Schüler im Homeoffice

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Digitales Lernen in Zeiten der Corona-Pandemie Schüler im Homeoffice

Innerhalb weniger Tage mussten die Schulen in Deutschland von Präsenz- auf digitalen Unterricht umstellen. Die Erfahrungen sind unterschiedlich: Vorteile haben Schulen, die schon länger auf digitale Techniken setzen. Der Bund fördert die Digitalisierung innerhalb des "Digitalpakts Schule" mit fünf Milliarden Euro.

5 Min. Lesedauer

Mittwochfrüh, 7.40 Uhr: Schulbeginn für den 12-jährigen Lukas. Der Siebtklässler sitzt jedoch nicht im Klassenraum seines Gymnasiums im nordrhein-westfälischen Arnsberg, sondern zu Hause an seinem Schreibtisch. Vor wenigen Minuten hat er seinen Laptop hochgefahren und die Kamera eingerichtet. Das W-Lan funktioniert, perfekt, gleich kann es losgehen: Auf dem Stundenplan steht Biologie. In einem Webinar soll Lukas seine Präsentation zum Thema Wald vorstellen. Doch zunächst wünscht die Bio-Lehrerin einen "Guten Morgen". Digital. Denn sie selbst sitzt im Klassenraum, hinter ihr die Tafel und vor ihr auf dem Schreibtisch ein Laptop, über dessen Bildschirm sie die zugeschalteten Schülerinnen und Schüler im Blick hat.

Mit einem kurzen Impuls führt die Lehrerin in das Thema ein, dann ist Lukas an der Reihe. Hochkonzentriert spricht er in die Kamera, schaut zwischendurch auf seinen Bildschirm, um die Reaktion von seiner Lehrerin und den Mitschülern zu verfolgen. Hat jemand eine Frage, geht Lukas direkt darauf ein. Falls er das mal nicht direkt mitbekommt, schreibt ihm ein Schüler kurz eine Mail.

Schulen machen aus der Not eine Tugend

Digitales Lernen in Zeiten der Corona-Pandemie - für Lukas anfangs sehr ungewohnt. Mittlerweile jedoch hat er auch technisch einiges dazugelernt und findet es richtig, dass aus der Not eine Tugend gemacht wird. "Gerade so ein Webinar finde ich schon hilfreich, da hat man zwischendurch auch ein Tafelbild vor Augen und kann Inhalte besser verstehen. Und die Lehrer sieht man auch und ich kann mal eine Frage stellen", sagt der 12-Jährige. "Außerdem ist es schön, dass ich so zumindest digital meine Freunde sehen kann."

Seine 16-jährige Schwester Johanna besucht dasselbe Gymnasium und paukt im Zimmer nebenan intensiv Mathe-Aufgaben. Schließlich will sie nichts Wichtiges verpassen, im nächsten Jahr steht für sie das Abitur an. Auch Johanna ist digital mit ihren Lehrern und Mitschülern verbunden. Sie ist "positiv überrascht", dass "die Schule und die Lehrer dass auch organisatorisch so hinbekommen, weil es ist ja schon anders als der Unterricht im Klassenraum".

"Im Zweifel hilft man sich gegenseitig"

Der Umstieg auf digitales Lernen innerhalb weniger Tage – eine Riesen-Herausforderung für das Arnsberger Gymnasium Laurentianum mit seinen etwa 600 Schülerinnen und Schülern und rund 60 Lehrkräften. Schulleiterin Beate Nordmann und ihre Stellvertreterin Verena Verspohl war es wichtig, nach der Schulschließung den normalen Stundenplan beizubehalten. Dass dies digital funktioniert, erleichtert Beate Nordmann: "Es ziehen alle an einem Strang, Schüler, Eltern und das Kollegium. Bei den Lehrerinnen und Lehrern gibt es natürlich Unterschiede bei der digitalen Affinität, im Zweifel hilft man sich gegenseitig."

Zugute kommt der Schule in der jetzigen Situation, dass Digitales schon seit einiger Zeit großgeschrieben wird. Tablets wurden angeschafft, Lehrkräften digitale Fortbildungen ermöglicht und über die Schulapp Sdui tauschen sich Schüler, Eltern und Lehrer schon länger im geschützten Raum aus.

