Felder, Wälder und Meere erforschen

Thünen-Institut Felder, Wälder und Meere erforschen

Der Discounter wollte genau wissen, ob die von ihm angebotene Ukulele kein geschütztes Tropenholz enthält. Das Thünen-Institut, eine Forschungseinrichtung des Bundes, konnte helfen. Die Experten können alle gehandelten Holzarten sicher unterscheiden - das ist nur ein Ergebnis ihrer Forschungen.

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Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte.

Das Thünen-Institut prüft, ob die Ukulele aus Illegal geschlagenem Holz gefertigt wurde.

Foto: Thünen-Institut/Ilja C. Hendel

Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte.

Sammlung von Holzarten im Kompetenzzentrum.

Foto: Thünen-Institut/Ilja C. Hendel

Nicht nur der umweltbewusste Endverbraucher möchte sicher sein, dass kein illegal geschlagenes Holz aus dem Regenwald in einem Produkt enthalten ist. Auch die Unternehmen, die es auf dem Weltmarkt einkaufen, wollen, dass nur legal geschlagenes Holz verwendet wird. Schließlich würden sie sie sich sonst strafbar machen.

Verblüffend war bei der Ukulele, einem ursprünglich hawaiianischen Musikinstrument, dass ein chinesisches Unternehmen sie aus weltweit eingekauften legal geschlagenen Hölzern gebaut hatte: aus Europa, Afrika und Amerika.

Kompetenz durch jahrelange Forschung

Thünen-Institut

Hauptgebäude des Thünen-Instituts in Braunschweig

Foto: Michael Welling/Thünen-Institut

Das Kompetenzzentrum Holzherkünfte des Thünen-Instituts verfügt über eine große Expertise durch jahrzehntelange Forschung. Es besitzt eine 12.000 Arten umfassende Mustersammlung und kann damit praktisch jedes Holz mithilfe von kleinen Proben, die mit Lupe oder Mikroskop untersucht werden, gattungs-oder artgenau bestimmen.

Mitunter aber ist auch die Herkunft einer Probe von Bedeutung. Hier helfen nur genetische Untersuchungen, bei denen das Kompetenzzentrum ebenfalls über langjährige Erfahrungen verfügt.

So hilft die Forschung bei der Umsetzung wichtiger internationaler Vereinbarungen, wie dem Washingtoner Artenschutzabkommen und der EU-Holzhandels-Verordnung. Das Thünen-Institut schult Inspektoren und den Zoll, die die vorgeschriebenen Kontrollen bei der Einfuhr von Holz durchführen.

Nachhaltige Nutzung von Feldern, Wäldern und Meeren

Das ist ein Beispiel dafür, wie sich das Thünen-Institut durch Forschung um unsere Umwelt bemüht. "Alles, was an biologischen Ressourcen nachwächst, das betrachten wir in einem Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und Technologie", sagt Professor Folkhard Isermeyer, Präsident des Instituts. "In dieser Zusammenschau versuchen wir, der Bundesregierung und der Öffentlichkeit nahe zu bringen, was zu tun ist, um eine nachhaltige Nutzung von Feldern, Wäldern und Meeren zu erreichen."

Thünen-Institut Interview Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts

Ein gesellschaftspolitisch hoch aktuelles Thema – von der Öffentlichkeit sehr emotional diskutiert – ist der Umgang mit Nutztieren. Professor Isermeyer plädiert für eine nationale Strategie für das Tierwohl.

Schwein

Es geht um das Wohl auch der Schweine

Foto: Michael Welling

Hier sollten alle Akteure auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene – Wirtschaft, Politik und Forschung – zusammenarbeiten, um gleichermaßen die wirtschaftlichen, ökologischen und ethischen Aspekte zu berücksichtigen. Der Landwirtschaft alleine wird es trotz zahlreicher Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für die Tiere allein nicht gelingen, das negative Bild in der Öffentlichkeit zu beseitigen.

Wie sich die Forschung in ganz praktischer Weise auch um das Tierwohl und die Umwelt in den Meeren bemüht, zeigt ein Projekt des Thünen-Instituts zur Entwicklung eines neuartigen Schleppnetzes. Ein großes Problem trotz Fangquoten ist der Beifang, also Fische, die gefangen werden, obwohl sie eigentlich weiterleben sollten.

Fangquoten und Tierwohl

Früher wurde unerwünschter Beifang wieder ins Meer zurückgeworfen, was jedoch sehr viele Fische nicht überlebten. Die neuen Regularien der EU sehen schrittweise vor, den gesamten Fang anzulanden und auf die Fangquoten anzurechnen.

Ist eine Fangquote erschöpft, darf nicht mehr in der Region gefischt werden. Ein Beispiel: Es gibt eine hohe Quote für Dorsch, aber nur eine sehr geringe für Scholle. Wird nun beim Dorschfang sehr viel Scholle mitgefangen, kann die Schollenquote erschöpft sein, lange bevor die Dorschquote erreicht ist. Im Ergebnis führte dann der eigentlich unerwünschte Beifang von Scholle dazu, dass auch kein Dorsch mehr gefangen werden darf.

Forschung Netze Freswind

Netz mit Fluchtmöglichkeiten

Foto: Thünen-Institut

Ein neuartiges Schleppnetz hat nun verschiedene Fluchtwege für Fische, die nicht gefangen werden sollen. So zwingt ein Hindernis im Netz die Fische dazu, rechts und links zu einem Gitter zu schwimmen. Die Stäbe sind so angeordnet, dass Plattfische oder zu kleine, nicht vermarktbare Fische entkommen, nicht aber die ausgewachsenen Dorsche.

Fische im neuen Netz

Fische im neuen Netz

Foto: Daniel Stepputtis/Thünen-Institut

Unterwasseraufnahmen zeigen, dass die Konstruktion funktioniert – gut für die Fische. Gut aber auch für die Fischer, denn der Plattfischbeifang konnte so um 60 Prozent verringert werden, der Fang zu kleiner Dorsche um 30 Prozent. Dabei zeigte der Praxistest, dass sich das neue Netz problemlos handhaben lässt. So hilft Forschung den Tieren ebenso wie der Wirtschaft.

Das Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei – kurz Thünen-Institut – gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Es erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen als Entscheidungshilfen für die Agrar-, Forst-, Fischerei- und Verbraucherschutzpolitik der Bundesregierung. Im Rahmen dieser Aufgaben ist das Institut wissenschaftlich selbstständig.
Das Institut gliedert sich in 14 Fachinstitute und die gemeinschaftlichen Serviceeinrichtungen. Der Hauptsitz ist Braunschweig. Es beschäftigt 1.005 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 457 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es kooperiert International mit 450 Forschungseinrichtungen in 79 Ländern.