Gedenkmarsch gegen Verschmutzung der Umwelt

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Eine Hoffnung lernt gehen

Rund 500 Menschen nehmen an der Demonstration teil. Sie wollen unter dem Motto "Pleißepilgerweg 1989 – Eine Hoffnung lernt gehen" am Beispiel der Pleiße auf die katastrophale Umweltsituation aufmerksam machen. Ein Jahr zuvor hatte es den ersten Umzug gegeben.

Der Pilgerweg wird verboten, Polizei und Stasi nehmen 74 Personen vorübergehend fest. Einige Teilnehmer erhalten hohe Ordnungsstrafen. Bereits im Vorfeld hatte es Festnahmen und Hausarrest gegeben.

Zunehmende Kritik an Umweltverschmutzung

Umweltfragen unterlagen seit einem Beschluss des Ministerrates vom 16. November 1982 auch offiziell der Geheimhaltung. Umweltverschmutzung und deren gesundheitliche Folgen wurden in der offiziellen Berichterstattung so gut wie totgeschwiegen.

Dennoch waren mehr und mehr Menschen nicht länger bereit, die schwerwiegenden Folgen des ökologischen Raubbaus in der DDR stillschweigend hinzunehmen.

Mit ihren Forderungen nach kritischer Diskussion von Umweltrisiken entwickelte sich diese oppositionelle Bewegung vorwiegend in Industrieregionen der DDR. Sie wurde zu einem Ärgernis für die SED-Führung, machte sie doch damit gleichzeitig auch auf politische Missstände aufmerksam. Davon zeugt das Beispiel einer Umweltgruppe aus Leipzig.

Pleiße als "Lebensader" Leipzigs

Der Fluss Pleiße galt ursprünglich als Lebensader der Stadt Leipzig. "Verrohrt, verschüttet, abgedeckt und unterirdisch abgeleitet" war er ein Symbol für für die schlechte Umweltsituation der Stadt und der Region.

Vor diesem Hintergrund gründeten Kirchenkreise bereits 1981 die Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) – als eine der ersten Ökologiegruppen in der DDR.

Zu Beginn befasste sich die AGU noch mit Einzelproblemen des Umweltschutzes. Ab 1988 kamen vermehrt grundlegende Gesellschaftsprobleme zur Sprache. Die Gruppe veröffentlichte Eingaben, unter anderem an das Ministerium für Umweltschutz.

Die AGU organisierte am Weltumwelttag am 5. Juni 1988 den "1. Pleiße-Gedenkumzug". Laut Angaben der Stasi nahmen daran etwa 120 bis 140 Personen teil.

Um den zweiten, für den 4. Juni 1989 geplanten Marsch zu verhindern, bietet der Leipziger Stadtrat seine Zusammenarbeit an, wenn die AGU auf die Demonstration verzichten würde. Die AGU lehnt ab. Der Marsch, der in die Leipziger Innenstadt führen soll, wird nicht genehmigt. Die Reaktionen des politischen Systems sind, verglichen mit 1988, weitaus repressiver. Das belegt ein Bericht der Stasi.