Wirtschaftliche Grundlagen sichern

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Folgen der Erderwärmung Wirtschaftliche Grundlagen sichern

Die Folgen des Klimawandels spielen für die deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle. Wetterextreme hierzulande und im Ausland können den Warentransport und Produktionsprozesse – mitunter ganze Wirtschaftszweige – beeinträchtigen. Unternehmen müssen die wachsenden Risiken berücksichtigen und sich auf neue Herausforderungen einstellen.

4 Min. Lesedauer

Container Frachtschiff auf dem Rhein bei Krefeld.

Extreme Niedrigwasserereignisse können den Warenverkehr über den Rhein teilweise einschränken. 

Foto: picture-alliance / Jochen Tack

1. Risiken und Fakten

Industrie, Gewerbe und Finanzwirtschaft

Die deutsche Wirtschaft ist auf funktionierende internationale Lieferketten angewiesen. Klimatische Veränderungen können jedoch in betroffenen Ländern den Abbau, die Weiterverarbeitung oder den Transport von Rohstoffen und Zwischenprodukten erschweren. Für Unternehmen, die auf diese Waren angewiesen sind, steigen dadurch die wirtschaftlichen Risiken. Länder wie Brasilien, Vietnam, Indien, Südafrika oder Thailand verzeichnen bedeutende Exporte nach Deutschland und sind gleichzeitig besonders von den Folgen des Klimawandels bedroht. Das kann sich hierzulande auf die Verfügbarkeit von Importwaren auswirken – zum Beispiel auf landwirtschaftliche Produkte, Erze, elektronische Erzeugnisse und Zulieferungen für die deutsche Fahrzeug- und Maschinenindustrie. Umgekehrt ist auch die deutsche Exportwirtschaft den Risiken durch die Folgen des Klimawandels in diesen Ländern ausgesetzt, weil sich Absatzmärkte und die Nachfrage verändern.

Der Klimawandel beeinträchtigt den internationalen Warentransport. Zunehmende Risiken ergeben sich für den globalen Schiffsverkehr, welcher 80 Prozent des weltweiten Handelsvolumens transportiert. Extreme Wetterereignisse stellen auch den Flug-, Straßen- und Schienenverkehr auf die Probe. In Deutschland schränken zum Teil extreme Niedrigwasserstände den Warenverkehr über Wasserstraßen wie den Rhein ein. Schiffe können weniger Ladung transportieren, Lieferungen verzögern sich. Das erhöht die Kosten für den Warentransport.

Zu den spürbaren Folgen der Erderwärmung zählen extreme Wetterereignisse. Stürme und Hochwasser beschädigen Gebäude und beeinträchtigen die Energie- und Wasserversorgung. Hitzewellen können die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten einschränken und erhöhen den Kühlenergiebedarf von Maschinen. Diese Faktoren können Produktionsprozesse behindern oder gar unterbrechen.

Die Folgen des Klimawandels bringen Unsicherheiten mit sich, die auch das Geschäftsrisiko von Banken und Versicherungen erhöhen. Investitionsrisiken und mögliche Schäden müssen in Hinblick auf die Auswirkungen der Erderwärmung neu eingeschätzt werden.

Tourismus

Wetterabhängige touristische Angebote sind besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster verringern die Schneesicherheit der Skigebiete. Wintertourismusregionen im Mittelgebirge, den Alpen und dem Alpenvorland müssen sich darauf einstellen.

Im Sommer sind die Flusstäler von Rhein, Neckar, Main und Mosel sowie Südbayern und große Teile Sachsens vergleichsweise häufig durch Hitze belastet. Heilklimatische Kurangebote (Gesundheitstourismus) sind bei zu hohen Temperaturen zum Teil nicht mehr möglich.

Höhere Wassertemperaturen führen mitunter zu vermehrtem Algenwachstum und fördern die Keim- und Bakterienbildung. Um gesundheitliche Gefahren auszuschließen, kann es in der Folge zu temporären Badeverboten kommen – für den Sommertourismus sind solche möglichen Einschränkungen ein wirtschaftliches Risiko.

Klimawandelbedingte Wetterextreme können Wander-, Rad- oder Waldwege beschädigen und für den Tourismus unbrauchbar machen. Der Küsten-Tourismus muss besonders auf zunehmende Sturmfluten, Küstenerosion und den steigenden Meeresspiegel reagieren.

2. Anpassungsmöglichkeiten und Maßnahmen

Mit der Deutschen Anpassungsstrategie hat die Bundesregierung 2008 den strategischen Rahmen gesetzt, um unsere Gesellschaft vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Der im Jahr 2020 beschlossene „Aktionsplan Anpassung III“ skizziert mehr als 180 Maßnahmen aller Bundesressorts zur Klimaanpassung.

