Ehrenamtliche stärken E-Mobilität auf dem Land

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Internationaler Tag des Ehrenamts Ehrenamtliche stärken E-Mobilität auf dem Land

Gerade im ländlichen Raum haben Menschen einen hohen Bedarf nach individueller Mobilität. Unterstützt durch Ehrenamtliche konnten in den Landkreisen Northeim und Osterode am Harz in den letzten Jahren umweltfreundliche Mobilitätskonzepte etabliert werden. Hier werden zwei Dörfer vorgestellt, die bei dem Projekt "Unser Dorf fährt elektrisch" mitgemacht haben.

4 Min. Lesedauer

Foto zeigt Meschen vor einem Elektroauto.

Eisdorf bei Osterode am Harz 2019: Das Elektroauto, finanziert duch das Projekt "Unser Dorf fährt elektrisch", wird für Fahrdienste und einen Einkaufsdienst genutzt.

Foto: Mobiles Eisdorf e.V./Dietrich Kuehne

Schlarpe ist ein kleines Dorf im Harzweserland in Niedersachsen. 400 Menschen leben hier. Junge und alte Menschen, Zugezogene und Alteingesessene. In der ländlichen Idylle gibt es allerdings einen Haken: Grundschulen, Kitas und Restaurants sind ohne Auto oft nur schwierig zu erreichen. Der nächste Supermarkt ist zwölf Kilometern entfernt, Fachärzte in Northeim oder Göttingen bis zu 30 Kilometer. Eine gute Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel sucht man vergebens.

Deshalb kamen die Schlarper auf die Idee, sich an dem überregionalen LEADER-Wettbewerb "Unser Dorf fährt elektrisch" zu beteiligen und überzeugten mit ihrem Konzept zum dörflichen Teilen eines Elektroautos. Mit den Fördergeldern – 80 Prozent aus EU-Fördermitteln, 20 Prozent von den Landkreisen Göttingen und Northeim – wurde eine Ladeinfrastruktur geschaffen und ein Elektroauto finanziert. Das Projekt war aber nicht nur als Schlarpe-Projekt ausgelegt. "Wir fahren für die ganze Region", sagt Ortsbürgermeister Andreas Stänger.

Fahrdienste stärken die Dorfgemeinschaft

Seit 2019 fährt das Elektroauto nun durch Schlarpe und die sogenannte Bollertregion, in der rund 2.500 Menschen leben. Ein zentraler Bestandteil ist der Fahrdienst. Dieser wird Personen angeboten, die ohne Auto gar nicht mobil sind – vor allem älteren Menschen, die zum Arzt müssen oder zum Einkaufen.

Dieser Fahrdienst wäre ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich. Zwölf Fahrer und drei Disponentinnen, die im Wechsel die Anmeldungen zu Fahrten annehmen und die Fahrer einteilen, sind das Herz des Projektes. Dem Verein gehören 55 Mitglieder an, von denen 35 den Fahrdienst nutzen. Sie können auch über eine Buchungs-App ihren Wunschtermin buchen.

"Am Anfang sind natürlich Vorbehalte dagewesen, gerade bei älteren Menschen. Sie kennen zum Beispiel den Fahrer nicht. Das hat Überzeugungsarbeit gekostet. Aber alle, die mit uns gefahren sind, sind begeistert", berichtet Stänger. Neben dem wöchentlichen Einkauf gelingt es so, Seniorinnen und Senioren aktiv ins Leben einzubinden und das Bedürfnis nach sozialen Kontakten zu decken. "Das kann zu einem echten Highlight werden. Denn: In vielen Fällen sind Familienangehörige weit weg."

Neben dem Fahrdienst wurde das Auto auch von Fahrgemeinschaften genutzt. Aufgrund der aktuellen Situation ist dies eingeschränkt, doch die Schlarper haben sich auf die Corona-Pandemie eingestellt. Zur Zeit finden unter Einhaltung der Hygieneregeln durchgängig nur Fahrten mit Einzelpersonen statt.

