Das Netz soll bunt und vielfältig bleiben

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Studie zu Hass im Internet  Das Netz soll bunt und vielfältig bleiben

Jeden Tag werden Menschen im Netz beleidigt, belästigt und bedroht. Viele ziehen sich zurück – das gefährdet Meinungsvielfalt und Demokratie. Bundesfamilienministerin Paus sagte bei der Vorstellung einer Studie zu Hass im Netz: Umso wichtiger ist es, aktiv dagegen vorzugehen.

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Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei der Vorstellung der Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“.

Für respektvollen Austausch im Internet: Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei der Vorstellung der Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“.

Foto: picture alliance / Jörg Carstensen

Fast jede zweite Person wurde schon einmal online beleidigt. Besonders häufig betroffen sind junge Frauen (30 Prozent), Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30 Prozent) und Personen mit homosexueller (28 Prozent) oder bisexueller Orientierung (36 Prozent). Fast jede zweite junge Frau (42 Prozent) erhielt bereits ungefragt ein Nacktfoto. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz.

„Die Zahlen zeigen ein klares Bild: Hass im Netz ist allgegenwärtig. Und er nimmt weiter zu“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Dagegen müsse die demokratische Gesellschaft mehr tun, denn Hass im Netz sei „eine Bedrohung für die Demokratie insgesamt“, so Paus.

Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht“ wurde innerhalb des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz  erstellt. Herausgeber sind „Das NETTZ“ der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), HateAid und die Neuen deutschen Medienmachenden. Das Bundesfamilienministerium fördert das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“. Lesen Sie hier mehr zur Studie .

Auswirkungen von Hass im Netz

Die Studie zeigt, dass psychische Belastungen, Probleme mit dem Selbstbild oder sozialer Rückzug Folgen und Auswirkungen von Hass im Netz sind. Mit Folgen für die Meinungsvielfalt: Mehr als die Hälfte aller Befragten gab an, sich deshalb seltener im Internet zur eigenen politischen Meinung (57 Prozent) zu bekennen oder sich seltener an Diskussionen (55 Prozent) zu beteiligen. Zudem befürchten 82 Prozent der Befragten, dass Hass im Netz die Vielfalt im Internet gefährdet.

Paus betonte, Deutschland sei bunt und vielfältig – und so solle auch das Netz sein. Wenn aber knapp ein Viertel aller Befragten angeben, ihr Profil im Zusammenhang mit Hass im Netz nicht mehr zu benutzen, es zu deaktivieren oder sogar gelöscht zu haben, dann ist die Vielfalt im Netz bedroht.

Rüdiger Fries vom Kompetenzwerk gegen Hass im Netz ergänzte, dass durch diesen „leisen Rückzug“, den Hatern das Feld überlassen werde. Wenn jene, die Hass verbreiten, dort lauter seien als der Rest und sich die schweigende Mehrheit aus dem Online-Diskurs zurückziehe, dann bleibe der Hass und sei laut.

Unterstützung durch Programm „Demokratie leben“

Familienministerin Paus sagte: „Wir brauchen Weitsicht und passgenaue Maßnahmen, um Hass im Netz entgegenzutreten und respektvollen Austausch im Internet zu ermöglichen.“ Deshalb habe die Bundesregierung in den vergangenen zwei Jahren mit Partnern das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz aufgebaut. Es ist eines von 14 Kompetenznetzwerken im Bundesprogramm „Demokratie leben“ .

Über das Programm würden zudem mehr als 40 weitere Projekte gefördert, die sich gegen Hass im Netz, Desinformation und für die Demokratie im digitalen Raum einsetzten. In der neuen Förderperiode, die 2025 startet, soll der digitale Bereich explizit gestärkt werden.

Was tut die Bundesregierung noch?

Die Bunderegierung unterstützt auch weitere Projekte und Maßnahmen, um Desinformation, menschenfeindliche Äußerungen und Handlungen oder Hass im Netz zu bekämpfen, so zum Beispiel:

  • So arbeitet die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz daran, dass Plattformanbieter Kinder und Jugendliche im Netz besser schützen und beispielsweise effektive Meldesysteme und Hilfsangebote bereithalten. In der Studie waren fast 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass Plattformen mehr (auch finanzielle) Verantwortung übernehmen müssten. 
  • Auch der Digital Service Act nimmt Plattformen mehr in die Pflicht: Mit dem Gesetz über digitale Dienste wird erstmals eine europäisch einheitliche Grundlage geschaffen, die klare Regeln zum Beispiel zum Prüfen und Löschen von Beiträgen enthält. Auch die Grundrechte von Nutzerinnen und Nutzern im Internet werden umfassender geschützt. Das Gesetz, das ab dem 17. Februar 2024 gilt, sieht bei Verstößen zudem empfindliche Geldbußen vor. 
  • Zentrale Meldestellen: Wichtig ist, dass strafbare Inhalte konsequent zur Anzeige gebracht werden. In vielen Bundesländern wurden spezielle Internetportale eingerichtet, auf denen auch anonyme Anzeigen möglich sind. Eine Übersicht ist auf der Website des Bundeskriminalamts zu finden. Zudem sollten Nutzerinnen und Nutzer Hasspostings bei den Anbietern sozialer Netzwerke melden und diese auffordern, strafbare Inhalte zu löschen. 
  • Förderung der Medienkompetenz: Zur Stärkung der Medienkompetenz fördert das Bundesjugendministerium Projekte , die die Kompetenz zur Medienerziehung von Eltern und Fachkräften stärken, gute Medienangebote für Kinder und Jugendliche unterstützen und den kreativen und eigenverantwortlichen Umgang mit Medien fördern.