Deutsch-französische Freundschaft erleben

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Fünf Jahre Vertrag von Aachen Deutsch-französische Freundschaft erleben

Die Bundesrepublik und Frankreich haben vor fünf Jahren den Vertrag von Aachen unterzeichnet. Ein wichtiger Aspekt ist die Förderung von Bürgerinitiativen und Städtepartnerschaften zur Festigung der Freundschaft zwischen den Nationen. Im Interview erklärt Regionalberaterin Antje Aubert, wie wichtig der Austausch zwischen den Menschen ist.

4 Min. Lesedauer

Bundeskanzler Olaf Scholz (M.) und Emmanuel Macron, Präsident Frankreichs (M.r.), mit Teilnehmenden des neuen, deutsch-französischen Nachwuchskräftenetzwerkes "Generation Europa", im Elysse-Palast.

Die deutsch-französische Freundschaft wird nicht nur auf Regierungsebene gefördert – sondern zum Beispiel auch durch einen Bürgerfonds, der mit dem Vertrag von Aachen eingerichtet wurde.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Gute Freundschaften können immer noch besser werden. In diesem Sinne wurde vor fünf Jahren – am 22. Januar 2019 – der Vertrag von Aachen zwischen der Bundesrepublik und Frankreich abgeschlossen. Ein wichtiger Bestandteil des Abkommens war die Einrichtung eines gemeinsamen Bürgerfonds zur Förderung und Unterstützung von gemeinsamen Initiativen und Städtepartnerschaften. Antje Aubert ist regionale Beraterin des Deutsch-Französischen Bürgerfonds und appelliert im Gespräch für länderübergreifendes Engagement zwischen Frankreich und Deutschland. 

Porträt von Antje Aubert vor grauem Hintergrund

Antje Aubert ist Übersetzerin und regionale Beraterin des Deutsch-Französischen Bürgerfonds für die französische Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Foto: Caroline Perrier

Sie sind als regionale Beraterin für den Deutsch-Französischen Bürgerfonds tätig. Welche Projekte werden mit dem Fonds unterstützt?

Antje Aubert: Der Deutsch-Französische Bürgerfonds stärkt beispielsweise Städtepartnerschaften oder grenzüberschreitende Vereinsarbeit. Konkrete Beispiele dazu gibt es zahlreiche. Seitdem der Bürgerfonds im April 2020 gestartet wurde, hat er bereits über 2.000 Projekte gefördert. Zum Beispiel Musikfestivals, Städtepartnerschaftsbegegnungen, Choraustausche, Sportprojekte, Best-Practice-Austausch zu Umweltschutz oder Integration und vieles mehr.

Bei einigen davon durfte ich auch selbst mit dabei sein. Beispielsweise bei einem Austausch zwischen Menschen mit geistigen Behinderungen in Hattersheim und Saint Paul en Jarez. Oder auch bei der „Memobus-Tour“, bei der ein Kleinbus mit Informationsmaterial zur Erinnerungskultur durch Deutschland und Frankreich gefahren ist. Ziel war es, zu zeigen, wie wichtig es ist, weiterhin gemeinsam für die friedlichen Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich einzutreten. Und natürlich auch für eine friedliche Verbindung europa- und weltweit.

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Video Élysée-Vertrag – Die deutsch-französische Freundschaft 

Was ist Ihre Aufgabe als Beraterin?

Aubert: Meine Aufgabe ist es, diejenigen zu beraten, die ein deutsch-französisches Projekt haben und für dieses einen Förderantrag stellen wollen. Es gibt insgesamt 18 Regionalberater und Regionalberaterinnen in allen Regionen Deutschlands und Frankreichs. Wir haben keine Entscheidungskraft, was die Förderungen angeht. Dafür ist das Bürgerfonds-Team in Berlin und Paris zuständig, mit dem wir in engem Austausch stehen. Allerdings können wir aufgrund unserer Erfahrungen den Projektträgern entscheidend helfen, damit ihre Anträge den Richtlinien der Förderanträge entsprechen.

Warum ist dieses deutsch-französische Engagement auch auf alltäglicher Ebene wichtig?

Aubert: Die deutsch-französischen Beziehungen sind seit Ende des zweiten Weltkriegs Dreh- und Angelpunkt des Erhalts friedlicher Verhältnisse in Europa. Auf eine jahrzehntelange Erbfeindschaft zwischen den beiden Staaten folgte eine starke Partnerschaft und herzliche Freundschaften. Das verdanken wir visionären Persönlichkeiten wie Robert Schuman, Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, um nur diese drei zu nennen.

