Film ist zuallererst ein Kulturgut

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Im Wortlaut: Grütters Film ist zuallererst ein Kulturgut

Zum Start der 65. Berlinale nahm Kulturstaatsministerin Grütters im Interview zur Filmförderung Stellung. Sie sei ein notwendiges Instrument mit einer wirtschaftlich erheblichen Wirkung - und eine Investition in ein bedeutendes Kulturgut, so Grütters.

  • Interview mit Monika Grütters
  • Handelsblatt

Handelsblatt: Frau Grütters, sind Sie Cineastin?

Grütters: Allerdings, schon seit Jugendzeiten interessiere ich mich für das Kino und große Filme.

Handelsblatt: Ihr Vorgänger Bernd Neumann hat das auch getan. In seiner Amtszeit wurde der Etat des von ihm ins Leben gerufenen Deutschen Filmförderfonds (DFFF) auf 70 Millionen Euro aufgestockt. Sie haben ihn nun wieder auf 50 Millionen Euro reduziert. Klingt nicht gerade nach Kinobegeisterung.

Die 70 Millionen gab es nur einmalig 2013, weil es in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dafür eine Stimmung gab. Schon ein Jahr später lag der DFFF-Etat wieder bei 60 Millionen Euro. Als ich ins Amt kam, hatte die Vorgängerregierung die Absenkung auf 30 Millionen Euro fest in der mittelfristigen Finanzplanung verankert. Es gibt im Finanzministerium wohl deutliche Vorbehalte, weniger gegen den DFFF als gegen die Bundesfilmförderung insgesamt ...

Handelsblatt: ... also gegen das Patchwork aus DFFF, den Mitteln der Filmförderungsanstalt FFA, und den Filmfördereinrichtungen der Länder.

Grütters: Ja. Am Ende konnte ich aber erreichen, dass 50 Millionen Euro sogar auf Dauer in meinem Etat festgeschrieben wurden. Ich muss also nicht jedes Jahr neuverhandeln. Natürlich wäre mir ein höherer Fonds noch lieber gewesen, aber die Kompromissbereitschaft des Bundesfinanzministeriums war eindeutig beendet.

Handelsblatt: Auch weil die Struktur der Filmförderung in Deutschland umstritten ist?

Grütters: Ja. Es wäre wünschenswert, die Filmförderung stärker zu bündeln, um Projekte gezielter und mit Fördersummen in Höhe des tatsächlichen Bedarfs unterstützen zu können. Allerdings gibt es Kräfte, die aus durchaus nachvollziehbaren Gründen am Status quo festhalten wollen. Die Ländervertreter haben darauf hingewiesen, dass die Länderfonds in ihrer jeweiligen Region wirksam werden und wirtschaftliche Effekte auslösen müssen. Folglich will man etwa in Bayern kein Geld für einen Film ausgeben, der nur in Nordrhein-Westfalen produziert wird. Wir müssen aber eine noch stärkere Harmonisierung zwischen Bundes- und Länderförderungen erreichen. Hier sind wir auf einem guten Weg.

Handelsblatt: Normalerweise sträuben sich die Länder gegen Versuche, ihre Befugnisse einzuschränken.

So würde ich das nicht sagen. Die Struktur der deutschen Filmförderlandschaft liegt ja letztlich vor allem im föderalen System begründet. Davon einmal abgesehen wäre es aber auch schon ein wichtiger Schritt, wenn ARD und ZDF, Kinofilme noch stärker in den Blick nehmen würden - auch außerhalb des "Sommerkinos".

Handelsblatt: Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will den DFFF nun mit Mitteln seines Hauses um zehn Millionen Euro aufstocken. Er hatte Sie von seinem Vorhaben vorab aber nicht informiert.

Grütters: Na ja, das ist eine Stilfrage. Jedenfalls ist unklar, wo und wie das Geld verwendet werden soll. Haushaltsrechtlich kann der Betrag dem DFFF nicht gutgeschrieben werden. Ich würde mich daher freuen, wenn die zehn Millionen Euro in unsere gemeinsame Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft einflössen, in der ja auch die Filmbranche eine ganz wichtige Rolle spielt.

Handelsblatt: Ist Filmförderung eigentlich eher ein Instrument der Wirtschafts- oder der Kulturförderung?

Grütters: Das Bundesverfassungsgericht hat im vergangenen Jahr ein für alle Mal für die Förderung nach dem Filmförderungsgesetz juristisch geklärt, dass die Kultur auch bei der Wirtschaftsförderung dazugehört.

Handelsblatt: Die Richter hatten eine Klage von Kinoketten abgewiesen, die mit dem Argument, sie seien Wirtschaftsunternehmen und keine Filmklubs, nicht länger Zahlungen an die FFA leisten wollten.

Grütters: Ja, das Bundesverfassungsgericht hat klar bestätigt, dass wir uns im Rahmen der Wirtschaftsförderung auch um kulturelle Belange kümmern dürfen. Diesen Doppelcharakter von Wirtschaftsprodukt und Kulturgut haben wir auch beim Buch. Beim Film wird er zur Existenzfrage. Das hat mit dem aufwendigen Produktionsverfahren von Filmen zu tun. Auch ist die Filmbranche standortpolitisch nicht eben nebensächlich. Aber ganz klar: Für mich ist der Film zuallererst ein Kulturgut.

Handelsblatt: Also ist Filmförderung keine Subvention im klassischen Sinne.

Grütters: Sie ist ein notwendiges Instrument mit einer wirtschaftlich erheblichen Wirkung - und eine Investition in ein bedeutendes Kulturgut. Als solche ist sie, Gott sei Dank, in unserer föderalen Kulturnation Deutschland selbstverständlich. Wir leisten uns ja auch rund 140 öffentlich geförderte Sprech- und Musiktheater mit mehr als 800 Spielstätten.

Handelsblatt: Frau Grütters, vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Kai-Hinrich Renner für das Handelsblatt .