Die Bundesregierung hat einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der die ressortübergreifende Zusammenarbeit gegen die Epidemie in Westafrika koordinieren wird. Deutschland selbst ist gut vorbereitet: Sollten Reisende das Virus mitbringen, verhindern Notfallpläne eine Ausbreitung.
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Mehrere Bundesministerien bereiten Maßnahmen vor, um Westafrika zu unterstützen. Gegen eine mögliche Ausbreitung von Ebola ist Deutschland bestens gewappnet: Die internationalen Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und München sind auf Fälle hochinfektiöser Krankheiten vorbereitet. Reisende können sofort isoliert werden.
Die Bundesregierung hat Walter Lindner, bisher Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Venezuela, zum neuen Ebola-Beauftragten ernannt. Lindner hat bereits eine große Anzahl von nationalen und internationalen Akteuren koordiniert. Er hat das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes geleitet und war Regionalbeauftragter für Subsahara-Afrika und Sahel.
Mit Lindner hat die Bundesregierung einen zentralen Ansprechpartner eingesetzt, der die Zusammenarbeit der Bundesministerien im Kampf gegen Ebola steuert. Damit wird sichergestellt, dass die vielen Maßnahmen bei der technischen, logistischen und medizinischen Hilfe gut aufeinander abgestimmt werden.
Folgende konkrete Maßnahmen werden zurzeit vorbereitet:
Die Staatssekretäre der beteiligten Ministerien werden einander erneut treffen, um weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie zu beschließen.
In einem Brief an die Mitglieder des Deutschen Bundestags bekräftigte die Bundesregierung ihren Willen, im Kampf gegen die Ebola-Epidemie zu helfen. Der gemeinsame Brief wurde von Außenminister Steinmeier, Bundesinnenminister de Maizière, Verteidigungsministerin von der Leyen, Gesundheitsminister Gröhe und Entwicklungsminister Müller unterschrieben.
Bundesverteidigungsministerium, Bundesgesundheitsministerium, Deutsches Rotes Kreuz und Bundesärztekammer haben Freiwillige aufgerufen, sich für den Kampf gegen Ebola in Westafrika zu melden.
Über 5.000 Menschen haben inzwischen ihre Hilfsbereitschaft bekundet: Auf den Aufruf von Bundesverteidigungsministerin von der Leyen meldeten sich weit mehr als 4.000 Freiwillige für die "Task Force Ebola" der Bundeswehr. Beim Deutschen Roten Kreuz haben sich über 1.300 medizinische Fachkräfte gemeldet.
Das DRK sucht vor allem Ärzte, Hebammen, Physiotherapeuten, Pharmazeuten, Röntgenfachkräfte, Labortechniker und Pflegepersonal mit entsprechender Ausbildung und guten Englischkenntnissen. Ziel ist es, medizinisches Personal für den Einsatz gegen Ebola in Liberia zu gewinnen. Die Bundeswehr wird eine Krankenstation mit 50 Betten in die Region bringen. Vorbereitungen wie die Beschaffung von Ausrüstung, Impfung der Freiwilligen und deren Ausbildung laufen bereits. Interessierte Freiwillige können sich über das Portal des DRK bewerben.
Die Bundesregierung unterstützt seit Ausbruch der Ebola-Epidemie die Weltgesundheitsorganisation und vor Ort tätige Nichtregierungsorganisationen wie etwa Ärzte ohne Grenzen bei ihrer Arbeit.
In Sierra Leone wird ein bestehendes DRK-Ebola-Behandlungszentrum auf 80 bis 100 Betten aufgestockt. Für die Einrichtung des DRK-Krankenhauses mit einer Kapazität von bis zu 220 Betten wird mit den Regierungen in der Region und den internationalen Partnern nach einem passenden Standort gesucht. "Wir erleben zurzeit einen dramatischen Verlauf der Ebola-Epidemie. Deshalb unterstützt die Bundesregierung das Deutsche Rote Kreuz, ein mobiles Krankenhaus in Sierra Leone und eine Behandlungsstation für Ebola-Kranke in Liberia aufzubauen und zu betreiben", erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.
Die vom DRK ausgesuchten freiwilligen Fachkräfte werden eine Woche auf ihren Einsatz in Westafrika vorbereitet. Geplant ist ein Einsatz von vier bis sechs Wochen im Rotationsverfahren. Die Bundesregierung sorgt im Notfall für einen sicheren Transport zurück nach Deutschland.
Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation eine "gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" festgestellt hat: Eine Gefährdung der Bevölkerung in Deutschland besteht nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin nicht. Deutschland ist gründlich vorbereitet auf die Behandlung von Personen, die an Ebola-Fieber erkrankt sind.
Das Risiko, dass Reisende die Krankheit nach Deutschland oder Europa mitbringen, ist gering, aber nicht auszuschließen. Die Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und München sind vorbereitet auf Fälle hochinfektiöser Krankheiten bei Reisenden. Es gibt Notfallpläne und spezielle Räumlichkeiten für Untersuchung.
Deutschland hat sieben Kompetenz- und Behandlungszentren, die auf den Umgang mit lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten wie Ebola spezialisiert sind. Dort können an Ebola Erkrankte auf Sonderisolierstationen rund um die Uhr versorgt werden. Schleusen und besondere Entlüftungssysteme stellen sicher, dass das Virus nicht entweichen kann.
Fieber, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Blutungen: Wer sich mit diesen Symptomen bei einem Arzt vorstellt, soll auf Ebola gecheckt werden - nach einem vom RKI aufgestellten Schema. Ärzte sind aufgerufen, mindestens einen Meter Abstand zum Patienten zu halten. Zudem sollen sie eine persönliche Schutzausrüstung tragen: Mundschutz, Handschuhe, Schutzbrille und Einmal-Schutzkittel, die in der Regel in Arztpraxen vorrätig sind.
Verfestigt sich der Verdacht auf Ebola, muss der behandelnde Arzt das zuständige Gesundheitsamt informieren. Das Gesundheitsamt leitet die Meldung an die zuständige oberste Landesbehörde. Diese informiert das RKI.
Gleichzeitig meldet der Arzt den Verdacht an das zuständige Kompetenz- und Behandlungszentrum, um zu klären, wie die notwendige Laboruntersuchung vorgenommen werden und der Patient weiterbehandelt wird. Hierfür gibt es festgelegte Routinen auf Basis wissenschaftlicher Erfahrungen. Ziel ist es, weitere Ansteckungen zu vermeiden.
Fachleute managen auch den Umgang mit Menschen, die Kontakt zum Erkrankten hatten. Wichtig: Eine Ansteckungsgefahr besteht erst, wenn Krankheitssymptome aufgetreten sind.
Die Kontaktpersonen müssen identifiziert werden. Sie werden dann medizinisch begleitet und gegebenenfalls isoliert. Entweder bis klar ist, dass sie sich nicht angesteckt haben. Oder bis die Krankheit ausbricht und der Patient auf einer Sonderisolierstation behandelt werden muss.
Ebola ist eine seltene und lebensbedrohende Infektionskrankheit. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind Flughunde der Ausgangspunkt des Virus – noch aber ist dies nicht abschließend geklärt. Menschen und Tiere können sich bei Kontakt mit infektiösen Flughunden infizieren. Die Übertragung von Mensch zu Mensch geschieht über den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten - beispielsweise Erbrochenem, Blut oder Schweiß. Deutschland unterstützt die klinische Entwicklung von Arzneimitteln gegen Ebola. Bisher ist unklar, wann und ob ein Medikament zur Verfügung stehen wird.