Polizeiliche Kriminalstatistik 2023
Höhere Aufklärungsquote, mehr Straftaten: Bundesinnenministerin Faeser hat die Kriminalstatistik 2023 vorgestellt. Deutschland müsse hart gegen die Täter vorgehen. Gleichzeitig setzt sie auf Prävention, um soziale Ursachen hinter der Kriminalität anzugehen.
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Anlässlich der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser betont, dass Deutschland weiterhin eines der sichersten Länder der Welt und ein starker Rechtsstaat mit einer hervorragenden Polizei ist. Gleichzeitig seien aber Entwicklungen erkennbar, die deutlich benannt werden müssten: Es gibt laut Statistik eine gestiegene Gewaltkriminalität, ebenso wie mehr Jugend- und mehr Ausländerkriminalität.
Gemeinsam mit dem brandenburgischen Innenminister und aktuellem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Michael Stübgen, und dem Präsidenten des Bundeskriminalamts, Holger Münch, stellte Faser am 9. April 2024 die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 vor.
Insgesamt wurden laut Bericht 2023 über 5,94 Millionen Straftaten durch die Polizei erfasst. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist die Zahl um 5,5 Prozent gestiegen. Auch die Gewaltkriminalität hat zugenommen – im Vergleich zum Vorjahr ist sie um 8,6 Prozent gestiegen. Die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger hat um 13,5 Prozent (ohne ausländerrechtliche Verstöße) zugenommen. Bei den Jugendlichen gab es 9,5 Prozent mehr Tatverdächtige.
Positiv hat sich die Aufklärungsquote entwickelt. Sie lag bei 58,4 Prozent und ist damit um 1,1 Prozent zum Vorjahr gestiegen.
Hartes Durchgreifen und Prävention
Bundesinnenministerin Faeser führte aus, dass mit schnellen Verfahren, konsequenten Verurteilungen und spürbaren Strafen die Täter die Konsequenz des eigenen Handelns spüren müssten. Außerdem sollten präventive Maßnahmen die sozialen Ursachen in den Blick nehmen, die sich hinter Kriminalität und Gewalt verbergen.
„Es gibt soziale Ursachen, aber es gibt niemals eine Rechtfertigung für Gewalt. Hier gilt für mich der Grundsatz: null Toleranz“, sagte Faeser. Es gelte nun, die geschaffenen strengen Abschieberegeln durchzusetzen. „Ausländische Täter müssen Deutschland deutlich schneller verlassen“, so die Innenministerin.
Zentrale Faktoren für den Anstieg der Kriminalität
Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 gibt nicht nur Auskunft über die Zahl der Delikte im vergangenen Jahr, sondern sie befasst sich auch mit den Täterinnen und Tätern. Hierbei benennt sie zentrale Faktoren wie Traumaerfahrungen, erhöhte Mobilität und soziale Belastung, die Ursachen für den Anstieg der Kriminalität in Deutschland sind.
Risikofaktoren bei Schutzsuchenden: Laut Bericht ist davon auszugehen, dass besonders Schutzsuchende mehrere Risikofaktoren für verschiedene Deliktsbereiche aufweisen. Zu diesen Risikofaktoren, die dazu führen können, dass eine Person eine kriminelle Handlung begeht, zählen insbesondere eigene Gewalterfahrungen durch Krieg, Terrorismus und Flucht, Traumata sowie psychische Belastungen und die Lebenssituation in Erstaufnahmeeinrichtungen.
Erhöhte Mobilität: Seitdem die letzten pandemiebedingten Einschränkungen im Frühjahr 2023 weggefallen sind, sind viele Menschen wieder mehr unterwegs. Eine Entwicklung, die laut Statistik auch mehr Tatanlässe und -gelegenheiten bietet. Dies gilt auch für (ältere) Kinder und Jugendliche, die entwicklungsbedingt eine größere Neigung aufweisen, gegen Normen zu verstoßen und Straftaten zu begehen.
Wirtschaftliche und soziale Belastungen: Erstmals seit Jahren werden aktuelle wirtschaftliche und soziale Belastungen – wie insbesondere die Inflation – in der Bevölkerung als wesentliches Problem wahrgenommen. Dieses Empfinden korreliert mit der Zahl der Gewaltdelikte.
Besondere Risikofaktoren für Kinder und Jugendliche: Insbesondere Kinder und Jugendliche haben mit erhöhten psychischen Belastungen als Folge der Corona-Maßnahmen zu kämpfen. Dies kann sich auch auf ihre Anfälligkeit, Straftaten zu begehen, auswirken. Kinder und Jugendliche waren von den pandemiebedingten Einschränkungen in besonderem Maße betroffen, etwa durch einen Mangel an sozialen Kontakten, Belastungen innerhalb der Familie und beengte räumliche Verhältnisse. Aktuelle Studien zeigen, dass diese psychischen Belastungen zum Teil weiter fortwirken.
Weitere Informationen zur Pressekonferenz finden Sie auf der Website des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.