Unternehmen können klimawandelbedingten Versorgungsengpässen vorbeugen, indem sie auf ein möglichst breites Spektrum aus Zulieferbetrieben, Rohstoffen und Standorten zurückgreifen, um Ausfälle kompensieren zu können.

Um die deutschen Wasserstraßen weiter nutzen zu können, hat das Bundesverkehrsministerium in Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen und dem Binnenschifffahrtsgewerbe u.a. den Aktionsplan „Niedrigwasser Rhein“ erarbeitet. Er soll zuverlässig kalkulierbare Transportbedingungen am Rhein sicherstellen.

Damit auch bei extremen Niedrigwasserereignissen Waren verschifft werden können, müssen Transportkonzepte optimiert werden: Schiffstypen, die für Niedrigwasser geeignet sind, müssen verfügbar sein, genauso wie Möglichkeiten, Güter kurzfristig abzuladen, um mit geringerer Beladungsmenge weiterfahren zu können.

Klimarisikoanalysen sind Bestandteil eines modernen Umweltmanagements in Unternehmen. Das Bundesumweltministerium prüft, inwieweit die Wirtschaft diese Anforderungen schon berücksichtigt und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Daneben geht es auch darum, die technischen Regeln für die Sicherheit von Industrieanlagen zu überprüfen. Der Klimawandel erfordert, Gefahrenquellen wie Niederschläge, Hochwasser, Wind sowie Schnee- und Eislasten neu zu bewerteten.

Unternehmen können das Risiko für ihre Produktionsstandorte bedingt durch Extremwetterereignisse oft durch bauliche Vorsorgemaßnahmen verringern. Beispielsweise erhöhen tiefere Fundamente die Gebäudestabilität gegenüber Sturm oder Hochwasser. Mobile Barrieren können technische Anlagen schützen. Eine klimaangepasste Bau- und Betriebsweise von Produktionsgebäuden beugen einer möglichen Überhitzung von Anlagen im Sommer sowie Einschränkungen im Betriebsablauf vor.

In Tourismusgebieten können insbesondere kurzzeitige Wetterereignisse gefährlich werden. Zum Beispiel wurden Reisende im Winter 2018/19 durch heftige Schneefälle in Urlaubsorten und Unterkünften eingeschlossen. Das Bundesinnenministerium stellt für solche Fälle Leitfäden für die Erarbeitung von Notfallplänen bereit.

Sowohl Reisende als auch Gewerbetreibende im Tourismus benötigen verlässliche Informationsquellen. Dazu zählt der Regionale Klimaatlas , über den Informationen zu möglichen klimatischen Veränderungen auf regionaler Ebene online abrufbar sind. Der Klimanavigator liefert Klima- und Umweltinformationen, Wissen zu Anpassungsmöglichkeiten und Hinweise zu einschlägigen Organisationen. Das „Climate Data Center“ des Deutschen Wetterdienstes stellt meteorologische Daten zur Verfügung und bietet Beratung zur Klimaanpassung an.

3. Ideen für künftige Maßnahmen

Die Bundesregierung kann unternehmerische Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel unterstützen und die Rahmenbedingungen verbessern. Beispiele hierfür sind Informationskampagnen, Beratungsangebote, Anpassungsprämien und gezielte Förderprogramme. Ein Ansatz ist die Unterstützung für Unternehmen, um ihre betrieblichen Wertschöpfungsketten zu diversifizieren. Potenzial, das weiter erforscht werden könnte, liegt auch darin, mehr Rohstoffe wiederzuverwerten.

Für Unternehmen birgt der Anpassungsprozess auch Chancen: Durch technische Modernisierung können sich Betriebe nicht nur unabhängiger von Rohstoffen oder Kühlwasser machen, sondern gleichzeitig auch effizienter und klimafreundlicher produzieren. Damit steigern sie ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Für den Tourismus liegt eine zukunftsgerichtete Strategie darin, das Angebot für Reisende möglichst breit aufzustellen. Gewerbetreibende in deutschen Mittelgebirgen bauen neben dem klassischen Wintertourismus die Möglichkeiten für weitere Aktivitäten aus. Darunter fallen Angebote wie Wandern, Walking, Radsport oder witterungsunabhängige Sport- und Fitness-Aktivitäten. Solche Ansätze können technische Anpassungsmaßnahmen wie zusätzliche Beschneiungsanlagen im Winter ergänzen, um die Wirtschaftlichkeit ganzjährig zu sichern.