Diensthundeschule der Bundeswehr
Lässt sich eine Corona-Infizierung erschnüffeln? An der Diensthundeschule der Bundeswehr gibt es dazu ein Forschungsprojekt. Hier wird erprobt, ob Vierbeiner anhand einer Speichelprobe eine Covid-19-Erkrankung identifizieren können. Die Zwischenergebnisse sind vielversprechend.
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Noch einmal dreht er sich kurz um, wartet auf den Befehl und dann läuft er los. Zunächst erfasst er kurz die Situation in der großen Halle, dann geht er ganz zielstrebig vor: Er schnüffelt nacheinander systematisch alles ab, was ihm vor die Nase kommt. Schließlich steckt er seine Nase in eine Öffnung und harrt plötzlich aus - für etwa zwei Sekunden. Dann ist er am Ziel und bekommt seine Belohnung. Donnie ist ein Spürhund der Bundeswehr und seine Belohnung ist ein kleiner gelber Spielball. Im rheinland-pfälzischen Ulmen nimmt er an einem Forschungsprojekt teil, in dem es darum geht, Coronaviren zu erschnüffeln.
Bei einem aktuellen Forschungsprojekt der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover wird erforscht, ob die Diensthunde der Bundeswehr in der Lage sind, das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 am Geruch von Speichelproben zu identifizieren.
Die molekulare Zusammensetzung ist entscheidend
Dass Spürhunde dazu in der Lage sind, Krankheiten aufzuspüren, ist nicht neu. An der molekularen Zusammensetzung eines Geruchs können diese Hunde nicht nur Sprengstoffe oder Drogen aufspüren, sondern auch verschiedene Krebserkrankungen oder die drohende Unterzuckerung von Diabetikern riechen.
So entstand die Idee für ein Forschungsprojekt in einer Kooperation der Tierärztlichen Hochschule Hannover mit der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen. Die Leiterin des Projektes ist Dr. Esther Schalke, die als Oberstabsveterinär und Fachtierärztin für Tierverhalten in dieser Forschung das "ideale Zusammenspiel von Wissenschaft und praktischer Anwendung" sehr schätzt.
Die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr ist Teil der Streitkräftebasis (SKB), dem zweitgrößten militärischen Organisationsbereich der Bundeswehr. Die SKB ist Servicedienstleister der Bundeswehr und unterstützt die anderen Bereiche wie Heer, Luftwaffe und Marine bei ihren Aufgaben. Innerhalb Deutschlands ist die SKB auch bei Einsätzen im Katastrophenfall gefragt, zum Beispiel bei Schneekatastrophen, Hochwasser oder Waldbrand.
Belastbare Ergebnisse in drei bis vier Wochen
Der dreijährige belgische Schäferhund Donnie ist einer von zehn Hunden der Bundeswehr, die das Aufspüren von SARS-CoV-2 Viren erlernen sollen. Ausgebildet werden dazu Schäferhunde, Spaniel und Retriever. Dabei hat Donnie bereits eine duale Ausbildung mit seinem Hundeführer absolviert. Er ist ausgebildeter Sprengstoffspürhund und gleichzeitig Schutzdiensthund.
Mit einer Trefferquote von derzeit etwa 80 Prozent sind die Forscher in Ulmen auf dem besten Weg, das Projekt erfolgreich weiterzuführen. Bis belastbare Ergebnisse vorliegen, werden noch drei bis vier Wochen vergehen. "Dann werden wir ziemlich genau sagen können, ob unsere Hunde in der Lage sind, die neuartigen Coronaviren aufzuspüren", ist sich die Leiterin des Projektes sicher.
Forschungsprojekt als Doktorarbeit
Forschungen, in denen es um die Detektion von Coronaviren durch Spürhunde geht, finden nicht nur in Deutschland statt: Auch in Großbritannien, Finnland und Frankreich befassen sich Expertinnen und Experten mit diesem Thema.
"Im Gegensatz zu den europäischen Kollegen nutzen wir den Speichel von infizierten Personen, in dem zunächst die Viren chemisch inaktiviert, also unschädlich gemacht werden. Speichel hat den Vorteil der schnellen und ortsunabhängigen Verfügbarkeit, wenn viele Menschen getestet werden sollen", so Paula Jendrny, die das laufende Forschungsprojekt als Doktorandin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover begleitet.
Notwendige Diskussion zur Nutzung der Forschungsergebnisse
Wenn die Versuchsreihe mit den inaktiven Viren erfolgreich abgeschlossen ist, kommt die nächste Hürde: Dann muss auch die Detektion aktiver Viren im Speichel getestet werden. "Das muss dann unter ganz anderen Bedingungen stattfinden, schließlich müssen wir sicher sein, dass sich niemand an den hochinfektiösen Proben anstecken kann", sagt Jendrny.
Es ist also noch ein langer Weg, bis die Tiere vollständig einsatzfähig sind. Und wenn es dann wirklich möglich sein sollte, Personen die an Covid-19 erkrankt sind, mittels Spürhund-Detektion zu identifizieren, wird eine Diskussion nötig sein, in welchen zivilen und militärischen Bereichen diese Hunde ihren Dienst verrichten sollen. Nur eines scheint ziemlich sicher: Donnie und seine vierbeinigen Kameraden hätten dann wirklich viel zu tun.