„Jede und jeder Einzelne kann etwas bewirken“

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Engagement-Botschafterin 2023 „Jede und jeder Einzelne kann etwas bewirken“

Gülcin Bayraktar ist Engagement-Botschafterin 2023: Sie wurde im Rahmen der Woche des bürgerschaftlichen Engagements ernannt. Die Ravensburgerin setzt sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für Bildung und Integration ein. Im Interview erzählt sie, was ein „Toleranzpass“ für Grundschulen mit Frauenrechten und einer erfolgreichen Willkommenskultur zu tun hat.

4 Min. Lesedauer

 Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement ernennt Gülcin Bayraktar zur Engagementbeauftragten 

Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement hat Gülcin Bayraktar (Mitte) zur Engagementbeauftragten benannt.

Foto: Jörg Farys

Herzlichen Glückwunsch zur Ernennung als Engagement-Botschafterin! Haben Sie schon Ideen oder konkrete Vorhaben, wie Sie sich als Engagement-Botschafterin einsetzen wollen?

Gülcin Bayraktar: Vielen Dank! Mein Ziel ist es, unsere bisherigen Workshops und Angebote auszubauen und zu verfestigen. Zudem möchte ich weiterhin mit vielen Menschen in Austausch gehen und sie ermutigen, selbst aktiv zu werden.

Gleichzeitig freue ich mich auf neue Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartner bundesweit. Ich möchte mich deshalb bei allen, die sich genauso mit ihrer wertvollen Arbeit für das Gemeinwohl in unserer schönen Heimat einsetzen, bedanken und darauf aufmerksam machen, wie wichtig und wertvoll jedes einzelne Engagement ist.

Was hat Sie dazu motiviert sich vor allem auch so vielseitig einzusetzen?

Bayraktar: So vielfältig unsere Gesellschaft auch ist, so vielfältig sind auch die Themen, die uns beschäftigen. Daher versuchen wir so viele Bereiche wie möglich zu behandeln und zu thematisieren. Es gibt unzählige Themenbereiche, in denen man sich engagieren kann. Sie führen auch dazu, dass man unterschiedliche Perspektiven einnimmt und alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Nur so kann man kreative und innovative Lösungsansätze finden.

Mein Engagement in Vereinen zieht sich seit meiner Jugend wie ein roter Faden durch mein Leben und prägt meinen Alltag. Für mich ist das Schöne am Engagement, dass es keine Grenzen gibt. Ich lebe es nicht nur aus, sondern weiß auch, dass es sich mit mir zusammen ständig weiterentwickelt und entfaltet. Daher freue ich mich auf alle neuen Herausforderungen, die es gemeinsam zu meistern gilt.

Warum lohnt es sich – trotz Zeit und Mühen – sich für andere einzusetzen?

Bayraktar: Weil unsere Demokratie eine starke Zivilgesellschaft braucht, die sich für Zusammenhalt, Bildung, Verständigung und Integration einsetzt. Wir dürfen nicht immer in einer Erwartungshaltung verharren und uns ständig über fehlende Angebote oder irgendwelche Versäumnisse der Politik beschweren. Vielmehr ist es unsere Pflicht als Bürgerinnen und Bürger, unsere demokratischen Werte gemeinsam mitzugestalten und zu bewahren.

Gibt es etwas, das Sie jungen Menschen mitgeben wollen, die Sie begleiten?

Bayraktar: Indem ich mich vielseitig einsetze, möchte ich ganz besonders jungen Menschen zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich einzubringen und zu engagieren, und dass jede und jeder Einzelne etwas bewirken kann, unabhängig von der Herkunft, den Fähigkeiten oder den Ressourcen. Engagement bedeutet auch, sich selbst weiterzuentwickeln, indem man über den Tellerrand hinausschaut. Dadurch stärkt man nicht nur das Miteinander, sondern entwickelt sich auch persönlich weiter. Man sollte sich daher nicht fragen, ob man sich engagieren möchte, sondern wie und in welchem Bereich.

Gülcin Bayraktar aus Ravensburg setzt sich in außerordentlichem Maß und in mehreren Initiativen für Bildung, Kultur und Umweltschutz in Verbindung mit Integrationsfragen ein. Sie ist Gründungsmitglied und erste Vorsitzende des Vereins Tavir e.V. in Ravensburg. Mit dem von ihr entwickelten „Toleranzpass“ für Grundschulen hat Gülcin Bayraktar zum Beispiel über 400 Ravensburger Schülerinnen und Schüler für interkulturelle Kompetenz sensibilisiert und das positive Miteinander in den Schulklassen gestärkt.

Die diesjährige Woche des bürgerschaftlichen Engagements steht unter dem Thema Bildung. Ihr Verein Tavir e.V. setzt sich genau dafür ein. Können Sie die unterschiedlichen Projekte näher beschreiben?

Bayraktar: Bildung ist ein grundlegender Baustein zur Förderung der Toleranz und des Respekts in unserer Gesellschaft und zur Stärkung unserer Demokratie. Sie ist die Antwort auf viele soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen.

Uns ist die Stärkung von Kindern und Eltern mit Migrationshintergrund wichtig. Deshalb unterstützen wir Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte in ihrem Engagement vor Ort und bieten interkulturelle Trainings unter anderem für Toleranz an Ravensburger Grundschulen (Toleranzpass) an.

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit sind zudem die Workshops, in denen wir sowohl Zugewanderte als auch in Deutschland Lebende informieren, aufklären und sensibilisieren. Nur so kann Verständigung stattfinden und Integration auf beiden Seiten erfolgen.

Wir haben 2014 im Auftrag der Stadt Ravensburg Willkommensmaterialien für Neuzugewanderte erstellt, die nicht nur bundesweit, sondern auch aus dem Ausland in bedeutendem Umfang angefragt wurden. In der Folge sind auch weitere Materialien und Workshops, wie zum Beispiel zum Thema Frauenrechte in Deutschland entstanden.

Durch unser Know-How standen wir nicht nur dem Staatsministerium Baden-Württemberg beratend zur Seite, sondern wurden auch in der Demografiebroschüre der Bundesregierung anhand der vorbildlichen Integrationsarbeit der Stadt Ravensburg vorgestellt.

Ihr Verein ist Fach- und Koordinierungsstelle im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesfamilienministeriums. Warum finden Sie Programme wie „Demokratie leben!“ wichtig und wie unterstützt das Programm die Arbeit vor Ort?

Bayraktar: Programme wie "Demokratie leben! " tragen nicht nur zur Förderung der politischen Partizipation bei. Sie ermutigen die Bürgerinnen und Bürger auch zur aktiven Teilnahme und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt, indem sie mit ihren Angeboten Vorurteile und Diskriminierung abbauen, sensibilisieren und aufklären und so Radikalisierung und Extremismus vorbeugen.

Dank der finanziellen Unterstützung können zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen neue Lösungsansätze erproben, kreative Ideen für den Zusammenhalt der Gesellschaft umsetzen.  Dank des Bundesprogramms haben sich zudem wichtige bundesweite Strukturen gebildet, mit denen wir im Austausch stehen und uns gegenseitig unterstützen und weiterbilden.

Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement organisiert jedes Jahr die Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Unter dem Motto „Engagement macht stark" soll sie das Engagement der etwa 30 Millionen Freiwilligen im Lande sichtbar machen. Jedes Jahr wird auch ein Engagement-Botschafter/eine Engagement-Botschafterin ernannt: in diesem Jahr ist es Gülcin Bayraktar. Das Bundesfamilienministerium fördert die Aktionswoche.