Polizei erfasst mehr der Fälle von Kinderpornografie

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Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik Polizei erfasst mehr der Fälle von Kinderpornografie

Mehr Fälle von Misshandlungen und Kindesmissbrauch und ein deutlicher Anstieg der gemeldeten Fälle von Kinderpornografie – diese Entwicklung zeichnet die Polizeilichen Kriminalstatistik 2021. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung fordert eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und eine bessere Ausstattung der Ermittlungsbehörden. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.

3 Min. Lesedauer

Holger Münch und Kerstin Claus sitzen auf dem Podium der Bundespressekonferenz bei der Vorstellung der Zahlen kindlicher Gewaltopfer.

Stellten die aktuellen Zahlen in Berlin vor: BKA-Chef Holger Münch und die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Kerstin Claus.

Foto: IMAGO/Future Image/F. Kern

Die Polizei in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Fälle von Kindesmissbrauch und vor allem von Kinderpornografie registriert. Das geht aus Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Der Präsident des Bundeskriminalamtes Holger Münch und die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Kerstin Claus stellten die Zahlen zu Gewalttaten an Kindern und Jugendlichen in einer Pressekonferenz vor.   

Die Zahlen der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik für 2021 im Einzelnen:

  • Die Fälle von Kinderpornografie haben sich mehr als verdoppelt auf nun mehr als 39.000 Fälle (+ 108,8 Prozent).
  • Bei den Fällen von Kindesmissbrauch gab es einen Anstieg auf 15.500 Fälle (+ 6,3 Prozent).
  • 145 Kinder sind gewaltsam zu Tode gekommen, die meisten von ihnen jünger als sechs Jahre (- 4,6 Prozent).

Jedes Jahr gibt die Polizeiliche Kriminalstatistik einen Überblick über die Sraftaten aus dem vorherigen Jahr, die der Polizei bekannt geworden sind. Insgesamt ist die Zahl der Straftaten in Deutschland rückläufig (- 4,9 Prozent). Dieser Trend setzte sich zum fünften Mal in Folge auch 2021  fort. Das trifft allerdings nicht auf die Zahlen kindlicher Gewaltopfer zu.

Bundesinnenministerin: Ermittlungsteams werden verstärkt

Bundesinnenministerin Nancy Faeser nannte die Zahlen „erschütternd“. Die Ermittlungsteams im BKA würden weiter deutlich gestärkt, dies müsse auch bei den Landesbehörden passieren. Darüber werde man diese Woche auch bei der Innenministerkonferenz sprechen.

Der deutliche Anstieg der gemeldeten Fälle von Kinderpornographie um mehr als 108 Prozent ist nach den Worten der Missbrauchsbeauftragter Claus zu erwarten gewesen. Da die Strafverfolgung bei Missbrauchsdarstellungen in letzter Zeit „deutlich intensiviert“ worden seien – etwa durch größere Ressourcen beim BKA und in einzelnen Polizeibehörden der Länder – spiegele sich das nun auch bei den Zahlen der Kriminalstatistik wider.

Engere internationale Zusammenarbeit führt zu mehr Hinweisen

BKA-Präsident Münch nannte noch einen weiteren Grund, nämlich die engere internationale Zusammenarbeit der Strafbehörden. Etwa 85 Prozent aller Hinweise kämen aus den USA, wo die Internetprovider gesetzlich verpflichtet seien, Missbrauchsdarstellungen zu melden. Die steigende Zahl an Hinweisen bedeute „enorme digitale Datenmengen, die polizeilich ausgewertet werden müssen. Wir arbeiten deshalb im BKA ebenso wie in den Länderdienststellen mit Hochdruck daran, unsere technischen sowie personellen Ressourcen auszubauen und unsere Verfahrensabläufe im polizeilichen Verbund weiter zu verbessern.“

Die Missbrauchsbeauftragte Claus wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es für eine wirksame Prävention und Intervention die Stärkung der Zusammenarbeit sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene brauche. „Ich begrüße daher den aktuellen Vorschlag der EU-Kommission zu einer verstärkten Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt.“

Medienkompetenz stärken

Wie schon in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die selbst über ihre Smartphones kinder- und jugendpornografische Bilder teilen, weiter erhöht. Ihre Anzahl hat sich seit 2018 mehr als verzehnfacht auf nunmehr 14.528 Tatverdächtige.

Ihnen sei die Strafbarkeit ihres Tuns häufig nicht bewusst, betonte Claus. Medienkompetenz sei hier ein ganz wichtiger Schlüssel. Polizei und Beratungsstellen können hier viel zur Aufklärung beitragen. Gefordert sind aber vor allem auch die Eltern und Schulen, um pädagogische Antworten darauf zu finden. Gleichzeitig müssten Kinder und Jugendliche auch wissen, wohin sie sich wenden könnten, wenn sie in Kontakt mit Kindesmissbrauch oder Kinderpornografie kämen.

Verlässliche Zahlen des Dunkelfeldes nötig

Die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik zeigen naturgemäß nur das Hellfeld, also jene Straftaten, die den Polizeibehörden auch bekannt geworden sind. Das Dunkelfeld ist weitaus größer. Es ist davon auszugehen, dass etwa ein bis zwei Schüler oder Schülerinnen in jeder Schulklasse von sexueller Gewalt betroffenen waren beziehungsweise sind.

Kerstin Claus forderte daher erneut verlässliche Daten zum Dunkelfeld und damit zum tatsächlichen Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Ohne solide Zahlen könne man nicht beurteilen, ob steigende Zahlen auf verstärkte Ermittlungsarbeit der Behörden zurückgingen oder auf einen Anstieg der Straftaten.

Es gehe nicht um die einmalige Erhebung von Daten, sondern um eine dauerhafte, systematische. Daher erneuerte sie ihre Forderung, nach einem Forschungszentrum, dass sich um diese Zahlen kümmere. Es müsse im Bundeshaushalt verankert sein, so Claus.