Zukunftszentrum in Halle
Halle/Saale ist der Sitz des künftigen Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. Dort kann nun ein zentraler Ort entstehen, der die Lebensleistung der Ostdeutschen würdigt und den Transformationsprozess in Europa mitprägt.
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Die Jury hatte sich für Halle/Saale ausgesprochen, weil dieser Standort in herausragender Weise transformative Erfahrungen in Städten und Regionen in Ostdeutschland symbolisiert. Das Bundeskabinett hat am 1. März 2023 dieser Entscheidung zugestimmt. Die Stadt bietet eine sehr gute wissenschaftliche Vernetzung mit großem Potenzial. So kann das Ziel erreicht werden, durch das Zentrum Strategien für die Transformationsprozesse der Gegenwart und Zukunft zu entwickeln.
Halle hat eine gute Erreichbarkeit und kann den Diskurs über Transformationsprozesse einem breiten Publikum zugänglich machen.
Eine gute Nachricht für Halle
Der Bundeskanzler hatte bereits nach der Entscheidung der Jury am 15. Februar 2023 der Stadt gratuliert: „Eine gute Nachricht für Halle an der Saale und eine wichtige Nachricht für unser Land.“ Es werde ein zentraler Ort geschaffen, der die Lebensleistung der Ostdeutschen in der Nachwendezeit würdige. „Es geht dabei nicht um Nostalgie, sondern um die Würdigung der wichtigen Erfahrungen der Ostdeutschen während der friedlichen Revolution in der DDR und der Reformbewegungen in Osteuropa. Gerade für ein Europa, das sich mitten in einem gewaltigen Transformationsprozess befindet, bieten diese Erfahrungen wichtige Anknüpfungspunkte, die wir wachhalten wollen“, so Scholz.
Nächster Schritt - Architekturwettbewerb
Im weiteren Verlauf werden Feinkonzepte zur Gründung der Trägergesellschaft unter Berücksichtigung der Standortentscheidung zur Vorbereitung des Verfahrens nach § 65 BHO erstellt und der Bundesregierung sowie dem Deutschen Bundestag zur Beschlussfassung vorgelegt.
Der Architekturwettbewerb soll im Herbst 2023 beginnen.
Inhaltliche Konzeptionierung und Architekturwettbewerb werden entlang der vom Kabinett am 4. Mai 2022 beschlossenen Eckpunkte erfolgen.
Fragen und Antworten
Das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ ist ein Ort, an dem die Erfahrungen und Leistungen der Menschen aus und in Ostdeutschland in den letzten 30 Jahren sichtbar gemacht werden. Hier sollen die Bedingungen für eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaften erforscht und Lebensleistungen gewürdigt werden. Das Zentrum bietet Raum für Kultur, Dialog und lebendige Diskussionen. Damit ein Ort für die Menschen in ganz Deutschland und in Europa entstehen kann, werden die Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft in den Entstehungsprozess und in die Arbeit des Zentrums eng eingebunden. Geplant ist ein Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur.
Die Einrichtung des Zukunftszentrums ist ein Vorschlag der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ im Jubiläumsjahr 2020. Die Umsetzung der Idee zur Einrichtung des Zukunftszentrums wurde am 4. Mai 2022 durch einen Kabinettsbeschluss von der Bundesregierung und mit Beschluss vom 18. Mai 2022 durch den Deutschen Bundestag bekräftigt.
Das Zukunftszentrum füllt eine Leerstelle, die noch 32 Jahre nach der Wiedervereinigung zu spüren ist. Die Deutsche Einheit ist vollendet, vollkommen ist sie noch nicht. Das Zentrum ist daher eines der wichtigsten Projekte zur Festigung der Einheit Deutschlands in den kommenden Jahren.
Als Deutschland 1990 seine vier Jahrzehnte währende Teilung überwinden konnte und aus zwei deutschen Staaten ein vereintes Land wurde, fielen die Konsequenzen sehr unterschiedlich aus. Im Westen veränderte sich zunächst wenig. Im Osten dagegen brachte die Vereinigung einen Systemumbruch mit sich, eine große, lange dauernde Transformation aller Bereiche des Lebens. Um den Beitrag des Ostens zum heutigen Deutschland angemessen zu würdigen, entsteht das Zukunftszentrum ganz bewusst im Osten Deutschlands.
Das Zukunftszentrum wird ein Ort sein, an dem sich unser Land auf verschiedenen Ebenen mit der Auswirkung dieser Transformationsprozesse auf unsere heutige Gesellschaft auseinandersetzt. Im Zukunftszentrum werden gesellschaftsrelevante Forschung, Dialog und Begegnung sowie Kunst und Kultur einen Raum erhalten.
Es soll Knotenpunkt eines europäischen Netzwerks werden und die Transformationsperspektive der mittel- und osteuropäischen Nachbarn einbeziehen. Gerade nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist diese enge Verbindung mit unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa besonders wichtig.
Das Zentrum soll ein Ort sein, an dem nach vorn geschaut wird, an dem darüber gesprochen wird, wie wir miteinander leben wollen angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen: im Umgang mit den vor uns liegenden Transformationsprozessen gerade auch in Ostdeutschland. Bei Energiethemen, der Demografie, beim Umgang mit Digitalisierung und anderen Innovationsprozessen können wir viel voneinander lernen. Der Blick über den Tellerrand führt daher auch zu uns zurück, weil er zeigt, dass Deutschland seinen Einfluss im politisch unruhigen Europa nur als wirklich vereintes Land und nicht als Ost- und West-Teil ausüben kann. Damit soll das Zukunftszentrum einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Demokratie und des Zusammenhalts in Deutschland und in Europa leisten.