Ortsbürgermeister Andreas Stänger zieht nach zweieinhalb Jahren eine sehr positive Bilanz: Der Einsatz für das Projekt „Unser Dorf fährt elektrisch“ habe sie sich in jeder Hinsicht gelohnt. „Wir bieten unseren nicht mobilen Mitgliedern die Möglichkeit, weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung zu leben.“

Foto zeigt ein Haus mit Solaranlage

Den Strom für das E-Auto erzeugen die Schlarper selbst - mit einer Solaranlage auf dem Dach der Dorfgemeinschaftsanlage.

Foto: Gemeinschaftliches Schlarpe e.V.

Solarstrom für das E-Auto

Mittlerweile hat das Elektroauto viele Kilometer mit nachhaltigem Strom zurückgelegt. Dabei erzeugen die Schlarper den Strom für das Auto selbst mit einer Solaranlage auf dem Dach der Dorfgemeinschaftsanlage. "Wir wollen unseren Strom selbst nutzen, um Kosten zu sparen", sagt Stänger. Zur Finanzierung der Anlage erhielten sie ebenfalls noch einmal 50 Prozent aus dem Europäischen LEADER-Programm . Mit dem bislang selbst produzierten Strom hätte das Auto bereits 120.000 Kilometer fahren können, erklärt Ständer.

Auch mit einer weiteren Entscheidung ist der Ortsbürgermeister sehr zufrieden: Schlarpe hat das Auto finanziert und nicht geleast. Das heißt: Am Ende der fünfjährigen Projektlaufzeit besitzen die Schlarper ihr eigenes Auto. „Die Wirtschaftlichkeitsberechnung ist dank hoher Mitgliederzahlen und zahlreichen Unterstützern aufgegangen.“

Carsharing statt Zweitwagen

Rund 45 Kilometer von Schlarpe entfernt liegt Eisdorf bei Osterode am Harz. Auch hier rollt ein Elektroauto, auch hier wurden Fahrzeug und Ladestation durch das Projekt "Unser Dorf fährt elektrisch" ermöglicht.

Geht es nach Dieter Sinram vom Verein Mobiles Eisdorf e.V. bietet das e-Carsharing nicht nur eine attraktive und zukunftsfähige Infrastruktur auf dem Land, sondern vor allem ökologische Vorteile: So können durch das Carsharing die Zahl der Zweitwagen verringert und Emissionen eingespart werden. "Ich würde mir wünschen, dass die Nutzungsmöglichkeiten über die E-Mobilität noch größer werden und sich die Mobilität dahingehend verändert, dass der Zweitwagen wegfällt. Eine Dame aus unserem Dorf hat ihren Wagen bereits abgegeben, weil wir das Elektroauto haben."

Auch Dieter Sinram sieht eine sehr positive Entwicklung: „Das e-Carsharing ist so gut angenommen worden, dass wir nun planen, ein zweites Auto anzuschaffen.“ Zehn bis zwölf Ehrenamtliche leisten derzeit den Fahrdienst. „Ohne Ehrenamt kommt man nicht zurecht“, so Sinram. Zugleich stellt er fest: Auch für die Fahrer ist die ehrenamtliche Arbeit ein Gewinn. Sie bekämen „viel von den Menschen, die sie zum Arzt, zur Apotheke, zur Tafel oder zum Einkaufen fahren, zurück - eine hohe Wertschätzung und Dankbarkeit.“

In einem weiteren Punkt sind sich Andreas Stänger und Dieter Sinram einig: Gerne sind sie bereit, anderen Gruppen ihre Erfahrungen für den Aufbau ähnlicher Projekte weiterzugeben.

Die Bundesregierung fördert  ehrenamtliches Engagement mit verschiedenen Programmen, dazu zählen auch verschiedene Freiwilligendienste. Das Bundesinnenministerium macht zudem gerade mit einer Video-Reihe sowie einem Film auf unterschiedliche Formen des Ehrenamts aufmerksam, getreu dem Motto „Ehrenamt – Du machst den Unterschied“