Heute geht es außerdem darum, den Blick in die Zukunft zu richten. Nur, wenn wir deutsch-französische Geschichte(n) miterleben, können wir unser Gegenüber auf der anderen Seite der Grenze besser verstehen. Wir können unsere Kräfte bündeln und uns gemeinsam großen Herausforderungen stellen. Dies passiert bei jedem Schüleraustausch, bei jedem grenzübergreifenden Jugendcamp, bei allen Städtepartnerschaftsveranstaltungen. Oft entstehen daraus langjährige Freundschaften und manchmal sogar Familiengründungen. Dabei spreche ich aus eigener Erfahrung.

Was können Bürgerinnen und Bürger tun, die sich engagieren möchten?

Aubert: Es gibt viele deutsch-französische Vereine, Regional- und Dachverbände. Der erste Schritt ist meistens die eigene Städtepartnerschaft oder ein Schüleraustausch. Doch auch, wer Lust hat, mit seinem Tennis- oder Fußballverein einen Club im anderen Land zu treffen, kann gefördert werden. Beispielsweise mithilfe des Deutsch-Französischen Jugendwerks oder des Deutsch-Französischen Bürgerfonds.

Viele deutsch-französische Vereine suchen händeringend nach Verstärkung. Dabei muss das Engagement noch nicht einmal sehr zeitaufwendig sein. Ein paar Stunden Hilfe bei einem Freundschaftsfest, ein Wochenende mit der Partnerstadt… Jede Art der Unterstützung ist willkommen. Oft haben die, die einmal bei einer grenzübergreifenden Veranstaltung mitgemacht haben, immer wieder Lust, erneut mit dabei zu sein. 

Beim Deutsch-Französischen Bürgerfonds können Sie sich über Fördermöglichkeiten für Ihr Projekt informieren und Kontakt zu regionalen Beraterinnen und Beratern aufnehmen.

Als Reaktion auf den Vertrag von Aachen wurde der Deutsch-Französische Bürgerfonds gegründet. Welche Auswirkungen hat der Vertrag auf das Leben der Menschen heute?

Aubert: Der Vertrag von Aachen hat die Maßnahmen des Élysée-Vertrags von 1963 bekräftigt und ergänzt. Er hat unter anderem der Zivilbevölkerung Mittel in die Hand gegeben, um die deutsch-französische Verbindung selbst (er)leben zu können. Insbesondere durch die Einrichtung eines Deutsch-Französischen Bürgerfonds.

Viele Projektträgerinnen und Projektträger sagen, dass ohne diese Unterstützung der beiden Regierungen, die Städtepartnerschafts- und Vereinsarbeit nicht möglich wäre. Das Ende dieser so wichtigen Arbeit würde langfristig auch das Ende des Verständnisses zwischen den beiden Völkern bedeuten. Das würde das Risiko eines Konfliktes wieder erhöhen.

Der Vertrag von Aachen hat ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Deutschland und Frankreich. Nämlich dann, wenn ein weiterer Mitbürger verstanden hat, warum grenzübergreifende Arbeit für den Frieden in Europa so wichtig ist.

Vertragstext mit den Unterschriften von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle.

Der Élysée-Vertrag vom 22. Januar 1963: Unterzeichner sind Bundeskanzler Konrad Adenauer und Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle. Auf dieser Vereinbarung basiert der Vertrag von Aachen.

Foto: Bundesregierung/Reineke

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Welche Relevanz sehen Sie für den Vertrag von Aachen für kommende Generationen?

Aubert: Wir können nur dann weiterhin friedliche Verhältnisse in Europa aufrechterhalten, wenn jeder von uns selbst daran mitarbeitet. Dessen müssen sich kommende Generationen bewusst sein und werden. 

Im Gegensatz zu unseren Großeltern mussten wir glücklicherweise nie Krieg selbst miterleben. Gleichzeitig macht uns der Konflikt in der Ukraine jeden Tag klar, wie schnell Auseinandersetzungen sehr nah an uns heranrücken können.

Nutzen wir den Élysée-Vertrag und den Vertrag von Aachen, um weiterhin positive zwischenmenschliche, grenzüberschreitende Geschichte(n) schreiben zu können. 

Vom Élysée-Vertrag zum Vertrag von Aachen: Am 22. Januar 2019 unterzeichneten die Regierungschefs Deutschlands und Frankreichs den Vertrag von Aachen. Er knüpft an den Élysée-Vertrag  von 1963 an und ergänzt ihn. Die beiden Länder einigten sich auf eine engere Abstimmung in der Europapolitik sowie auf eine starke gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.

Weitere Informationen rund um die Europapolitik der Bundesregierung finden Sie auf unserer Schwerpunktseite Europa .