankheiten seien rund 1,4 Milliarden Menschen betroffen, so Merkel. Diese Krankheiten könne man oft mit relativ geringem materiellem Aufwand bekämpfen. "Hierfür brauchen wir erstens langfristig den Aufbau der Gesundheitssysteme, zweiten natürlich die Ergebnisse der pharmazeutischen Industrie und drittens die Logistik der Verteilung", erklärte Merkel. Mit den betroffenen Ländern müsse eng zusammengearbeitet werden.

Wirksamkeit der existierenden Antibiotika sichern

Das Thema der Antibiotikaresistenzen als drittes Thema sei von großer Bedeutung für die Menschheit insgesamt. Es gehe darum, die Wirksamkeit der existierenden Antibiotika zu sichern und sie auf die ausschließlich medizinisch notwendigen Anwendungen zu beschränken. Beim G7-Treffen in Elmau sollen möglichst strenge Maßstäbe vereinbart werden.

"Ich freue mich sehr, dass sich die Weltgesundheitsversammlung vorgenommen hat, erstmals einen globalen Aktionsplan für die antimikrobiellen Resistenzen zu entwickeln. Jedes Land sollte einen solchen Plan haben. Deutschland hat vor wenigen Tagen im Kabinett einen solchen Plan beschlossen", so Merkel.

Die Weltgesundheitsversammlung ist das höchste Entscheidungsorgan der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie verabschiedet Resolutionen zum Handeln der WHO, wählt den Generaldirektor, überprüft und bewilligt den Haushalt. Bei der Versammlung in Genf sind mehr als 3000 Delegierte aus den 194 WHO-Mitgliedsstaaten sowie viele nichtstaatliche Beteiligte aktiv. 2015 tagt die Weltgesundheitsversammlung bereits zum 68. Mal.