Telefon und digitale Medien haben für Ältere große Bedeutung

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Interview mit Seniorenorganisation Telefon und digitale Medien haben für Ältere große Bedeutung

Ältere Menschen gelten mit Blick auf das Coronavirus als Risikogruppe. Doch wie lassen sich trotz häuslicher Isolation weiterhin Kontakte pflegen? Anlässlich des Tags der älteren Generation am 1. April erklärt die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen im Gespräch, was für Ältere jetzt besonders wichtig ist.

4 Min. Lesedauer

Eine ältere Dame mit einem Tablet

Für viele ältere Menschen ist es gerade jetzt sehr wichtig, telefonisch oder per Video-Telefonie den Kontakt zur Familie und zu Freunden zu halten.

Foto: Getty Images

Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertritt die Interessen der älteren Generation in Deutschland. Barbara Stupp ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes zuständig. Mit Blick auf Corona rät sie älteren Menschen, zu Hause zu bleiben und Hilfe von Familie oder Nachbarschaft anzunehmen.    

Was bedeuten die aktuellen Beschränkungen für Seniorinnen und Senioren?  

Barbara Stupp: Die Kontaktbeschränkungen sind auch für ältere Menschen sehr einschneidend. Zunächst denkt man vielleicht, dass sie nicht so viele Termine wie jüngere Menschen haben, die im Beruf stehen. Das ist sicherlich meistens auch der Fall. Aber auch für ältere Menschen fallen jetzt Strukturen weg, die den Alltag prägen und die sie sich aufgebaut haben. Das kann der regelmäßige Kontakt in einer Sportgruppe sein, die Teilnahme an einem Volkshochschulkurs oder freiwilliges Engagement: alles Dinge, die im Moment so nicht mehr stattfinden können. Und wenn sich dann Ältere noch dazu entschieden haben, zu ihrem eigenen Schutz nicht mehr einkaufen zu gehen und auf den Besuch der Enkelkinder verzichten, dann ist das wirklich nicht leicht.

Dennoch kommen viele ältere Menschen mit diesen drastischen Einschnitten in den Alltag ganz gut klar. Da hilft die Lebenserfahrung und auch die Gewissheit, schon andere Krisen gemeistert zu haben. Bei vielen Seniorinnen und Senioren ist die mentale Widerstandskraft gegenüber Krisen gut ausgeprägt.

Können Sie ein paar Tipps geben, wie man gerade als älterer Mensch trotz häuslicher Isolation ein halbwegs aktives Leben weiterführen kann?  

Stupp: Eine große Bedeutung haben das Telefon und die digitalen Medien. Für viele ist es gerade jetzt sehr wichtig, telefonisch den Kontakt zur Familie und zu Freunden zu halten. Manche sind auch in Telefonketten eingebunden, bei denen sich die Mitglieder untereinander immer wieder anrufen. Andere Seniorinnen und Senioren nutzen auch die aktuelle Situation, um telefonisch alte Kontakte wiederzubeleben. Viele tauschen sich mittlerweile auch über digitale Medien aus. Da gibt es viele gute Ideen, zum Beispiel werden Fotos aus der eigenen Kindheit geteilt oder Erlebnisse aus der Jugend berichtet. Das hilft vielen sehr, sich auch in der derzeitigen Lage nicht zu einsam zu fühlen.

Wichtig ist natürlich auch, wenn es einem möglich ist, zum Spazieren an die frische Luft zu gehen – natürlich immer mit dem empfohlenen Sicherheitsabstand von zwei Metern, wenn man andere Menschen trifft. Bewegung stärkt die körperliche Abwehr und tut auch der Seele gut. 

Ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen gelten als Risikogruppe. Sind alle älteren Menschen gleichermaßen von dem Coronavirus bedroht?

Stupp: Nein, es gibt ja auch nicht pauschal "die Älteren", auch in "normaleren" Zeiten nicht. Richtig ist aber, dass das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei Covid-19 mit zunehmendem Alter ansteigt. In dieser Hinsicht macht es schon einen Unterschied, ob es sich um einen Anfang 50-Jährigen oder um einen 80-Jährigen handelt. In sehr hohem Alter ist die Gefährdung größer. Wichtig ist auch die Frage, ob jemand an einer Vorerkrankung leidet. Sorge macht uns als Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen ganz besonders die Situation der älteren Menschen, die auf Pflege angewiesen sind. Sie müssen jetzt ganz besonders geschützt werden. Das gilt auch für ihre Angehörigen, wenn sie sich zuhause um die Pflege kümmern. Auch sie sollten in diesen Zeiten besonders auf sich Acht geben.

Wichtig ist ja auch die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln. Was ist hierbei zu beachten?  

Stupp: Das ist in der Tat gerade nicht einfach. Als älterer Mensch sollte man wegen der Ansteckungsgefahr selbst möglichst nicht mehr in Geschäfte oder Apotheken gehen. Unbedingt abzuraten ist vor allem davon, sich beim Arzt in ein volles Wartezimmer zu setzen. Wer sich krank fühlt, sollte unbedingt zuerst in der Arztpraxis anrufen und das weitere Vorgehen absprechen.

Viele Apotheken sind schon seit längerem darauf eingestellt, Medikamente zu Patienten nach Hause zu liefern. Das ist in der aktuellen Lage ein großer Vorteil. Auch der ein oder andere Supermarkt setzt mittlerweile auf dieses Modell und hat einen Lieferdienst im Angebot. Eine noch viele größere Rolle spielen derzeit die ehrenamtlichen Hilfsangebote aus der Nachbarschaft und der Familie.                

Erleben Sie denn eine Solidarität und einen Zusammenhalt in der Gesellschaft?

Stupp: Wir bekommen sehr viele Rückmeldungen über eine große Hilfsbereitschaft. Gerade jüngere Leute stehen bereit und engagieren sich, gehen beispielsweise für Ältere einkaufen oder fragen, wie sie helfen und unterstützen können. Eher ist es so, dass es Älteren schwerfällt, die Hilfe anzunehmen. Es ist verständlich, dass sie auch jetzt keinem zur Last fallen wollen. Doch sollten sie sich einen Ruck geben und das Angebot annehmen.

Was wünschen Sie sich noch von der Gesellschaft?

Stupp: Ich denke, dass man nicht oft genug den Appell wiederholen kann, den auch die Politik an uns alle richtet: Bleiben Sie zuhause und sorgen Sie mit dafür, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt! Wenn sich jeder an die Regeln und Maßnahmen hält, dann kommt das allen zugute. Nicht nur den Älteren: Denn erkranken kann jeder, gleich welchen Alters.