Bernadette Volbracht hat drei Kinder an dem Arnsberger Gymnasium und ist Pflegschaftsvorsitzende. "Aus Elternsicht finde ich es wichtig, dass die Kinder gerade jetzt in diesen unruhigen Zeiten durch das E-Learning weiter in ihren gewohnten Strukturen bleiben können, das gibt ihnen Sicherheit."

Arbeiten mit der Cloud

Rund 700 Kilometer nordöstlich, die Ostseeschule Ückeritz auf Usedom. Die Regelschule mit Abschlüssen der Sekundarstufe I hat innerhalb weniger Tage eine eigene Schul-Cloud eingerichtet. "Da hat es sich ausgezahlt, dass wir schon seit längerem auf Fortbildungen für unsere Lehrkräfte setzen", betont Schulleiter Peter Biedenweg. Das Lehrer-Kollegium arbeitet im Homeoffice und lädt über die Cloud Aufgaben für die Schülerinnen und Schüler hoch.

"Für die Schule war das schon ein Sprung ins kalte Wasser. Andererseits zwingt uns die aktuelle Situation dazu, Dinge auszuprobieren, die man sonst erst viel später angegangen wäre", sagt Biedenweg.

Dass künftig dauerhaft verstärkt digital gelernt wird, ist schon jetzt klar. Denn die Ostseeschule hat für eine bessere digitale Infrastruktur bereits eine Förderzusage von etwa 167.000 Euro erhalten. Es ist Geld aus dem Milliardentopf "Digitalpakt Schule", auf den sich Bund und Länder verständigt haben.

Fünftklässler mit iPads  

Ein Blick nach Sachsen, zum Léon-Foucault-Gymnasium in  Hoyerswerda. Auch hier büffeln die Schüler derzeit an ihren heimischen Schreibtischen. Die Lehrer versorgen sie über die sächsische Lernplattform "LernSax" mit Aufgaben.

Erfahrung mit digitalen Tools hat das Gymnasium schon länger. Im vergangenen Sommer wurde für alle Fünftklässler das Projekt "Lernen mit dem iPad" gestartet. Die gesamte Jahrgangsstufe arbeitet mit digitalen Lernbüchern, auch die Fachlehrer nutzen die iPads und setzen spezielle Apps im Unterricht ein. Schulleiter Uwe Blazejczyk ist zufrieden: Die Rückmeldungen von Schülern, Eltern und Lehrer seien "mehr als positiv".

Was die aktuelle Situation betrifft, "war es bei uns an der Schule tatsächlich sehr hilfreich, dass bereits Erfahrungen im Umgang mit digitalen Lernwerkzeugen existierten", so Schulleiter Blazejczyk.

In Zukunft mehr Digital-Unterricht

Zurück nach Arnsberg. Mittagszeit, Pause für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Laurentianum. Lukas stärkt sich gerade zuhause mit einer großen Portion Schupfnudeln für weitere zwei Stunden Digital-Unterricht.

Auch wenn er sich mit dem "Homeoffice" arrangiert hat: Nur noch digital zu lernen, kann er sich nicht vorstellen. "Es ist ja schon etwas anderes, gerade auch die Mitschüler mal persönlich zu treffen." Allerdings fände er langfristig so "ein Zwischending gut, Unterricht mal in der Schule, aber ab und zu auch online". Mit den aktuellen Erfahrungen wird es digitales Lernen künftig auf jeden Fall häufiger geben. 

Mit dem "Digitalpakt Schule" wollen Bund und Länder für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Der Bund stellt dafür in den nächsten Jahren fünf Milliarden Euro zur Verfügung, allein 3,5 Milliarden in dieser Legislaturperiode. Nach einer Änderung des Grundgesetzes und der Unterzeichnung einer Verwaltungsvereinbarung haben Bund und Land den Digitalpakt im Mai 2019 gestartet. Die Schulträger können die Mittel in ihrem Bundesland beantragen. Die einzelnen Schulen waren aufgefordert, eigene didaktische Konzepte für das digitale Lernen zu erstellen.