Pflege in besonderen Zeiten 

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Austausch mit der Kanzlerin Pflege in besonderen Zeiten 

Wie erleben Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und Pflegekräfte die Pandemie? Wie hat sich die Situation verändert und was ist dabei besonders herausfordernd? Darüber sprach Kanzlerin Merkel am Donnerstag mit dieser besonders vom Coronavirus betroffenen Gruppe. Ein Bürgerdialog mit vielen wertvollen Einblicken.

3 Min. Lesedauer

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit mit Pflegebedürftigen, pflegenden Angehörigen und Pflegekräften austauschen.

Die Bundeskanzlerin im Gespräch: Angela Merkel unterhielt sich am Donnerstag mit Pflegebedürftigen, pflegenden Angehörigen und Pflegekräften.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Es war ein Gespräch mit vielen interessanten Perspektiven: Welche Erfahrungen machen Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und Pflegekräfte? Das interessierte Bundeskanzlerin Merkel - insbesondere jetzt, da die Corona-Pandemie den Pflegealltag für sie alle massiv verändert. Am besten komme man durch eine so schwere Zeit, wenn man zusammenhalte, betonte Bundeskanzlerin Merkel zu Beginn des Gesprächs am Donnerstag, zu dem alle Teilnehmer per Video zusammengeschaltet waren.

Die Pandemie mache das Leben in Heimen und Einrichtungen einsamer und die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte noch belastender, hatte Merkel zuvor in ihrem aktuellen Video-Podcast erklärt. "Die Menschen, die gepflegt werden müssen, ihre Angehörigen und die Pflegekräfte sind eine Gruppe unserer Gesellschaft, der wir besondere Aufmerksamkeit schenken müssen."

Beeindruckende Reaktion der Pflegeeinrichtung 

Die besonderen Bedingungen in der Pandemie - sie waren immer wieder Thema in den Gesprächen: Friede Wallentin etwa erzählte, sie sei ihren Pflegerinnen und Pflegern sehr dankbar. Die Pflegeeinrichtung in der sie lebt, habe viele Maßnahmen getroffen, um ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen: "Es hat mich beeindruckt, wie die Einrichtung reagiert hat“, so die Seniorin. Dazu gehöre auch, dass es möglich sei, ihre Familie zu empfangen. Einen Wunsch habe sie aber noch: Wlan und Zugang zum Internet, damit "wir mit unseren Kindern Kontakt halten können".

Eine variable Ausbildung als Grundlage

Friederike Gerber ist Pflegefachkraft. In ihrem Pflegedienst sei man mit viel Engagement bisher gut durch die Pandemie gekommen, erklärt die Pflegerin. Ein anderes Thema beschäftige sie allerdings sehr: die neue generalisierte Pflegeausbildung. Neu ist, dass Auszubildende zunächst eine allgemeine Pflegeausbildung machen, bevor sie sich spezialisieren. Sie frage sich, warum die Pflegeausbildung reformiert wurde. Die Bundesregierung wolle den jungen Menschen mehr Berufsmöglichkeiten bieten, "mehr Variabilität für ihr weiteres Leben", so die Kanzlerin.

01:07

Video Die Kanzlerin zum Auftakt des Bürgerdialogs

Pflegende Angehörige - ohne sie geht es nicht

Die meisten Pflegebedürftigen werden nach wie vor von Familienmitgliedern betreut - derzeit pflegen etwa 2,5 Millionen Menschen Angehörige zu Hause. Die Kanzlerin wollte wissen, wie sie die vergangenen Monate erlebt und was sie als besonders herausfordernd empfunden haben.

Albert Sauter pflegt seine 91-jährige Mutter zu Hause, tagsüber ist die Seniorin in der Tagespflege. Große Probleme hatte die Familie, als die Pflegeeinrichtung wegen der Pandemie geschlossen war. Der alten Damen fehlte die gewohnte Ansprache, die Aufmerksamkeit, die sie in der Tageseinrichtung genieße. Dies könne die Familie nicht leisten. Er hoffe, auf weiter entwickelte Konzepte, so dass Einrichtungen wie die seiner Mutter nicht wieder schließen müssten, so Sauter.

Im Augenblick stünde die Schließung solcher Einrichtungen nicht in der Diskussion, betonte Merkel. "Aber es setzt auch voraus, dass alle in einer Gesellschaft aufeinander Rücksicht nehmen und dass wir die Kontakte, die nicht notwendig sind, vermeiden." Außerdem verwies die Kanzlerin auf neue Schnelltests, die mehr Sicherheit bieten können.  

Bessere Pflege braucht mehr Personal

Alle Pflegebedürftigen waren sich einig in ihrer Dankbarkeit für die Arbeit der Pflegekräfte, deren Zuwendung, Aufmerksamkeit und Engagement. Insbesondere da das Personal oft knapp, der Stress häufig groß sei. "Wir arbeiten daran, die Bedingungen zu verbessern", sagte Merkel. Einiges hat die Bundesregierung schon auf den Weg gebracht : Sie hat Mindestlöhne eingeführt und erhöht sowie den Urlaubsanspruch ausgebaut. 

"Wir arbeiten auch daran, mehr junge Menschen in den Job zu bekommen", sagte die Kanzlerin. Sie könne sich etwa einen Rechtsanspruch für junge Bürger auf ein Freiwilliges Soziales Jahr vorstellen, um mehr Nachwuchs für die Pflege zu gewinnen. Wer es machen wolle, solle es auch machen können, erklärte sie. Bereits eingeführt ist neben der neuen generalistischen Pflegeausbildung auch das Pflegestudium  - ein weiterer Schritt, der Berufe in der Pflege für junge Menschen attraktiver machen soll.

Der Austausch mit Pflegebedürftigen, pflegenden Angehörigen und Pflegekräften war die zweite Veranstaltung von insgesamt vier unter dem Motto "Die Bundeskanzlerin im Gespräch". Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gesprächs waren von den Wohlfahrtsverbänden ausgewählt worden. Mit den Gesprächen knüpft die Kanzlerin an die lange Tradition ihrer Bürgerdialoge an. Den Auftakt hatte ein Austausch mit Auszubildenden und den Ausbildern gemacht. Weitere digitale Dialoge sind mit Polizistinnen und Polizisten sowie Studierenden geplant.